Folge 101: Die Mitternachtsbibliothek

Hier wird über die aktuelle Folge diskutiert. Und über alle anderen natürlich auch.
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falko
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Registriert: Do 1. Nov 2018, 12:30

Folge 101: Die Mitternachtsbibliothek

Beitrag von falko »

Eine Idee, die bei guter Umsetzung richtig faszinieren könnte: Nora möchte nicht mehr weiterleben. Doch dann findet sie sich in der „Mitternachtsbibliothek“ wieder, einem Ort zwischen Leben und Tod. Dort kann sie alternative Leben „anprobieren“. Was wäre passiert, wenn sie die Karriere als Schwimmerin verfolgt hätte? Oder sich auf Musik konzentriert? Oder mit ihrem Freund tatsächlich den Pub eröffnet hätte? Doch die Leben haben auch ihre Fallstricke, und bald wird Nora sich entscheiden müssen, denn die Mitternachtsbibliothek bröckelt.

Das Buch ist ein Bestseller, die Idee hat uns neugierig gemacht, aber so ganz überzeugt hat es uns nicht. Warum genau – das hört ihr hier.

Viel Spaß mit der neuen Folge!

Folge 101: Die Mitternachtsbibliothek
"I must say I find television very educational. The minute somebody turns it on, I go to the library and read a good book." - Groucho Marx
KLS
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Registriert: Sa 18. Dez 2021, 22:36

Re: Folge 101: Die Mitternachtsbibliothek

Beitrag von KLS »

Danke für die schöne Rezension.
Nach eurer Beschreibung werde ich mir dieses Buch sparen.
Halbgare Quantenmechanik und schlampiger Umgang mit der "viele Welten"-Interpretation derselben lasse ich höchstens bei Stargate durchgehen.
Allerdings ist mir bei der Prämisse der hervorragende Film "Everything, everywhere, all at once" eingefallen. Der verarbeitet das Thema mit etwas weniger offensichtlichem Selbstmord und weiter weg von tatsächlicher Physik.
Außerdem ist es auch ein hervorragender Film.
Der läuft auch glaube ich in ein paar Programmkinos immer noch rauf und runter (zumindest in Frankfurt weiß ich es ).

Anderer Punkt:
Schopenhauer bei dem Thema zu zitieren ist eine hervorragende Idee. Auch die Aussage "In einem seiner helleren Momente" habe er seine Mitleidsethik so fröhlich formuliert halte ich für vertretbar.
Natürlich ist die Mitleidsethik eine sseiner wichtigsten Ergebnisse, allerdings war der Mann auch hervorragend in der Lage diese Mitleidsethik in ein pessimistisches Kleid zu pressen.
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ABMGW
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Re: Folge 101: Die Mitternachtsbibliothek

Beitrag von ABMGW »

Hier sei verwiesen auf eine Kurzgeschichtevon Ted Chiang, "Anxiety is the Dizziness of Freedom", die Story spielt auch mit der Viele-Welten Theroe.

Hintergrund: es gibt ein Gerät, das löst einen Quantenevent aus, und dann geht entweder eine rote oder grüne LED an. Leute verwenden das als entscheidungshilft, soll ich den Job annehmen oder nicht? Man hat dann die möglichkeit über dieses Gerät mit der anderen Version seiner Selbst Kontackt aufunehmen und Nachrichten auszutauschen.

Wie alle Geschichten von Chiang natürlich brilliant.
Dachs von Ghissi
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Re: Folge 101: Die Mitternachtsbibliothek

Beitrag von Dachs von Ghissi »

Danke für diese unterhaltsame Folge. Wir haben sie zu zweit während der Fahrt in den Urlaub gehört und mussten bei der großen Auflösung der Geschichte laut lachen. Er wird doch nicht wirklich? Doch! Als Literatur nicht ernst zu nehmen! Wie kann Herr Scheck nur zu einer anderen Bewertung kommen?

Zum Thema "verschiedene Lebensentwürfe durchspielen" fällt mir noch Paul Austers "4 3 2 1" von 2017 ein. Monumental und ein großer Lesespaß. Zu lang für den Podcast, aber eines von Austers klassischen Bücher (zB "Die New York Trilogie") fände ich für Euch interessant. Ihr habt in der Folge ja auch das Thema Zufall und seine unterschätzte Rolle im Leben angesprochen. Das ist eines von Austers Lieblingsthemen.
Feamorn
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Re: Folge 101: Die Mitternachtsbibliothek

Beitrag von Feamorn »

KLS hat geschrieben: Mi 31. Aug 2022, 13:59 Allerdings ist mir bei der Prämisse der hervorragende Film "Everything, everywhere, all at once" eingefallen. Der verarbeitet das Thema mit etwas weniger offensichtlichem Selbstmord und weiter weg von tatsächlicher Physik.
Außerdem ist es auch ein hervorragender Film.
Der läuft auch glaube ich in ein paar Programmkinos immer noch rauf und runter (zumindest in Frankfurt weiß ich es ).
Ich habe die Podcast-Folge heute erst gehört, hatte aber beim Hören auch ständig "Everything, Everywhere, All At Once" im Kopf, den ich tatsächlich auch vor kurzem erst (endlich) gesehen habe.

Ich stecke selbst schon seit geraumer Zeit in einem ziemlichen depressiven Loch und EEAAO hat da so viel richtig gemacht, ich fand die Parallelen zum Thema Suizid und Depression schon echt deutlich, aber jetzt der Schilderung der Podcaster nach eben auch sehr viel besser umgesetzt als im besprochenen Roman.
Ich hatte lange keinen Film mehr, der mir, trotz allem Chaos und Absurditäten, so dermaßen nahe ging. Und ich weiß tatsächlich aus dem Stand keinen zweiten Film, bei dem ich mich in meinen depressiven Phasen und dem resultierenden Nihilismus derart verstanden gefühlt habe.

Und das, obwohl konstant ebenso die Lachmuskeln penetriert werden (anders kann man es nicht nennen, wird einigen Menschen auch zu viel sein).
Kann den Film nur allen an's Herz legen.

In diesem durchgeknallten Gehirnsturm-Chaos von einem Film so einen scharfen Fokus auf das emotionale Zentrum zu halten, und das auch nicht versehentlich völlig aus dem Gleichgewicht zu bringen, ist echt famos. Ich kann vor den beiden Regisseuren nur den Hut ziehen! Wobei im Grunde die absurde Lächerlichkeit erst dazu führt, dass das ganze überhaupt so mit einem derarten finsteren Grundthema spielen kann, ohne, dass man das Publikum völlig abstösst oder eben die Krankheit verharmlost.

Für mich eindeutig eine der größten Perlen der letzten Jahre, potentiell auch einer meiner allzeit Lieblingsfilme (für das Urteil braucht es noch etwas Abstand). Ich hoffe, man sieht den gesamten Cast (und die Daniels) während der Award Season da, wo er hingehört, nämlich bei den Nominierten und hoffentlich auch mit Trophäen in der Hand. (Michelle Yeoh, Stephanie Hsu, Ke Huy Quan, alle absolut top, Jamie Lee Curtis ebenfalls, wobei die Auszeichnungen für Supporting Actress für mich eindeutig an Hsu gehen müssen.)
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