Danke für die Folge!
Das Sams und "Hilfe, die Herdmanns kommen" habe ich als Kind sehr gerne gelesen und letzteres Buch war ein ziemlicher Renner in meiner Familie, sogar meine Eltern haben das Buch damals gelesen, weil ich so begeistert davon war, und es auch sehr gemocht. (Meine Mutter ist Sozialpädagogin und hat in den 70ern in der Jugendgerichtshilfe gearbeitet, sie meinte, dass die Herdmanns sie durchaus an einige ihrer Klienten erinnert hätten...)
Vorlesen finde ich ebenfalls sehr wichtig und ich bin meinen Eltern sehr dankbar, dass sie sich sehr viel Zeit dafür genommen haben. Mein Vater hat mir und meinem Bruder den kompletten "Herrn der Ringe" vorgelesen, als ich etwa 10 und mein Bruder knapp 8 war, obwohl er beruflich sehr eingespannt war und wenig Zeit hatte. Ich denke, das hat meinen Lesegeschmack sehr geprägt und mir auch das Selbstvertrauen vermittelt, dass man auch sehr lange Bücher lesen kann. Überhaupt fand ich es sehr gut, dass meine Eltern uns nur Bücher vorgelesen haben, die sie auch selbst mochten. Sie kannten Tolkien halt noch als das Kultbuch aus ihrer Studienzeit und hatten, glaube ich, auch Spaß daran, uns die Texte, die sie selbst mochten, zugänglich zu machen.
Märchen haben in unserer Familie vor allem in Form von Parodien eine Rolle gespielt. Ich weiß nicht mehr genau, woher ich die Grimmschen Märchen eigentlich kenne, aber konkrete Erinnerungen habe ich vor allem daran, wie mein Vater uns Parodien darauf vorgelesen hat, z.B. die entsprechenden Gedichte von Roald Dahl und das großartige "Kuttel Daddeldu erzählt seinen Kindern das Märchen vom Rotkäppchen und zeichnet ihnen sogar was dazu" von Joachim Ringelnatz. (Hier ein Link, leider ohne die Illustrationen, aber jede*r muss diesen Text sofort lesen:
https://www.projekt-gutenberg.org/ringe ... uttel.html )
Bei meinen Schüler*innen merke ich, dass Märchen immer noch präsent sind, allerdings häufig nur in Bruchstücken oder einzelnen Motiven. In meiner 11. Klasse kannte neulich nur ein sehr kleiner Teil das Märchen von Rotkäppchen von Anfang bis Ende, das Original hatte niemand jemals gelesen.
Und zum Schluss noch eine Buchempfehlung für Leute, die das Sams und die Herdmanns mögen, und zwar "Die grüne Wolke" von A.S. Neill. Neill ist einer der Begründer der antiautoritären Erziehung und hat diese Geschichte den Kindern in seiner Internatsschule Summerhill erzählt. Der Plot ist in meiner Erinnerung wirr und gewalttätig, so besorgen sich die Kinder z.B. Waffen und basteln sich Dumm-Dumm-Geschosse, da sie gegen Löwen und Tiger kämpfen müssen und die Todesrate unter den Protagonisten ist ziemlich hoch, aber ich habe dieses Buch als Kind eben deswegen sehr geliebt.