Folge 11: Die vielen Leben des Harry August

Hier wird über die aktuelle Folge diskutiert. Und über alle anderen natürlich auch.
Insanity
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Re: Folge 11: Die vielen Leben des Harry August

Beitrag von Insanity »

Mir hat „Die vielen Leben des Harry August“ gut, aber nicht überragend gefallen. Ich finde nicht schlimm, dass, wie im Podcast bereits erwähnt, kein Grund für die Geburt eines Kalachakra genannt wird bzw. bekannt ist.

Achtung, meine Spoilertags funktionieren nicht, evtl. enthält der folgende Absatz daher leider ein paar leichte.

Doch warum Harry trotz dreimaligen Versuchs seitens Vincent, ihm das Gedächtnis zu löschen, sich dennoch an alles erinnert, ist eine Sache, die man halt einfach hinnehmen muss und die ich etwas plump finde, auch wenn es natürlich cool ist, wie Harry Vincent über Jahrzehnte an der Nase herumführt. Wenn ich persönlich der Geschichte dennoch etwas ankreiden möchte, dann, dass sie wirklich keine sonderlich stark plotgetriebene ist. Ich hatte mir während des Lesens beispielsweise vorgestellt, dass Harry selbst möglicherweise die Ursache für den beschleunigten Untergang der Welt sein könnte, weil er vielleicht Vincent noch von viel früheren Leben her kannte, mit ihm einen Plan ausgetüftelt hatte und dann zur Tarnung das Gedächtnis gelöscht bekam. Aber nichts dergleichen. Das soll das Werk der Autorin aber nicht schmälern, schließlich muss nicht jeder Roman überraschende oder schlimmstenfalls bemühte Twists haben.
Zuletzt geändert von Insanity am Fr 15. Nov 2019, 22:12, insgesamt 1-mal geändert.
Sankari
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Re: Folge 11: Die vielen Leben des Harry August

Beitrag von Sankari »

@Insanity:
[spoiler]
Erklärt wird die Tatsache, dass Harry das Gedächtnislöschen übersteht in der Tat nicht. Es wird aber zumindest von Harry vermutet, dass es damit zusammenhängen kann, dass er Mnemoniker ist. Und genau das ist ja auch für den Plot wichtig, da Vincent auch Mnemoniker ist. Denn aus diesem Grund kann Harry Vincents Plan nicht einfach durchkreuzen, indem er dessen Gedächtnis löscht, sondern muss seine Geburt verhindern.
[/spoiler]
Insanity
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Registriert: Mo 3. Dez 2018, 22:06

Re: Folge 11: Die vielen Leben des Harry August

Beitrag von Insanity »

@Sankari
Spoiler:
Das stimmt natürlich. Nur wäre ja zu befürchten gewesen, dass Vincent gerade als Mnemoniker um diesen besonderen Umstand aus eigener Erfahrung weiß, weil ihm ja theoretisch im Laufe seiner Leben das gleiche wiederfahren hätte sein können und er dadurch gewarnt gewesen wäre. Zumal im ersten Drittel des Buches auch erwähnt wird (Falls ich mich korrekt erinnere.), dass fast alle Kalachakra schon einmal ihr Gedächtnis gelöscht haben im Laufe ihrer Leben.
Sankari
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Re: Folge 11: Die vielen Leben des Harry August

Beitrag von Sankari »

@Insanity:
Ja, da haben Sie natürlich recht, so 100% schlüssig kam mir auch nicht alles vor. Aber es war noch nicht so schlimm, dass ich mir schwer tat, das jetzt so hinzunehmen. Es ist bei Zeitreisegeschichten auch schwerlich möglich, alles immer komplett logisch zu halten.
stephanT
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Re: Folge 11: Die vielen Leben des Harry August

Beitrag von stephanT »

@Sankari
Ich benutzte die Wortwahl "fast schon als Plagiat zu bezeichnen". Es kommt darauf an, was man vergleichen möchte und welche Punkte in den Büchern übereinstimmen.
Zieht man einen Vergleich mit dem frisch gelesenen neueren Roman im Kopf, wird man natürlich sagen, dass er viel komplexer ist. Man sollte aber lieber den älteren Roman direkt mit dem neueren vergleichen. Die Ideen aus Replay finden sich eins zu eins in "Die vielen Leben des Harry August" wieder. Da hat man einfach abgeschaut. Dass das neuere Buch dann noch mehr Ideen hat und eine komplexere Geschichte erzählt, ist dann keine Frage mehr. Die kann man sich dazuschreiben. Die Grundidee, und hier ist es mehr als nur das, ist abgekupfert.
Für mich ist der Kuchen der gleiche, nur hat "die vielen Leben des Harry August" mehr Böden und mehr Glasur.
Zuletzt geändert von stephanT am Fr 25. Jan 2019, 12:11, insgesamt 1-mal geändert.
Insanity
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Re: Folge 11: Die vielen Leben des Harry August

Beitrag von Insanity »

Es ist halt immer die Frage, ob der Autor des jüngeren Werkes das ältere kennt.
Vielleicht kann Falko da was dazu sagen: Wenn du nachts aufwachst mit einer absoluten Killeridee, googelst du dann zuerst, ob es schon mal etwas Vergleichbares gab, oder schreibst du einfach drauf los und bringst deine Geschichte zu Papier?
Sankari
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Re: Folge 11: Die vielen Leben des Harry August

Beitrag von Sankari »

Kommt man bei einer gewissen Grundprämisse nicht zwangsläufig zu bestimmten weiteren Themen?
Zeitreise (oder in diesem Falle: Wiederkehrende Geburt) -> Sportwetten, Änderung geschichtsträchtiger Momente, Chaos durch Veränderungen
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falko
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Re: Folge 11: Die vielen Leben des Harry August

Beitrag von falko »

Insanity hat geschrieben: Do 24. Jan 2019, 21:53Vielleicht kann Falko da was dazu sagen: Wenn du nachts aufwachst mit einer absoluten Killeridee, googelst du dann zuerst, ob es schon mal etwas Vergleichbares gab, oder schreibst du einfach drauf los und bringst deine Geschichte zu Papier?
Es soll Leute geben, die ihre Manuskripte und Exposees als Einschreiben an sich oder ihren Anwalt schicken oder in einem Bankschließfach deponieren, weil sie Angst haben, dass ihre Ideen oder gleich der ganze Text geklaut wird. Also wenn man also unbekannte/r AutorIn was an einen Verlag schickt, dass der die Adjektive ändert oder schlicht die Idee nimmt und jemand anders alles ausarbeiten lässt. Das ist EXTREM unwahrscheinlich. :) Vielmehr sind Zuschussverlage eine Pest, aber das ist ein anderes Thema.

Eine Idee ist nicht schützenswert, nur das konkrete Werk. Es gab ja genug Plagiatsfälle im literarischen Bereich, in denen alles eindeutig geklaut war. Aber Ideen (auch Motive, Charaktere, ganze Plotlines) sind oft so vage, dass man wohlwollend von Inspiration reden kann, wenn Ähnlichkeiten vorkommen. Wenn man anfängt, seine Ideen zu googlen, stellt man unweigerlich fest, dass es ähnliche Dinge schon gab. Das kann einen nur entmutigen und davon abhalten, eine eigene Stimme als AutorIn zu finden, seinen eigenen Dreh einer Idee zu entdecken. Genau diese Frage habe ich mal Wolfgang Hohlbein gestellt, und er meinte nur ganz trocken: Wenn ich das machen würde, bräuchte ich gar nix mehr schreiben. :D

Ihr habt mich jetzt übrigens so neugierig gemacht, dass ich "Replay" lesen und in unserer nächsten Sammelfolge was dazu sagen werde. :)
"I must say I find television very educational. The minute somebody turns it on, I go to the library and read a good book." - Groucho Marx
Insanity
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Re: Folge 11: Die vielen Leben des Harry August

Beitrag von Insanity »

Gott, Wolfgang Hohlbein, wo du ihn gerade erwähnst... Was habe ich seine älteren Werke früher verschlungen: „Märchenmond“ als Kind, „Azrael“ als Heranwachsender (Das hat mir damals richtig Angst gemacht. :) ), die ersten paar Bände der „Chronik der Unsterblichen“ und ganz viele andere. Mittlerweile kann ich ihn aber kaum noch mit Freude lesen. Er kopiert sich ja quasi selbst und recycelt die eigenen Ideen oder sogar gefühlt ganze Satzkonstrukte. Ich weiß gar nicht, wie oft bei Hohlbein schon „die Realität zerbrach“ zu lesen war. :lol: Insofern ist es wahrscheinlich wirklich ganz und gar unmöglich, irgendeine wie auch immer geartete Idee zu haben, die es so oder so ähnlich nicht bereits gab. Das ist in der Musik ja nicht anders, auch da stolpert man mit zunehmendem Konsum immer wieder auf Melodien oder Riffs, die Erinnerungen an ältere Lieder hochkommen lassen. Die ständige Verfügbar- bzw. Abrufbarkeit aller Kunst der Erde hat eben so gesehen auch seine Schattenseiten...
Dicker
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Re: Folge 11: Die vielen Leben des Harry August

Beitrag von Dicker »

Ich musste bei der Beschreibung des Buches auch direkt an Replay denken, das ich ebenfalls vor einem 3/4 Jahr sehr sehr gerne gelesen habe. Eurer vagen Beschreibung nach, ist es ähnlich, aber aber auch nicht zu sehr. Insbesondere der "Zeitreise" Aspekt schient bei Harry August stärker ausgeprägt zu sein.
Ich würde mich freuen, wenn ihr nach dem lesen von Replay mal ein kleines Fazit ziehen könntet, ob sich das lesen des jeweils anderen Buches noch lohnt, wenn man das es schon kennt.
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