Folge 65: In einem anderen Land

Hier wird über die aktuelle Folge diskutiert. Und über alle anderen natürlich auch.
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falko
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Folge 65: In einem anderen Land

Beitrag von falko »

Ernest Hemingways Biografie könnte man in einer Stunde nur oberflächlich zusammenfassen. Das versuchen wir gar nicht erst (zumal wir alles andere als ausgewiesene Experten des Autors sind), sondern nähern uns dem Roman an, in dem er seine eigenen Erlebnisse aus dem Ersten Weltkrieg verarbeitet.

“In einem anderen Land” sind wir in Italien, vermutlich im Jahr 1917. Frederic Henry, ein Amerikaner hat sich freiwillig gemeldet und ist nun als Sanitätsoffizier für die Italiener im Einsatz. Nach einer schweren Verwundung verliebt er sich in die Krankenschwester Catherine …

Viel Spaß mit der neuen Folge!

Folge 65: In einem anderen Land
"I must say I find television very educational. The minute somebody turns it on, I go to the library and read a good book." - Groucho Marx
Ironic Maiden
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Re: Folge 65: In einem anderen Land

Beitrag von Ironic Maiden »

Danke für die Folge!

Ich habe vor ungefähr 15 Jahren mal eine Seminararbeit über Alkohol in Hemingways "The Sun Also Rises" und Fitzgeralds "Tender is the Night" geschrieben und aus Anlass der Folge mal wieder da reingeschaut. Ich habe nicht viel von Hemingway gelesen, aber anscheinend ist es tatsächlich so, dass für Hemingway Alkohol einfach eine angenehme Begleitung des gesamten Alltags war bzw. auch Teil seiner maskulinen Identität. Zumindest schreibt das Scot Donaldson, der ein Buch über die Freundschaft zwischen Hemingway und Fitzgerald geschrieben hat: "[...] for Hemingway, getting drunk represented good fun, and also served as a test of manhood." In "The Sun Also Rises" sind fast alle Figuren nahezu pausenlos betrunken, aber das wird in keiner Weise thematisiert und ist auch kein Katalysator für Plotentwicklungen. Es verstärkt höchstens einzelne Charakterzüge, aber Alkoholismus ist kein eigenes Problem.

Andererseits verblüfft der massive Alkoholkonsum in älteren Büchern und Filmen ja aus heutiger Sicht tatsächlich öfter. (Ich denke da nur an an alte Filme wie "Invasion of the Body Snatchers", wo nahezu jede Begegnung mit "einen Drink, Doktor?" anfängt, der Protagonist aber auch nach etlichen Doppelten immer noch nüchtern und fahrtüchtig zu sein scheint.) Aber Hemingway ist selbst für seine Zeit extrem. Vielleicht ist das auch ein Stück weit eine Überkompensation, denn immerhin herrschte in den USA damals noch die Prohibition, und auch wenn in Amerika heimlich weitergetrunken wurde, entspricht das ständige Saufen schon dem Klischee von den Europäern und den zügellosen Expatriots.
Flo
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Re: Folge 65: In einem anderen Land

Beitrag von Flo »

Ironic Maiden hat geschrieben: Di 23. Feb 2021, 11:44 Danke für die Folge!

Ich habe vor ungefähr 15 Jahren mal eine Seminararbeit über Alkohol in Hemingways "The Sun Also Rises" und Fitzgeralds "Tender is the Night" geschrieben und aus Anlass der Folge mal wieder da reingeschaut. Ich habe nicht viel von Hemingway gelesen, aber anscheinend ist es tatsächlich so, dass für Hemingway Alkohol einfach eine angenehme Begleitung des gesamten Alltags war bzw. auch Teil seiner maskulinen Identität.
Das find ich jetzt insofern interessant, weil ich an "König Alkohol" denken muss, das Jack London 1913 geschrieben hat. Darin schreibt er, dass sein eigener Weg in die Alkoholsucht auch ganz stark eben damit verbunden war, dass das Trinken so ein gewöhnlicher Teil vieler Konventionen war und auch extrem stark mit Männlichkeit verbunden. – Im Übrigen auch ein sehr empfehlenswertes Buch


Zur Folge: Herrje, eine einzige Schwärmerei. Aber das klang zu gut, als dass der Roman nicht auf meiner endlos langen "muss ich mal lesen"-Liste gelandet wäre. Ich muss das unbedingt selbst mal überprüfen, ob der Stil wirklich so genial ist, wie ihr erzählt. Hut ab, dass ihr mir so Lust auf dieses Buch gemacht habt.
Ironic Maiden
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Re: Folge 65: In einem anderen Land

Beitrag von Ironic Maiden »

Flo hat geschrieben: Di 23. Feb 2021, 17:05
Ironic Maiden hat geschrieben: Di 23. Feb 2021, 11:44
Ich habe vor ungefähr 15 Jahren mal eine Seminararbeit über Alkohol in Hemingways "The Sun Also Rises" und Fitzgeralds "Tender is the Night" geschrieben und aus Anlass der Folge mal wieder da reingeschaut. Ich habe nicht viel von Hemingway gelesen, aber anscheinend ist es tatsächlich so, dass für Hemingway Alkohol einfach eine angenehme Begleitung des gesamten Alltags war bzw. auch Teil seiner maskulinen Identität.
Das find ich jetzt insofern interessant, weil ich an "König Alkohol" denken muss, das Jack London 1913 geschrieben hat. Darin schreibt er, dass sein eigener Weg in die Alkoholsucht auch ganz stark eben damit verbunden war, dass das Trinken so ein gewöhnlicher Teil vieler Konventionen war und auch extrem stark mit Männlichkeit verbunden. – Im Übrigen auch ein sehr empfehlenswertes Buch
Hemingway und London werden ja oft auch als besonders (klischee-) maskuline Autoren gesehen. Wobei ich das in "The Sun Also Rises" schon ziemlich vielschichtig fand, denn da hat der Protagonist durch eine Kriegsverletzung seinen Penis verloren, ist also rein äußerlich kein "richtiger Mann" mehr, aber für Hemingway scheint sich Männlichkeit auch eher aus einer ziemlich großen Bandbreite von Aktivitäten zusammenzusetzen, z.B. auch Angeln, Jagen, keine großen Worte machen, Wettkampfsport, Stierkampf und eben auch Alkohol in Massen. (Auch heute ist Alkohol ja bei vielen männlich konnotierten Sachen ein wichtiger Bestandteil. Vielleicht trinkt man heute insgesamt weniger, aber in manchen Kreisen ist es wahrscheinlich immer noch ein Grund für Anerkennung, wenn man richtig viel vertragen kann.)
Shenmi
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Re: Folge 65: In einem anderen Land

Beitrag von Shenmi »

Da ihr mal wieder meine Gedanken bzgl. Klassikern und preisgekrönter Literatur gelesen habt, werde ich wohl doch mal ein Abo abschließen müssen.
Eine ganz wunderbare Folge, die ich mit großem Gewinn gehört habe.
Danach habe ich mir sogleich "Der alte Mann und das Meer" gekauft. Ich kenne bisher nur der Film, der mir gut gefallen hat.
Aber auch ich hatte immer so meine Bedenken, ob des Alters, dieses Werkes. Außerdem ist solch anspruchsvolle Literatur ja oftmals sehr zäh.
Und wenn es mich dann langweilt, nagt es die ganze Zeit in mir, weil ich denke, ich bin einfach nicht intelligent genug. Manchmal muss man es aber einfach versuchen.

Danke für die Folge.
Ich bin eitel, hochmütig, tyrannisch, blasphemisch, stolz, undankbar, herablassend-bewahre aber das Aussehen einer Rose" - Pita Amor
Ironic Maiden
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Re: Folge 65: In einem anderen Land

Beitrag von Ironic Maiden »

Shenmi hat geschrieben: Di 23. Feb 2021, 21:07
Aber auch ich hatte immer so meine Bedenken, ob des Alters, dieses Werkes. Außerdem ist solch anspruchsvolle Literatur ja oftmals sehr zäh.
Und wenn es mich dann langweilt, nagt es die ganze Zeit in mir, weil ich denke, ich bin einfach nicht intelligent genug.
Das Gefühl kenne ich auch, aber ich sage mir dann immer, dass das nichts mit Intelligenz zu tun hat. Wenn ein Buch mich langweilt, liegt das entweder daran, dass der*die Autor*in schlecht darin ist, unterhaltsam zu schreiben, oder daran, dass das Buch es einfach nicht schafft, irgendetwas in mir anzusprechen. Kafka ist zum Beispiel wirklich kein schlechter Autor, aber zwischen seinen Werken und mir springt nunmal kein Funken über. Da gibt es nichts, das in mir was zum Klingen bringt, weder im Bezug auf den Plot, noch auf die Figuren oder die Sprache. Nicht jedes Buch ist für jeden, und wenn es nicht funktioniert, dann liegt das manchmal nicht an Buch oder Leser*in, sondern dazwischen.
(Ich unterhalte mich ja auch gerne mit intelligenten Menschen, aber bei manchen merke ich schnell, dass wir nicht auf einer Wellenlänge sind und bei anderen ist da sofort eine Verbindung. An meiner oder deren Intelligenz ändert das aber nichts.)
Oblomow
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Re: Folge 65: In einem anderen Land

Beitrag von Oblomow »

Yo, Jungs.
Grad den Podcast gehört.
Ich gestehe freimütig, dass ich den mit so bissal zugekniffenen Ohren und gaaanz vorsichtig angemacht hab.
Denn! Hättet ihr den Meister Hemingway verissen... dann wär ich euch ernsthaft böse gewesen.
Ich liebe ihn nämlich sehr.

Ein Tipp von jemandem, der als junger Mann das Gesamtwerk verschlungen hat und immer noch gelegentlich aufstoßen muss, wenn er wesentlich aktuellere Autoren liest: die ESSENZ, übrigens auch was die Eisbergtheorie angeht, liegt in den 49 Stories und den 49 Depeschen.

Ansonsten, was die Romane angeht, aus meiner Sicht:
Fiesta.

Halbromane: Tod am Nachmittag.
Und inbesondere Paris.

Der alte Mann und das Meer... is ok
Wem die Stunde schlägt find ich kitschig.

Nochmal.
Ich lege euch die Stories nah.
Sind ja viele und nicht alle toll.

Das kurze glückliche Leben des Francis Macomber.
Sauberes gut beleuchtetes Cafe
Ende von etwas.

Als Einstieg.
Und diverse andere, deren Namen (is lange her) mir grad nicht einfallen.
Jedenfalls ist und muss ja, weil noch viel verkappter, hier der Eisberg besonders groß.
Übrigens so groß, dass einem regelrecht kalt wird.
Oblomow
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Re: Folge 65: In einem anderen Land

Beitrag von Oblomow »

Verknappter.
Aber verkappt und ausgefinkelt isses auch :)
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falko
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Re: Folge 65: In einem anderen Land

Beitrag von falko »

Oblomow hat geschrieben: Fr 26. Feb 2021, 11:30 Ich gestehe freimütig, dass ich den mit so bissal zugekniffenen Ohren und gaaanz vorsichtig angemacht hab.
Denn! Hättet ihr den Meister Hemingway verissen... dann wär ich euch ernsthaft böse gewesen.
Ich liebe ihn nämlich sehr.
Es ist sicher schon vorgekommen und wird auch in Zukunft passieren, dass wir Lieblingsbücher von Hörer*innen zerreißen. Alles andere wäre auch nicht ehrlich. Hast noch mal Glück gehabt. :D (Ich finde es vor allem schwierig zu unterscheiden: ist das ein schlechtes Buch oder hab ich gerade nur Hunger?)

Danke für die Tipps. Ich werde da sicher noch mal tiefer einsteigen, und vielleicht nehmen wir uns ja auch hier im Podcast noch was vor ...
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