Bonusfolge 38: Rumo und die Wunder im Dunkeln

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falko
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Bonusfolge 38: Rumo und die Wunder im Dunkeln

Beitrag von falko »

Lange gewünscht, jetzt endlich da: wir haben uns den dritten Zamonien-Roman von Walter Moers vorgenommen. Während wir beide die erste Phase in Moers‘ Schaffen kennen, nämlich die subversiven Comics, haben wir beim Romautor Moers unterschiedliche Erfahrungen: Jochen hatte den „Blaubär“-Roman damals abgebrochen und sich nicht weiter mit dem fiktiven Kontinent Zamonien beschäft. Falko war vom Blaubären ganz angetan und ist dortgeblieben. Am Fuß des Hutzengebirges, wie treue Hörer*innen wissen.

Viel Spaß mit der neuen Folge und danke für eure Unterstützung!

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"I must say I find television very educational. The minute somebody turns it on, I go to the library and read a good book." - Groucho Marx
Flo
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Re: Bonusfolge 38: Rumo und die Wunder im Dunkeln

Beitrag von Flo »

Den Kern bei Moers trifft Jochen witzigerweise dann, wenn er "Einflüsse" und "Einfälle" verwechselt. Denn Einflüsse sind das, was bei Moers eines der bemerkenstwertesten Dinge ist.

Moers hat Zamonien gebaut, um auf dem Kontinent verschiedene literarische Formen auszuprobieren. Deshalb auch euer Eindruck, wie bunt das Ganze ist und dass es an so viele verschiedene Dinge erinnert. Das Spiel mit den Formen zieht er vor allem in den ersten Romanen konsequent durch:
  • Blaubär: Bildungsroman / lexikalischer Roman / Schelmenroman
  • Ensel und Krete: Kunstmärchen vs. Volksmärchen
  • Rumo: Mittelalterlicher höfischer Roman mit Doppelwegschema
  • Stadt der träumenden Bücher: Schauerroman des 19. Jhd
  • Schrecksenmeister: Diese eine Novelle von Gottfried Keller
  • Labyrinth der träumenden Bücher: irgendwas aus den ersten 2 Jahrzehnten des 20. Jhd (grad vergessen)
Wahrscheinlich sind auch die ganzen eingestreuten kleinen Geschichten selbst wieder voll mit Anspielungen. Ich finde z.B. dass die Leuchtturmepisode gewisse Ähnlichkeiten mit Le Horla von Maupassant hat.

Was Moers gottseidank vom typisch deutschen Feuilleton unterscheidet, ist, dass man diese Einflüsse sehen, verstehen und genießen kann, sie aber auch völlig ignorieren kann - die Bücher machen trotzdem Spaß. Es ist in erster Linie Spielerei und Privatvergnügen. Zu diesem Parodieren verschiedener Formen kommen dann noch sämtliche übrigen intertextuellen Anspielungen.

Kombiniert noch mit dem Humor ergibt das alles für den Buchhandel das "Problem", dass die Bücher nicht genau in die lieben Kategorien passen: Ist es ein Kinderbuch? Ist es Fantasy? Ist es "Literatur"?

Ich könnte jetzt noch einiges über das Doppelwegschema, andere höfischer-Roman-Elemente und das typische Schema von Geburt und Jugend eines Helden im Rumo schreiben, aber ich lass das jetzt mal. Wie ihr im Podcast richtig gesagt habt, steckt in Moers' Romanen sehr viel mehr, als man zunächst denken würde und man könnte ganze Doktorarbeiten darüber schreiben - was ja auch passiert ist. (Und das obwohl die Literaturwissenschaft, wie wir in Rumo lernen, eine völlig unexakte Disziplin ist)

Moers' Arbeit ist deshalb auch mit dem Arschloch-Zitat am Anfang gut beschrieben: Schreiben ist ein Handwerk, das man lernen kann.

Ihr habt mir mit der Folge jedenfalls richtig Lust gemacht, den Rumo mal wieder zu lesen. Ziel erreicht.
Interessanterweise habt ihr vergleichsweise wenig über die Handlung gesprochen. Hat der Folge aber nicht geschadet.

(Und wem das zu viele Seiten sind, der soll zum Hörbuch greifen! Ich mochte Dirk Bach nie besonders, aber bei den Zamonien-Lesungen war er fantastisch)
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