Folge 93: Die sieben Männer der Evelyn Hugo

Hier wird über die aktuelle Folge diskutiert. Und über alle anderen natürlich auch.
Antworten
Benutzeravatar
falko
Beiträge: 550
Registriert: Do 1. Nov 2018, 12:30

Folge 93: Die sieben Männer der Evelyn Hugo

Beitrag von falko »

Taylor Jenkins Reid, die uns vor nicht allzu langer Zeit die Geschichte der fiktiven Rockband „Daisy Jones & The Six“ erzählt hat, entführt uns diesmal nach Hollywood und lässt uns durch die Augen einer jungen Journalistin die Lebensgeschichte des legendären Filmstars Evelyn Hugo erleben. Die ist natürlich genauso fiktiv wie die Rockband, aber sie hat viel zu erzählen von ihren sieben Ehen. Und warum sie gerade diese junge Journalistin ausgewählt hat, ist das große Mysterium des Romans, das erst am Ende enthüllt wird.

Daisy Jones hatte uns ausgesprochen gut gefallen. Ob es bei einer Eintagsfliege für uns bleibt oder nicht, erfahrt ihr hier.

Viel Spaß mit der neuen Folge!

Folge 93: Die sieben Männer der Evelyn Hugo
"I must say I find television very educational. The minute somebody turns it on, I go to the library and read a good book." - Groucho Marx
Shenmi
Beiträge: 187
Registriert: Sa 23. Mär 2019, 11:06

Re: Folge 93: Die sieben Männer der Evelyn Hugo

Beitrag von Shenmi »

Ich lese das Buch momentan und da ich die entsprechenden Stellen bereits hinter mir gelassen, möchte ich ein wenig Kritik üben, die hoffentlich als konstruktiv verstanden wird.
Im Gegensatz zu euch halte ich die Darstellungen nämlich durchaus für realistisch und würde sogar die sehr polemische Frage stellen, wer naiv ist.
Natürlich ist die Welt voll von Männern, die wichtige Positionen bekleiden und diese oftmals benutzen, um sich Frauen gefügig zu machen.
Das wird niemand bestreiten und auch ich tue es nicht.
Mich stört es aber, wenn Männer sich nicht vorstellen können, oder wollen, dass Frauen natürlich auch ihren Körper benutzen, um gewisse Ziele zu erreichen, sich Vorteile zu sichern etc. Und ja, auch sehr junge Frauen tun das, social media ist voll von übersexualisierten Angeboten, die oft nicht halb so harmlos sind, wie sie wirken.
Ich empfinde es als ein wenig blauäugig, Frauen gezieltes Handeln abzusprechen und frage die Männer dann immer, ob sie nicht gerade das Kopfinterne Klischee, der keuschen Madonna bedienen, die stets gerettet werden muss. Auf mich wirkt es nämlich häufig so, es kommt nicht von ungefähr, dass es offenbar kein Problem gibt, sich eine Frau vorzustellen, die sich über längere Zeit prügeln lässt, ohne die Konsequenzen zu ziehen.
Denn auch diese Textstellen gab es doch in dem Buch.

Sex ist nicht nur ein Tatbestand sondern auch eine mächtige Waffe, die eben auch von Frauen eingesetzt werden kann.
Me Too ist eine wunderbare und notwendige Sache, von der ich allerdings finde, dass sie von den falschen Leuten, aus den falschen Gründen, inszeniert wird. Dabei wird zwar durchaus kriminelle toxische Männlichkeit aufgedeckt, aber es kommt eben auch zur solchen Fällen, wie wir es vor kurzen im Gerichtsprozess Amber Heard/Johnny Depp erlebt haben. Frauen können durchaus auch Täter sein, was gerade in lesbischen Beziehungen auch ein häufiges Thema ist. Wer Gleichberechtigung sucht, der sollte dann schon auf jeden Aspekt schauen. Deswegen plädiere ich immer für differenzierte Betrachtungen, auch wen sie nicht in die eigene Gedankenwelt passen.

Mir ist das wichtig, weil ich finde, gerade solche hysterisch geführten Debatten, bieten den richtigen Fieslingen, die Spaß daran finden, Frauen zu quälen und als Ware zu behandeln, noch mehr Schlupfwinkel.
Ihr könnt doch nicht wirklich glauben, dass es heute anders läuft, im glitzernden Hollywood, den Sportligen und überall dort, wo große Mengen Geld fließen und Blitzlichter klicken?
Der Bedarf an jungen Frauen ist da, dass Geld, der Glitzer, die Macht und Möglichkeiten - also wird alles genauso weitergehen, me too hin oder her. Was sich lediglich ändert, ist die Ausweitung von tugendhaftem Gerede, Image Kampagnen und noch größerer Vorsicht, auf Seiten der Täter und ihrer Netzwerke.
Man sieht es doch aktuell: Ein Blick in die NFL genügt, wo sich gerade dieser Quarterback, Watson, wunderschön aus den Konsequenzen herauskauft. Danach wird niemand mehr so genau hinschauen, wer ihm damals geholfen hat, die Frauen zu bedrängen und sexuell zu nötigen. Vielleicht ein paar Spiele Sperre von der Liga, danach darf er wieder Superstar sein und Millionen verdienen.
Ich bin auch felsenfest davon überzeugt, dass es längst einen Nachfolger für Jeffrey Eppstein gibt, oder glaubt ihr wirklich, diese Männer verzichten jetzt auf die jungen Frauen? Ganz abgesehen von der Tatsache, dass die dahinterstehenden Netzwerke und Kontakte völlig unberührt blieben, weiße Westen behielten und die Gerüchte einfach ausgesessen haben. Der Bösewicht hatte sich ja erhängt, in einer gesicherten Zelle und zog sich dabei mehrere Knochenbrüche zu. Was sehr praktisch war, wenn auch physikalisch unmöglich.
Das wiederum erinnert auch an den Fall Trudeau, wo das große Zeugen, - und Ermittlersterben einsetzte, als die Ermittlungen konkret wurden und in gewisse Kreise auszuufern drohte.

Genau darum finde ich solche Bücher gut, sie stellen dar, wie es immer abgelaufen ist und wohl auch immer ablaufen wird.
Wer dafür plädiert, heute könne man "so etwas nicht mehr schreiben", der schafft - so leid es mir tut - noch mehr dunkle Ecken, in denen sich die Täter austoben können. Wenn man nicht mehr über die Mechanismen schreibt, dann gibt es sie auch nicht mehr. Wow.
Auf der anderen Seite ist es recht bigott, sich für die Rechte und Akzeptanz des Berufes der sogennanten Sexarbeiterinnen stark zu machen und gleichzeitig zu negieren, dass Frauen auch für Ruhm, Beruf etc. ihren Körper einsetzen. So funktioniert die Welt nicht.
Ich bin eitel, hochmütig, tyrannisch, blasphemisch, stolz, undankbar, herablassend-bewahre aber das Aussehen einer Rose" - Pita Amor
Antworten