Folge 25: Die Letzten ihrer Art

Hier wird über die aktuelle Folge diskutiert. Und über alle anderen natürlich auch.
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falko
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Folge 25: Die Letzten ihrer Art

Beitrag von falko »

Wenn vom britischen Schriftsteller Douglas Adams die Rede ist, dann bedankt sich normalerweise jemand für den Fisch*, und alle denken an „Per Anhalter durch die Galaxis“.

Alle? Nein – denn ein Mann aus dem Vogelsberg leistet Widerstand. Falko nämlich denkt bei dem Namen Douglas Adams zuerst an sein Lieblingsbuch: den stets klugen, gelegentlich traurigen und oft unverschämt komischen Reisebericht „Die Letzten Ihrer Art“. Zusammen mit dem Zoologen Mark Carwardine geht Adams darin auf die Suche den am stärksten bedrohten Tierarten der Welt – und findet oft viel mehr, als ursprünglich gedacht.

Und wenn wir schon beim Thema Reisebericht sind, wagen wir bei dieser Gelegenheit auch einen kurzen Abstecher zu einem zeitgenössischen Autor dieses Genres (Bill Bryson) sowie zu einem nicht mehr ganz so zeitgenössischem Autor (Mark Twain). Denn der Reisebericht gehört zu jenen literarischen Formen, die leider – und völlig ungerechtfertigterweise – immer noch von vielen Pseudo-Schlaubis auf die seichte Schulter genommen werden. Seien Sie also kein Pseudo-Schlaubi und hören Sie drauflos.

Viel Spaß mit der neuen Folge!

Folge 25: Die Letzten ihrer Art
"I must say I find television very educational. The minute somebody turns it on, I go to the library and read a good book." - Groucho Marx
A_Forest
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Re: Folge 25: Die Letzten ihrer Art

Beitrag von A_Forest »

Wieder mal eine sehr gute Episode!
Was ich gerne noch hinzufüge möchte ist, dass der gute Herr Adams Lesungen zu seinem Buch machte. Ich erinnere mich noch gut vor ca. 20 Jahren eine seiner Lesungen in Deutschland im Internet gefunden zu haben...
Der Mann sprach so, wie er schrieb! Ein absoluter Hörgenuss!

„I have to apologize in Advance, but my Australian Accent isn‘t that good!
But the hell... you‘re all germans! YOU wouldn‘t know the difference anyway!“
Zuerst lautes Lachen des Publikums in welches sich dann ein (wohlmeinendes) Buhh!! mischt... Adams wartet ein paar Sekunden und dann hört man ihn: Hehehe!

Vielen Dank für die schöne Episode!
Gentlehamster
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Re: Folge 25: Die Letzten ihrer Art

Beitrag von Gentlehamster »

Eine fantastische Folge. Ich habe mich herrlich amüsiert und es sehr genossen, wie Falko die Zitate vorgetragen hat. Alleine davon könnte ich mir eine Stunde am Stück anhören. Sein unterdrücktes kichern, noch mitten im Text, zwingt mich schon zum Schmunzeln.

Was mich noch eine ganze Weile beschäftigt hat, war das Anti-Reise-Buchprojekt. Könnte der Misserfolg vielleicht darin liegen, dass Reisen aktuell sehr positive konnotiert sind. Daher wäre ein Schritt in die Richtung "Warum daheim besser als dafern ist" erfolgversprechender gewesen. Manchmal funktioniert ein Buch mit solchen Anti-Einstellungen noch im Geschenkbuchbereich; aber selbst da wäre es schon recht nischig. Aber das ist nur eine produkpolitische Spekulation auf der grünen Wiese.


Danke euch beiden für die Folge. Vielleicht irgendwann mal eine Folge über die Person selbst und ihre Biografie?

P.S. Bücher sind nicht unbedingt zu teuer ;) ... alleine beim aktuellen Papierpreis könnte ich anfangen mit weinen. Und von der Kostenentwicklung im Versand will ich gar nicht erst reden; und könnte es mir wahrscheinlich auch nicht leisten wenn wir per Brief korosponieren.
Zuletzt geändert von Gentlehamster am So 28. Jul 2019, 11:41, insgesamt 1-mal geändert.
tdiver
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Re: Folge 25: Die Letzten ihrer Art

Beitrag von tdiver »

Ich gehöre zu den (wohl) wenigen Menschen, die nichts mit dem Humor von Douglas Adams anfangen können. Mehrfach habe ich versucht, den Anhalter zu lesen, bin aber stets nach wenigen Seiten gescheitert, weil ich die Gedankengänge nicht als lustig, sondern völlig absurd empfinde. :?
Andere schräge SF-Bücher, wie die Sterntagebücher von Lem mag ich dagegen sehr.
KingSirus
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Re: Folge 25: Die Letzten ihrer Art

Beitrag von KingSirus »

Ich bin ziemlich spät, aber ich kam einfach nicht früher dazu. Als Buchhändler wollte ich aber den "Aufkleber"-Rant nicht einfach kommentarlos stehen lassen. Da ein Text aber unfassbar lang gewesen wäre, habe ich ein ungelisteten Audiokommentar gemacht. Hoffe das ist in Ordnung für euch: Buchhändlerkommentar zum "Aufkleber"-Rant (und andere Kleinigkeiten)

Hier noch die drei wichtigsten Quellen bei meiner Recherche zum Preisdumping aufgrund von der Aufhebung der Ladenpreisbindung:
Buchmarkt Kolumne
Solothurner Zeitung Artikel
Frankfurter Allgemeine
Jochen
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Re: Folge 25: Die Letzten ihrer Art

Beitrag von Jochen »

Danke für die ausführliche Kritik. Ich muss sie allerdings gerade in Häppchen hören, weil ich so kurz nach einem langen Urlaub vor mehreren Bergen aus Arbeit stehe und gar nicht weiß, wo ich damit anfangen soll. Nur nicht, dass du denkst, sie würde ungehört verhallen ;)

P.S. Aufkleber sind trotzdem des Teufels!
KingSirus
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Re: Folge 25: Die Letzten ihrer Art

Beitrag von KingSirus »

Jochen hat geschrieben: Mo 5. Aug 2019, 12:37 Danke für die ausführliche Kritik. Ich muss sie allerdings gerade in Häppchen hören, weil ich so kurz nach einem langen Urlaub vor mehreren Bergen aus Arbeit stehe und gar nicht weiß, wo ich damit anfangen soll. Nur nicht, dass du denkst, sie würde ungehört verhallen ;)

P.S. Aufkleber sind trotzdem des Teufels!
Alles gut, ich ziehe alleine schon meinen Hut vor jedem der sie sich überhaupt zu Gemüte führt. Und ja, Aufkleber sind des Teufels! Aber leider hat der Teufel die deutsche Verlagsbranche im Griff, denn deren Aufkleber haben keinen Sinn :lol:
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falko
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Re: Folge 25: Die Letzten ihrer Art

Beitrag von falko »

Erst mal vielen Dank für die ausführliche Antwort, @KingSirius! Ich versuche, die Punkte anzusprechen, zu denen ich was sagen kann. Falls ich was unterschlage oder vergesse - gern noch mal ansprechen hier.

Was die Preisgestaltung für Importbücher angeht: Verstehe ich natürlich völlig, dass der Handel dann noch was draufschlagen muss, um überhaupt Gewinn zu machen. Aber ich will doch nur das Buch haben! Wenn ich meiner lokalen Buchhandlung vor Ort (bei mir relativ: die nächste ist 20 KM entfernt) einen Gefallen tun will, kaufe ich natürlich dort, aber wenn ich kaufmännisch denke, dann nehme ich die Mittelsleute aus der Rechnung und hole mir das Buch auf dem kürzesten und günstigsten Weg.

(Wie ich schon öfter erwähnt habe: Das ist bei mir persönlich nur eine müßige Diskussion, weil ich schon seit 10 Jahren primär digital lese. Da sehe ich die deutsche Verlagslandschaft, die versucht, ihre klassische Preisgestaltung in die digitale Welt zu transferieren, was einfach nicht klappen kann (in der neuen Sammelfolge sage ich ein paar Takte dazu).)

Ich will keinen Hehl daraus machen, dass ich bei diesem Thema mit mir selbst hadere. Buchhandel möchte ich unbedingt behalten, aus alter Verbundenheit und Liebe, von mir aus mit kleinen, liebenswerten Geschäften an jeder Straßenecke - nur bin ich kein Kunde mehr! Ich tue aktiv nichts mehr für diese Strukturen, sondern genieße die Bequemlichkeit und vor allem Flexibilität des digitalen Lesens. Gleichzeitig mag ich es natürlich nicht, wenn das monopolisiert wird, aber ich möchte auch keine digitale Zersplitterung und z.B. direkt bei Verlagen über DEREN Digitalshops einkaufen müssen ...

Was du schilderst über den Umgang der Ketten mit den Verlagen, den Gefahren beim Wegfall der Buchpreisbindung und zu deinen Quellenlinks:
- Der Artikel über den GB-Markt erwähnt einen wichtigen Aspekt, nämlich die Zuspitzung auf Bestseller. Hatte ich auch schon mal in einer Folge angesprochen, glaube ich, dass in den letzten Jahrzehnten die Tendenz von Verlagen UND Handel ist, sich auf Bestseller einzuschießen. Läuft's gut, erhält es extra Marketing. Läuft's schlecht, wird's retourniert, schneller als sein Schatten.
- Dass ein Wegfall der Preisbindung automatisch zu niedrigeren Verbraucherpreisen führt, würde ich gar nicht vermuten, weil ja die Wertschöpfungskette weiter funktionieren muss. Allerdings wird in Deutschland immerzu das Sterben der Buchhandlungen lamentiert, OBWOHL wir noch eine Preisbindung haben. Offenbar funktioniert sie also nicht so einfach.

Wo ich nicht zustimmen kann, ist die Preisstabilität von Büchern. Ich glaube, ich müsste nicht lange suchen, um Taschenbücher in meinem Regal zu finden, die ca 2000 erschienen sind und damals 10 DM gekostet haben (die großformatigen Paperbacks von Terry Pratchett waren dann aber schon bei 15 DM). Ein paar Jahre später nach der Euro-Einführung lagen Taschenbücher aber auch schon bei 8 - 10 Euro, was nicht ganz eine Verdoppelung, aber ein steiler Anstieg war. Immerhin hat es sich einigermaßen auf diesem Niveau gehalten, aber generell scheinen mir Verlage in den letzten Jahren zu versuchen, Bücher wertiger herzustellen (größeres Format, Klappbroschur, Glanzcover etc), um dann einen Preis von 15 Euro rechtzufertigen. Allerdings kosten solche Bücher in der Herstellung bei hoher Auflage faktisch nur wenig mehr im Vergleich zu einem popeligen Durchschnittstaschenbuch. (An dieser Stelle verweise ich auf die Argumentation der Verlage, E-Books könnten nicht billiger werden, weil Druckkosten ja nur einen geringen Teil der Gesamtkalkulation an einem Buch ausmachen.)

Was das Thema angeht, wie viel die Autor*innen verdienen: Es ist kein Geheimnis, dass die Regel ungefähr ist: Man bekommt 5 bis 10 Prozent vom Netto-Ladenverkaufspreis eines Printbuchs (natürlich gibt's Ausreißer nach oben und unten, und Hardcover und E-Books werden anders angesetzt). Beispiel: Buch kostet im Laden 9,99 Euro = netto 9,34 Euro. Autor*in erhält als Tantiemen: 0,47 Euro bis 0,93 Euro.
- In aller Regel erhält man einen Vorschuss, der dann mit diesen Umsätzen verrechnet wird. Und wenn man keinen Bestseller schreibt, bleibt's bei diesem Vorschuss.
- Oft sind diese Tantiemen gestaffelt, also dass es ab sagen wir 100.000 Verkäufen ein oder zwei Prozent mehr gibt.
- Leider wird von einigen Verlagen gern getrickst, dass die Tantiemen vom "Verlagsabgabepreis" berechnet werden. Wie du sagtest: Manche Händler wollen mehr Prozent vom Verkaufspreis haben, und das drückt dann auch die faktischen Einnahmen für die Kreativen. Übrigens für mich als Autor auch ein Argument GEGEN die Buchpreisbindung: In der Realität wird mit diesen Rabatten sowieso schon hin und her geschoben, wie man lustig ist, da ändert ein fixer Verkaufspreis auch nicht viel.

(An dieser Stelle der Hinweis: unbedingt sogenannte Druckkostenzuschussverlage meiden. https://neinzudruckkostenzuschussverlag ... ge_53.html )
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Jochen
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Re: Folge 25: Die Letzten ihrer Art

Beitrag von Jochen »

falko hat geschrieben: Di 6. Aug 2019, 15:27Wo ich nicht zustimmen kann, ist die Preisstabilität von Büchern.
Ich habe gerade aus Neugier wahllos ins Regal gegriffen. Ein Dennis Lehane von 2001 lag bei 7,16€ bzw. 14DM (es stehen beide Preise drauf). Heute kostet der gleiche Lehane 16€, also mehr als Doppelte.

Es gibt sicherlich auch Bücher, die nicht ganz so krass im Preis gestiegen sind wie dieses eine wahllose Beispiel, aber gerade im Vergleich zu anderen Medien, die mitunter massiv im Preis gefallen sind (die 10€ für Netflix hab ich früher in einer halben Woche in die Videothek getragen und von Spotify vs. CDs will ich gar nicht erst anfangen) oder zumindest seit Jahrzehnten nicht gestiegen sind (Computer- und Videospiele zum Beispiel) wundert es mich gar nicht, dass Bücher bei jüngeren Generationen schon längst den Weg des Dodo gehen.

Mich erinnert das immer frappierend an die Zeitschriftenverlage, -händler und Co. in der ersten heißen Phase der Digitalisierung. Das Internet war böse, die Anbieter im Internet waren böse und überhaupt jeder an den ins Bodenlose fallenden Auflagen schuld - außer man selbst und das horrend überteuerte Produkt im Vergleich zur kostenlosen bzw. viel billigeren Konkurrenz.*

Ich gönne jedem Buchhändler von Herzen sein wirtschaftliches Auskommen und die Welt wäre ohne Buchläden eine viel ärmere, aber gegenwärtig gräbt die Branche fleißig ihr eigenes Grab und verkauft es als Rettungsboot ;)

*Edit: Die Sache mit der billigen Konkurrenz kann man übrigens sicher beklagenswert finden und die Hyperinflation von Unterhaltungsprodukten für eine betrübliche Entwicklung halten, da würde ich sogar mitgehen, aber das ist nunmal die wirtschaftliche Realität. Man wird Netflix, Spotify und Co. nicht mehr los. Und so lange man einen Kampf führt, in dem ein einziger Roman bisweilen das vierfache eines Netflix-Monats kostet, wird man ihn krachend verlieren. Nicht heute und nicht morgen, aber spätestens, wenn nicht mehr sonderlich viele Menschen aus Generationen übrig sind, denen das nicht heillos idiotisch erscheint. Zumal im Gegensatz zu Filmen oder Spielen keine 100 oder 500 Leute an der Entstehung arbeiten, sondern meist exakt ein einziger, der in der ganzen Wertschöpfungskette am Ende meist auch noch am wenigsten verdient ;)

Oder anders gesagt: Was ist an einem Status Quo bewahrenswert, bei dem ich für 10€ ein Buch von Falko kaufe, damit der 50 Cent dran verdient?
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falko
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Re: Folge 25: Die Letzten ihrer Art

Beitrag von falko »

Jochen hat geschrieben: Di 6. Aug 2019, 19:34Ich habe gerade aus Neugier wahllos ins Regal gegriffen. Ein Dennis Lehane von 2001 lag bei 7,16€ bzw. 14DM (es stehen beide Preise drauf). Heute kostet der gleiche Lehane 16€, also mehr als Doppelte.
Vergleich von dem, was hier gerade rumliegt. Beides TB, fast gleich dick (900 Seiten) und gleicher Verlag (Heyne). Einziger Unterschied ist die Klappbroschuer bei Dick:
- LeGuins Erdsee-Trilogie, gedruckt 1999: 15 DM
- Dicks Valis-Trilogie, gedruckt 2002: 13,95 Euro

Allerdings ist seitdem der normale Taschenbuch-Preis relativ stabil um die 10 Euro rum.
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