Jochen hat geschrieben: ↑Mo 7. Okt 2019, 19:50
Das wird nach dem Hören des Podcasts ... interessant, glaube ich
Ein bisschen erstaunt war ich schon, finde es aber gut wenn es andere Ansichten gibt.
Und die Kritik ist ja nicht substanzlos, sondern die angesprochenen Punkte fallen mir ja durchaus auch auf.
Nehmen wir mal den Zugang zum Computer, über den ich auch gestolpert bin:
Was mich daran enttäuscht hat war das Luke im Prinzip damit überhaupt nichts gemacht hat, außer sich zu bestätigen das seine Eltern ermordet wurden. Das er nicht einfach eine EMail schreiben kann und dann kommt die Kavallerie ist mir auch bewusst, zumal er ja nicht weiß von dem dieses Institut betrieben wird. Aber irgendeinen Vorteil hätte man aus freiem Zugang zum Internet doch ziehen können.
Stattdessen war der Computer nur das Vehikel um Maureen zu helfen, damit diese sich revanchiert. Und mal nebenbei bemerkt: Deren plötzliche Wandlung fand ich viel unglaubwürdiger. Das wurde zwei Sätze eingeleitet nachdem dieser Stackhouse (?) noch gesagt hatte, welch gute Spionin sie ist.
Trotzdem wirken solche Nachlässigkeiten, dass eben ein Computer doch verfügbar ist, im Kontext des Romanes durchaus plausibel. Denn die Betreiber haben ja augenscheinlich nichts zu befürchten, selbst keine Ahnung von Technik und scheinbar fließen auch die Gelder nicht mehr wie früher.
Im Prinzip haben wir hier fast eine Art sozialistisches System - ich weiß nicht wie ich es besser ausdrücken soll - welches langsam verrottet, wie sie das nun einmal tun. Das halte ich für halbwegs plausibel.
Womit wir beim Personal wären:
Ich hatte bei den Beschreibungen der Charaktere auch das Gefühl das sie recht klischeehaft sind, habe dann aber an die Bilder der Wachmannschaften von Auschwitz denken müssen. Da gibt es Aufnahmen wo sie gemeinsam in der Sonne liegen, zusammen Blaubeerkuchen essen oder an lauen Sommerabenden beim Biertrinken sitzen, während nebenan der Holocaust stattfindet.
Deswegen halte ich diese Charaktere auch für einigermaßen glaubwürdig, wenigstens in diesem Kontext.
Noch zwei Sachen zur politischen Aussage:
Mir gingen diese Seitenhiebe auf Trump irgendwann auch richtig auf die Nerven. Nicht weil ich ihn toll finde, aber ich bin der Ansicht das man sich damit doch genau auf das Schlachtfeld begibt was dieser ausgesucht hat.
Warum das ein Fehler ist, dass hat schon General Sunzi vor einigen tausend Jahren festgehalten. Trump wird man weder mit "Du bist doof" beikommen, noch mit dem Schimpfen darüber wie doof seine Wähler sind. Das hat bisher nichts gebracht und es wird auch künftig nichts bringen.
Trump inszeniert doch solche Sachen wie mit "The Squad" selbst und lehnt sich dann zurück. Diese Frauen sind in den USA alles andere als beliebt und selbst bei den Dems nicht. Aber diese werden gezwungen sich hinter sie zu stellen und schon kreist man um sich selbst, was Trump genüsslich ausschlachten kann.
Ähnlich funktioniert es doch hierzulande mit der AfD, die man dauernd stellen möchte. Aber am Ende begibt man sich doch immer wieder nur auf deren Niveau. Aber das Fass will ich hier gar nicht weiter aufmachen.
Ein bisschen heuchlerisch fand ich King dann aber auch, wenn er gleich hintendran ein Loblied auf den Waffenbesitz singt. "Der tolle Süden, wo jeder ne Knarre hat und gleich losballert...haha". Das fand ich extrem unnötig, obwohl ich auch schmunzeln musste.
Zuletzt noch Jochens Trolley Problem:
Es gibt einen sehr guten Film an den ich in dieser Situation denken musste. Und zwar an "Unthinkable" mit Samuel L. Jackson.
Dort verstecken Islamisten Atombomben in amerikanischen Großstädten und als die Polizei einen von ihnen aufgreift, beginnen sie ihn zu foltern, um die Standorte der anderen Bomben herauszufinden. Das Ganze ist wirklich übel und ich habe den ganzen Film über eine klare Position gehabt. Dachte ich....
Bis dann das Ende kommt und alles in Frage stellt was ich mir bis dahin überlegt habe. King macht das hier aber lange nicht so subtil, was ich ein wenig schade fand. Und was hätte eigentlich das Institut nun gehindert, die Kinder danach alle einzeln aufzugreifen und umzubringen? An den USB Stick wäre man doch gar nicht herangekommen, wenn alle so weit auseinander wohnen...Na ja...
Mir hat das Buch jedenfalls gut gefallen, im Gegensatz zu manch anderem King Roman der letzten Zeit.
Sleeping Beauties habe ich nicht zu Ende gelesen und Finderlohn auch abgebrochen, obwohl ich Mr. Mercedes nicht schlecht fand. Den Outsider habe ich mir dann gleich gespart.
KIng ist immer noch so viel besser als die anderen Autoren, wie ich das sehe. Jedenfalls in seinen guten/besten Momenten.