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Folge 23: Hellraiser - Das Tor zur Hölle

Verfasst: Mo 24. Jun 2019, 20:54
von falko
Wenn man Sachen in Düsseldorf kauft, muss man aufpassen, denn es könnte Altbier drin sein. Frank Cotton erwirbt dort allerdings einen anderen Weg zur Hölle: eine Art Zauberwürfel, bei dem man nicht an den Farben verzweifelt, sondern mit dem er einen Weg zu überirdischen Genüssen ebnen will. Er bekommt allerdings die Zenobiten, deren Verständnis von Genuss eher schmerzhaft ist.

Clive Barkers Novelle hat seinen Ruhm als Horror-Autor in den 80ern mitbegründet, seine eigene Verfilmung hat ihn bei einem großen Publikum bekannt gemacht, und „Hellraiser“ wurde zu einem Franchise. Kann man das dünne Büchlein heute noch goutieren oder ist es zenobitisch und bereitet nur noch Schmerzen beim Lesen? Und was ist eigentlich dieser „Splatterpunk“?

Viel Spaß mit der neuen Folge!

Folge 23: Hellraiser - Das Tor zur Hölle

PS: Ich möchte mich in aller Form für den Düsseldorf-Witz entschuldigen. Pinhead hat mich gezwungen.

Re: Folge 23: Hellraiser - Das Tor zur Hölle

Verfasst: Mi 26. Jun 2019, 08:42
von Oliver Naujoks
Gleich heute Morgen gehört die Folge, als Ex-Barker Fan.

Falko, unsere Leserbiographie ist schon fast auf unheimliche Weise ähnlich, vielleicht sind wir doch beide bei Geburt getr.. aber das ist Spekulation.

Ich habe in den 80ern mit größtmöglicher Faszination die "Bücher des Blutes" gelesen und bei einem Nachlesen vor einigen Jahren festgestellt, dass viele davon bei mir heute noch funktionieren. Die unglaublichen Bilder von Kleinoden wie "In the Hills, the Cities" gehen mir ein Leben lang nicht aus dem Kopf. Ich habe "Weaveworld" damals für den Englisch-Unterricht gelesen (wir durften uns die Romane selbst aussuchen) und vorstellen! Mein Lehrer war damit etwas überfordert. :-)

Ich danke Euch dafür, dass Ihr mir die Arbeit abgenommen habt, "The Hellbound Heart" noch einmal zu lesen. Gerade in Euren gegensätzlichen Standpunkten konnte ich viel heraus hören und dem Text nochmal begegnen. Weiß aber jetzt, warum ich das sicherlich nicht nochmal lesen werde.

Ich habe ebenfalls 9 der 10 Hellraiser-Filme gesehen, und bis auf 1-2 richtige Gurken hatten auch die späteren Billigheimer für mich durchaus noch ihren Reiz.

Drei Anmerkungen noch, keine Kritik, aber Dinge, die ich gesagt hätte, wenn ich bei Eurem Podcast dabei gewesen wäre:

-Dass der Film-Pinhead ein Sprücheklopfer ist, wird erst mit dem dritten Film etabliert, wo man sich offensichtlich an Freddy & co. anlehnte. In den ersten beiden Filmen ist das noch nicht so.

-In der Rückschau, angesichts der Tatsache, was für einen Zensur- und Uiuiuiui-Nimbus der Film "Hellraiser" hat, finde ich es schon sehr bemerkenswert, dass der heute völlig ungekürzt ab 16 freigegeben ist.

-Ich hätte noch deutlicher erwähnt und betont, wie bildgewaltig der teilweise ist. Es gibt einige ganz tolle Setups und Momente in dem Film, auch, aber nicht nur das denkwürdige Finale. Jesus Wept.

Warum ich Ex-Barker Fan bin? Mich hat genau das, was Ihr "mäandern" genannt habt, von ihm fortgetrieben. Ich fand irgendwann ab den 90ern die Kombination: Barker+Dickes Buch abtörnend. Die Abarat-Bücher haben mir aber auch gefallen.

Wichtig noch zum Abschluss, vielleicht auch doch noch für Jochen (eine Chance geht noch): Die Verfilmung von Cabal - Die Brut der Nacht ist ebenfalls sehr sehenswert und bildgewaltig. Besonders reizvoll ist der Vergleich zwischen Barkers epischer Saga-Version, die vor einigen Jahren erst veröffentlicht wurde, und der damals aus Länge-Gründen massiv gestutzten Kinofassung.

Danke für diesen erneut hochinteressanten und sehr hörenswerten Podcast.

Re: Folge 23: Hellraiser - Das Tor zur Hölle

Verfasst: Mi 26. Jun 2019, 09:04
von falko
Danke fürs Feedback!

Was die Filme angeht, war der zweite Teil von Tony Randel immer mein Liebling. Da bekam man auch seine gehörige Dosis Hölle ab. Stimmt - Teil 3 hat alles etwas weichgespült, bzw Slasher-mäßiger gemacht, wobei ich den auch immer mochte - schließlich spielt Terry Farrell mit. Da wurde ja auch der Motörhead-Song auf MTV auf und ab gespielt (wobei ich sagen muss, dass mir die Ozzy-Version besser gefällt :D ).

An die Nightbreed-Verfilmung habe ich mich seit damals nicht mehr rangetraut, aber habe sie eigentlich auch in guter Erinnerung ... nur fand ich "Lord of Illusions" damals auch großartig, und vor ein paar Jahren war der sehr ernüchternd bei der neuen Sichtung ...

Die digitale Verfügbarkeit der Barker-Filme und Hellraiser-Reihe ist aktuell stark verbesserungswürdig ...

Re: Folge 23: Hellraiser - Das Tor zur Hölle

Verfasst: Mi 26. Jun 2019, 10:35
von Oliver Naujoks
Hellraiser III ist auf seine Art ziemlich unterhaltsam, nur die Puristen-Fans haben da die Nase gerümpft. Lord of Illusions fand ich schon bei der Erstsichtung überlang und meh, den muss ich nicht nochmal haben. Die mangelnde digitale Verfügbarkeit ist sicher ein Indiz für die fehlende Nachfrage. :?

Re: Folge 23: Hellraiser - Das Tor zur Hölle

Verfasst: Mi 26. Jun 2019, 13:19
von Shenmi
Ich kannte Film und Buch nur vom Hörensagen bzw. die Figur des Pinhead.
Erst letztens ist mir aufgefallen das dieser Charakter im Film "Cabin in the woods" verwurstet wurde. Überhaupt glaube ich, nach dem Hören des Podcastes, es gibt dort noch mehrere Figuren, die an Barker angelehnt sind.
Vielen Dank auch für die Buchtipps, denn tatsächlich habe ich noch nie einen Barker gelesen. Allerdings ist mir beim Durchsuchen meines Readers aufgefallen, dass ich das empfohlene "Gyre" tatsächlich schon besitze.
Ich habe auf meinem Reader schon lange den Überblick verloren, er ist immer wieder für Überraschungen gut.
Derzeit bin ich sowieso gerade in dem Genre unterwegs und habe jetzt drei Romane von Richard Laymon gelesen.
Der kommt mir allerdings etwas spät pubertierend rüber, so als würde er sich an der sexualisierten Gewalt gegenüber seinen weiblichen Figuren durchaus "erfreuen". Normalerweise störe ich mich nicht so daran, aber diese Romane haben irgendwas an sich was mir missfällt.
Nun bin ich gespannt wie Barker rüberkommt.

Der Podcast war super, auch wenn ich eigentlich gar keine große Lust auf das Thema hatte.
Eben weil mir der Bezug zu Hellraiser fehlt. Aber solche Sachen entpuppen sich dann eben manchmal als die spannendsten.

Re: Folge 23: Hellraiser - Das Tor zur Hölle

Verfasst: Mi 26. Jun 2019, 15:57
von Børge
Zur Vorbereitung auf die Folge hab ich Hellraiser auch endlich mal gelesen. Das Buch steht schon seit Jahren ungelesen in meinem Regal, hab ich wahrscheinlich mal für 1€ auf einen Trödelmarkt oder so mitgenommen.

Beim lesen ging es mir teilweise wie Jochen, nur nicht so schlimm. Die Figuren sind mir alle egal, Grusel oder Ekel kam nicht wirklich auf und da ich einige Horrorfilme kenne, gab es auch keine Überraschungen. Mich persönlich würde ja mal interessieren wie viele der Horror Klischees in dem Buch schon damals welche waren.

Ansonsten habe ich von Clive Barker nur Abarat (das erste Buch) gelesen. Das war ca vor 10-12 Jahren. Damals mochte ich es. Der zweite Teil liegt bis heute ungelesen bei mir im Regal.

Re: Folge 23: Hellraiser - Das Tor zur Hölle

Verfasst: Fr 28. Jun 2019, 12:28
von KingSirus
Ich musste nach der Folge dran denken, dass doch letztes Jahr (oder war es doch 2017) die ersten drei Teile von Hellraiser nochmal in ausgewählten Kinos liefen, da die Filme vom Index runter genommen worden waren. Und gefühlt ist nicht nur das Horrorgenre rund um Clive Barker verschwunden (zumindest im deutschen Raum), sondern Horror generell. Wenn man keine darauf spezialisierte Buchhandlung dafür hat, findet man dazu kaum was. Filme oder Videospiele wiederum stellen dahingehend keine Probleme dar... komisch.

Ach mensch, kann es auf jeden Fall nur wiederholen, aber ich fänd es Klasse wenn ich mal von David Mitchell "Slade House" oder von Thomas Ligotti "Grimescribe" besprechen würdet. Vor allem bei letzterem würde mich eure Meinung sehr interessieren :D

Re: Folge 23: Hellraiser - Das Tor zur Hölle

Verfasst: Fr 28. Jun 2019, 12:56
von falko
KingSirus hat geschrieben: Fr 28. Jun 2019, 12:28 Ich musste nach der Folge dran denken, dass doch letztes Jahr (oder war es doch 2017) die ersten drei Teile von Hellraiser nochmal in ausgewählten Kinos liefen, da die Filme vom Index runter genommen worden waren. Und gefühlt ist nicht nur das Horrorgenre rund um Clive Barker verschwunden (zumindest im deutschen Raum), sondern Horror generell. Wenn man keine darauf spezialisierte Buchhandlung dafür hat, findet man dazu kaum was. Filme oder Videospiele wiederum stellen dahingehend keine Probleme dar... komisch.
Verrückt ist, dass im Zeitalter des Streaming selbst die krudesten Horrorfilme eigentlich mit einem Klick verfügbar sind und dass man nicht importieren oder auf Flohmärkten die Kassetten oder DVDs zusammensuchen muss. Tatsächlich gibt es auch auf den Plattformen die trashigen Sachen, aber man muss SEHR TIEF BUDDELN, bis man sie findet. Denn beworben werden sie natürlich nicht ...

Re: Folge 23: Hellraiser - Das Tor zur Hölle

Verfasst: Sa 29. Jun 2019, 08:26
von Dachs von Ghissi
Hallo miteinander,

Euren tollen podcast verfolge ich nun schon seit ein paar Monaten, angefixt von den Lovecraft - und Hobbit - Folgen. Gefällt mir sehr gut. Könnte auch am ähnlichen Alter liegen.

Jetzt habe zum ersten Mal das besprochene Buch extra vor Eurer Folge durchgelesen, um "mitreden" zu können. :-) Nur um beim Lesen festzustellen, dass ich Hellraiser wohl als Jugendlicher doch schon mal gelesen haben muss. Diese ganz schwache Erinnnerung beim Lesen, wenn die Bilder im Kopf auf Bilder stoßen, die man sich vor über 20 Jahren gemacht hat. Auch eine Leseerfahrung.

Mir gefiel das erste Kapitel auch deutlich besser als der Rest des Buches. Das Kapitel (quasi Kapitel Eins) wirkte auf mich inhaltlich sehr abgeschlossen, wie eine vollwertige Kurzgeschichte mit einem grauenhaften aber sinnvollen Ende ("Fangen wir dann mal an..."). Ich werden den Verdacht nicht los, dass Barker zuerst nur dieses Kapitel geschrieben hat und den Rest wie einen zweiten Teil erst später hinzugefügt hat. Ich glaube (ganz anderes Thema), bei "Mio, mein Mio" von Astrid Lindgren kann das erste Kapitel auf ählnliche Weise auch alleine stehen.

Im weiteren Verlauf stolperte ich in der deutschen Übersetzung immer über das Wort "Treppenabsatz". Dauernd dieses Wort. Welcher Begriff wird da im Original verwendet? Ich hatte jedenfalls Probleme, mir darunter etwas vorzustellen. Ein "Treppenabsatz" auf dem eine Reihe von Türen sind?

Sehr ärgerlich fand ich - wie von Euch angesprochen - das Vergessen der eigenen Regeln. Im ersten Kapitel muss Frank ganz eindeutig bewusst JA zu dem faustischen Pakt sagen, bei Kristy war es dann völlig egal. Würfel geöffnet, Pech gehabt. Diese Inkonsequenz könnte aber ein weiterer Hinweis sein, das erste Kapitel losgelöst zu lesen.

Ich fand jedoch einigermaßen schlüssig erklärt, warum Kristy das Rätsel so nebenbei im Krankenhaus lösen konnte. Auf dem Würfel war Blut und die Flüssigkeit ließ die haarfeinen Rillen anders als bei Franks Versuchen sichtbarer werden.

Den Film will ich mir jetzt natürlich auch anschauen. :-)

Re: Folge 23: Hellraiser - Das Tor zur Hölle

Verfasst: Sa 29. Jun 2019, 12:14
von Heretic
Hörenswerter Podcast, auch wenn Jochen übertrieben vehement und bei jeder sich bietenden Gelegenheit kundtut, wie mistig er Barkers Schreibstil findet. Ich werde aber nicht nachprüfen, ob er in Bezug auf "Hellraiser" womöglich recht hat, denn ich habe nicht vor, das Büchlein nochmal zu lesen. :mrgreen:

Ich habe die Novelle allerdings erst relativ spät und Jahre nach dem Anschauen des Filmes nachgeholt, und da konnte sie wohl - auch im Vergleich zu anderen Barker-Werken - nur verlieren. Den Film mochte (und mag) ich hauptsächlich wegen der House-Horror-Atmosphäre und den für damalige Verhältnisse recht derben Effekten. Die Szenen mit dem langsam wieder ins Leben zurückkehrenden Frank auf dem Dachboden fand ich dementsprechend am stärksten, während mich der Zauberwürfel und die Zenobiten inklusive Pinhead nie so richtig umgehauen haben. Immerhin waren letztere im Film schön eklig anzuschauen. Wirklich viel gemacht haben die Kollegen aber irgendwie nie.

Barker-Fan bin ich trotzdem, hauptsächlich wegen den Büchern des Blutes, "Gyre" und "Cabal". "Gyre" (Wirbel?) habe ich vor ein paar Jahren nochmal gelesen, und es hat mir wieder sehr gut gefallen. Klar, der nach wie vor schön widerliche (Body-)Horror entfaltet nicht mehr dieselbe Wirkung wie früher, aber die Geschichte ist einfach herrlich abgedreht schwurbelig (oder wirbelig? :D ). "Cabal" müsste ich mal wieder lesen und schauen, ob es gut gealtert ist. "Imajica" habe ich durchgelesen, aber hängengeblieben ist davon nichts. Ich weiß nur noch, dass ich es als ausgesprochen zäh empfand und mich oftmals zum Weiterlesen zwingen musste.