Folge 91: Todesmarsch

Hier wird über die aktuelle Folge diskutiert. Und über alle anderen natürlich auch.
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falko
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Registriert: Do 1. Nov 2018, 12:30

Folge 91: Todesmarsch

Beitrag von falko »

Es ist nicht gerade die Zeit, in der man zur Fiktion greift, um sich eine Dosis Dystopie abholt. Aber vielleicht kann es ja auch, wie der Regisseur Wes Craven es formulierte, ein „Trainingscamp für die Seele“ sein. Für uns ist der Griff zu einem beliebigen Werk von Stephen King ja auch immer eine Weltflucht.

Als Richard Bachman hat King ein paar Bücher veröffentlicht, als sein Stern schon ziemlich weit oben hing. „Todesmarsch“ kam 1979 raus und ist nicht – naja, nicht nur – ein Horror-Roman, sondern auch ganz subtil eine Parallelweltgeschichte. Und ein Vorläufer der „Battle Royale“-Geschichten, die gerade durch die Netflix-Serie „Squid Game“ wieder aktuell geworden sind. Kann dieser alte Schinken da noch mithalten?

Viel Spaß mit der neuen Folge!

Folge 91: Todesmarsch
"I must say I find television very educational. The minute somebody turns it on, I go to the library and read a good book." - Groucho Marx
dannydx22
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Re: Folge 91: Todesmarsch

Beitrag von dannydx22 »

Bin sehr gespannt auf die Folge, weil das eines der Bücher von SK als RB ist, dass ich gar nicht möchte. Hat damals einen Stern von mir bekommen. Wohingegen andere RB Bücher die eher als schlecht wahrgenommen wurden wie Sprengstoff fand ich dann überraschend gut, auch der Fluch. Todesmarsch und Menschenjagd sind für mich sehr langweilige, sehr schlechte Bücher. Bin gespannt weil ich ja weiß, dass der Jochen die mag.
KLS
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Registriert: Sa 18. Dez 2021, 22:36

Re: Folge 91: Todesmarsch

Beitrag von KLS »

Ich habe die Folge gerade gehört und musste mir die ganze Zeit denken, warum kommt denn keiner mit der Analogie von Militärdienst und Krieg.
Da ist ein Haufen junger Männer die sich geradezu euphorisch in eine Aufgabe stürzen die fast immer mit dem Tod endet.
Unter dem Druck der Situation entwickeln sich die Charaktere weiter wärend der Horror der Situation ihnen immer klarer wird.
Ich musste unwillkürlich an Geschichten vom ersten Weltkrieg denken wo ganze Abschlussklassen einfach geschlossen und begeistert in den Krieg gegangen sind weil sie sich das als charakterblidende Maßnahme vorgestellt haben.
Auch die von Falco beschriebene Fairness unter den Teilnehmern hätte ihre Analogie in der Kameradschaft die sich im Krieg ausbildet.

Es passieren also viele Dinge auf diesem Marsch über die sich hervorragend erzählen lässt, die lebensverändernd und auch positiv sind. Aber der große Kontext ist, dass da 99 Mann einfach völlig Sinnlos in den Tod gehen und keiner so richtig weis warum.
Talmar
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Re: Folge 91: Todesmarsch

Beitrag von Talmar »

Disclaimer - ich hab das Buch noch nicht gelesen.

Beim Hören des Podcasts drängte sich mir (Mitte 40) aber eine Interpretation geradezu auf:

Könnte der Todesmarsch nicht einfach eine Analogie auf das Leben an sich sein?
Die Jungs, die in das Erwachsenenleben aufbrechen. In eine Welt, in der man nicht frei, sondern oft genug eher ein Getriebener der Umstände ist? Wenn man losläuft, dann hat man vielleicht gar kein richtiges Ziel, keine Ahnung, ob man erfolgreich sein wird. Vielleicht ist man sich sogar eher sicher, dass man nicht an die soziale Spitze aufsteigen kann, sondern irgendwo mit seinen Träumen auf der Strecke bleibt.
Gibt es vielleicht im echten Leben auch nur 1 von 100, der seinen Traum am Ende wirklich leben wird?

Trotz der eher geringen Chancen rennt man weiter, arbeitet sich auf für den Job, die Familie. Stillstand ist der Tod, Aussteigen, ab einem bestimmten Punkt, undenkbar und später, wenn man in der Verantwortung steht, unmöglich.

Wie die Jungs auf ihrem Marsch reibt man sich auf, ignoriert sogar die Signale des eigenen Körpers und riskiert die eigene Gesundheit (mental und physisch). Wie die Jungs in dem Text zehrt man sich auf und altert rapide, für ein ungewisses Schicksal und eine nicht näher bestimmbare Wunschvorstellung von Wohlstand und Ansehen.

Viele bleiben auch in diesem Lebensrennen auf der Strecke, für viele ist es ein Todesmarsch.

Wenn ich mir das in Deutschland schon vorstellen kann, um wie viel mehr muss dies in den Arbeitsmühlen der amerikanischen Unterschicht (Mittelschicht?) resonieren.

Vielleicht ist es aber auch nur der überarbeitete Lehrer in mir, der sich darin so wiederfindet :)

Anyway, it's just a thought.
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NobodyJPH
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Re: Folge 91: Todesmarsch

Beitrag von NobodyJPH »

Todesmarsch war mein erster Roman von Stephen King und ich kann mich noch daran erinnern, dass er mir sehr gut gefallen hat. Insofern würde ich der These, dass es sich um einen guten Einstiegsroman handelt, durchaus zustimmen.

Ich vermute jedoch, dass ich damals gar nicht wusste, dass es ein King-Roman ist. Ich stelle mir nämlich seit dem Erscheinen der Folge die Frage, ob ich überhaupt einen anderen Roman von ihm gelesen haben. Ich glaube Dreamcatcher habe ich gelesen, bevor ich die furchbare Verfilmung dazu gesehen habe. Das kann ich mit absoluter Sicherheit allerdings nicht beantworten. Dazu habe ich einfach zu viel über die Romane gehört oder bin über die Verfilmungen mit den Romanen in Kontakt gekommen.
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Sebastian Solidwork
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Re: Folge 91: Todesmarsch

Beitrag von Sebastian Solidwork »

Danke für die Anregung.
Das könnte mein erster Roman von King werden.
Vielleicht auch mein letzter, weil ich es nicht mit Horror habe.
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tanair
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Re: Folge 91: Todesmarsch

Beitrag von tanair »

KLS hat geschrieben: Do 24. Mär 2022, 08:10 Ich habe die Folge gerade gehört und musste mir die ganze Zeit denken, warum kommt denn keiner mit der Analogie von Militärdienst und Krieg.
Da ist ein Haufen junger Männer die sich geradezu euphorisch in eine Aufgabe stürzen die fast immer mit dem Tod endet.
Unter dem Druck der Situation entwickeln sich die Charaktere weiter wärend der Horror der Situation ihnen immer klarer wird.
Ich musste unwillkürlich an Geschichten vom ersten Weltkrieg denken wo ganze Abschlussklassen einfach geschlossen und begeistert in den Krieg gegangen sind weil sie sich das als charakterblidende Maßnahme vorgestellt haben.
Auch die von Falco beschriebene Fairness unter den Teilnehmern hätte ihre Analogie in der Kameradschaft die sich im Krieg ausbildet.

Es passieren also viele Dinge auf diesem Marsch über die sich hervorragend erzählen lässt, die lebensverändernd und auch positiv sind. Aber der große Kontext ist, dass da 99 Mann einfach völlig Sinnlos in den Tod gehen und keiner so richtig weis warum.
Ich bin erst jetzt dazu gekommen den Todesmarsch zu lesen und muss sagen ich stimme dir. Das ist eine sehr gute Analogie. Das Buch wurde auch Ende der 60er Jahre von King geschrieben von daher würde es zu damligen Zeitgeist. Damals lief der Vietnamkrieg und auch viele amerikanische Soldaten fielen in einem sinnlosen Krieg ohne wirklichen Grund.
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tanair
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Re: Folge 91: Todesmarsch

Beitrag von tanair »

So nun habe ich auch den Todesmarsch zu Ende gelesen. Das Ende ist etwas offen.

Ich habe eine Webseite gefunden, in dem sich jemand die Mühe gemacht hat den Marsch in einer Karte zu zeichnen, falls sich jemand gefragt hat wo die Jungendlichen marschiert sind:
https://www.arcgis.com/apps/MapSeries/i ... ed22bd21b3

Bild


http://patcoston.com/stephenking/TheLongWalk.aspx
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