Folge 36: Zerrissene Erde

Hier wird über die aktuelle Folge diskutiert. Und über alle anderen natürlich auch.
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Oliver Naujoks
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Re: Folge 36: Zerrissene Erde

Beitrag von Oliver Naujoks »

Bin auch etwas spät dran.

Einige kurze Anmerkungen von mir:

1. Wenn Falko sagt, dass er mit einer Karte auf dem Kindle ein Problem hatte, klingt das so ein wenig wie jemand, der in Fortnite mit der Schrotflinte den Hinterkopf eines Gegners berührt - und dann daneben schießt. :D
Äh, wie wäre es mit: Kindle App auf Tablet --> Buch darauf auch runterladen --> Karte dort angucken?!

2. Danke für Eure Empfehlung. Dass Ihr abseits aller Sad Puppy Diskussionen sagt, dass das Buch einfach verdammt gut erzählt und toll geschrieben ist, das wollte ich wissen, das reicht mir als Anreiz, jetzt auch mal was von Ihr zu probieren. Ich hatte diese Trilogie bisher geskippt, weil ich auf Postapokalypseklimagedönsromane im Moment auch keinen Bock habe, das habe ich die letzten Jahre einfach zu viel gelesen oder mitgebekommen.

3. Dass N.K. Jemesin auch so viel durch Crowdfunding einnimmt, liegt vermutlich auch an Ihrem öffentlichen Profil. Sie kommt halt sowohl auf Twitch (sie ist eine eifrige und sehenswerte Letsplayerin) und Twitter ausgesprochen lässig und interessant rüber. Das nimmt für sie einfach ein.

4. Das mit der "Du"-Anrede und vieles in der zweiten Person, das wurde recht prominent in einigen Romanen von Charles Stross (Halting State/Du bist tot) eingesetzt. Da wurde das viel diskutiert. Das Stilmittel ist natürlich schon uralt, einer der berühmtesten Sätze aus einem Roman ist ja u.a. das "Reader, I married him" von Charlotte Bronte in JANE EYRE - und der erschien 1847.

5. @Ironic Maiden: Das mit dem negativen Blurb, das gab es durchaus schon. Auf dem Poster eines David Lynch-Films (Lost Highway, meine ich) stand mal: "Two Thumbs Down! - Siskel & Ebert". ;)
Liest: "Dämmerung", Michael Kleeberg // "Blue Giant Supreme 1-11", Shinichi Ishizuka
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falko
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Re: Folge 36: Zerrissene Erde

Beitrag von falko »

Oliver Naujoks hat geschrieben: Fr 31. Jan 2020, 16:43Äh, wie wäre es mit: Kindle App auf Tablet --> Buch darauf auch runterladen --> Karte dort angucken?!
Hätte präziser sein müssen: auf dem E-Ink-Kindle ist es einfach zu klein. Mit Tablet sieht es natürlich anders aus, und am PC kann ich das Buch ja auch im Browser öffnen. Aber wenn ich im E-Book lese, will ich ja DORT die Karte sehen können. :)

(Ich bin ja so bekloppt, dass ich kurz erwogen habe, den Tolino Epos 2 zu holen - weil der noch mal ein kleines Stück größer als der Oasis ist. Aber: natürlich direkt ein anderes Ökosystem, wo ich meine bisherigen E-Books zum größten Teil nicht einfach so lesen könnte. Und nach Prüfung ist mir das Display zu blass und zu lahm. Und überhaupt hätte ich gern ein größeres Gerät mit E-Ink. Vielleicht auch eins, auf dem man schreiben kann, wie den "ReMarkable". Aber der ist ja NOCH teurer. Und kann natürlich auch keine kindle-E-Books lesen. Und überhaupt ist dieses Jahr endlich Color E-Ink serienreif. AAAARGH. :D )
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Peter
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Re: Folge 36: Zerrissene Erde

Beitrag von Peter »

Shenmi hat geschrieben: Fr 31. Jan 2020, 12:01 Zerrissene Erde ist das jedenfalls ganz sicher, wenn auch nicht "Murakami sperrig". Den mag ich zwar auch, aber ich habe mal eine Kritik gelesen, wo jemand einen Murakami Roman als "Genussfolter" deklariert hat. Genau das trifft es für mich am besten.

Vielleicht könnt ihr ja auch mal einen Murakami machen? 1Q84 vielleicht?
"sperrig" wäre das letzte Attribut, das ich mit Murakami in Verbindung bringen würde. Ganz im Gegenteil, es gibt für mich kaum einen anderen Autor, der sich so locker fluffig lesen lässt. Im übrigen wäre aus meiner Sicht 1Q84 gerade das letzte Werk, das ich zum Einstieg empfehlen würde. Jetzt mal ganz davon abgesehen, dass es bei weitem nicht sein bester Roman ist, reden wir hier von 1500 Seiten. Viel eher würde ich da z.B. zu "Hard-boiled Wonderland und das Ende der Welt" greifen.

The Fifth Season fand ich anfangs dagegen in der Tat sperrig, da musste ich mich durch die ersten 50 Seiten etwas quälen. Die Belohnung war dafür dann umso größer, bis hin zum gelungenen Ende der Trilogie.

Jetzt müsst ihr eigentlich nur noch die Ancillary-Trilogie von Ann Leckie lesen (ebenfalls mit Hugo&Nebula ausgezeichnet), dann habt ihr die besten Sachen aus dem SF&F-Bereich der letzten 10 Jahre besprochen.
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Re: Folge 36: Zerrissene Erde

Beitrag von Shenmi »

"sperrig" wäre das letzte Attribut, das ich mit Murakami in Verbindung bringen würde. Ganz im Gegenteil, es gibt für mich kaum einen anderen Autor, der sich so locker fluffig lesen lässt. Im übrigen wäre aus meiner Sicht 1Q84 gerade das letzte Werk, das ich zum Einstieg empfehlen würde. Jetzt mal ganz davon abgesehen, dass es bei weitem nicht sein bester Roman ist, reden wir hier von 1500 Seiten.
Also ich bin genau mit diesem Roman eingestiegen und eigentlich hat es mich schon vom ersten Satz an verzaubert. Und zwar ohne das ich so wirklich sagen könnte warum und das zog sich durch das gesamte Werk.
Aber auch bei den nachfolgenden Büchern habe ich immer folgendes Gefühl:
Ich nehme mir eine Stunde und habe das Gefühl so um die 200 Seiten gelesen zu haben. Tatsächlich sind es aber eher so 40, es ist kaum etwas passiert und trotzdem gefällt es mir aus irgendeinem Grund. Und jetzt brauche ich eine Pause.

Vielleicht habe ich bisher die falschen Romane von ihm gelesen und ich finde seinen Stil bezaubernd aber auch unglaublich anstrengend.
Er ist kein großer Geschichtenerzähler aber einer der größten überhaupt...
Ich kann ihn aus irgendeinem Grund nur sehr schwer greifen. Vielleicht reicht mein Intellekt auch einfach nicht aus, um zu fassen was an ihm so toll ist. Wie gesagt, für mich fasst der Begriff Genussfolter so ziemlich perfekt zusammen was ich von seinen Büchern bisher halte.
Viel eher würde ich da z.B. zu "Hard-boiled Wonderland und das Ende der Welt" greifen.
Danke für den Tipp.
Ich habe gerade gesehen das ich dieses Buch auch schon auf dem Reader habe. Wahrscheinlich hat es mir schon mal jemand empfohlen oder meine Frau hat es gekauft.
Daran werde ich mich demnächst mal versuchen.
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falko
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Re: Folge 36: Zerrissene Erde

Beitrag von falko »

Peter hat geschrieben: Sa 1. Feb 2020, 08:03Jetzt müsst ihr eigentlich nur noch die Ancillary-Trilogie von Ann Leckie lesen (ebenfalls mit Hugo&Nebula ausgezeichnet), dann habt ihr die besten Sachen aus dem SF&F-Bereich der letzten 10 Jahre besprochen.
Steht auf meiner persönlichen Liste schon lange weit oben. Allerdings brauche ich für diese Bücher, wie auch schon bei Jemisin, eigentlich mehr Freiraum im Kopp. SF verlangt da mehr Aufmerksamkeit, und ich hatte schon bei Jemisin eher das Gefühl, nur an der Oberfläche des Buches zu kratzen. Bei Zeitdruck habe ich eher ein Echsenhirn, das gerade so für einen Dan-Brown-Plot reicht.
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Peter
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Re: Folge 36: Zerrissene Erde

Beitrag von Peter »

Shenmi hat geschrieben: Sa 1. Feb 2020, 09:24 Also ich bin genau mit diesem Roman eingestiegen und eigentlich hat es mich schon vom ersten Satz an verzaubert. Und zwar ohne das ich so wirklich sagen könnte warum und das zog sich durch das gesamte Werk.
Aber auch bei den nachfolgenden Büchern habe ich immer folgendes Gefühl:
Ich nehme mir eine Stunde und habe das Gefühl so um die 200 Seiten gelesen zu haben. Tatsächlich sind es aber eher so 40, es ist kaum etwas passiert und trotzdem gefällt es mir aus irgendeinem Grund. Und jetzt brauche ich eine Pause.
Da unterscheiden wir uns dann wohl sehr. Ich bin kein Vielleser, d.h. ich lese zwar gerne, aber nie lange am Stück. Murakami ist da für mich eine von ganz wenigen Ausnahmen (eine andere wäre Nick Hornby), bei denen ich ein Buch schonmal in zwei, drei Tagen durch habe. Die Broken-Earth-Trilogie hat dagegen eher Wochen als Tage benötigt.
Peter hat geschrieben: Sa 1. Feb 2020, 08:03 Jetzt müsst ihr eigentlich nur noch die Ancillary-Trilogie von Ann Leckie lesen (ebenfalls mit Hugo&Nebula ausgezeichnet), dann habt ihr die besten Sachen aus dem SF&F-Bereich der letzten 10 Jahre besprochen.
Ich muss mich korrigieren: Mein absoluter Favorit aus dem Phantastik-Bereich - und das sogar der letzten 20 Jahre - ist die Southern-Reach-Trilogie von Jeff VanderMeer. Es ist kaum zu glauben, was da in den Jahren 2014-16 erschienen ist: VanderMeer, Jemisin, Leckie und Liu. Vier Trilogien, die ich allesamt zum besten zählen würde, was das phantastische Genre zu bieten hat.
Shenmi
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Re: Folge 36: Zerrissene Erde

Beitrag von Shenmi »

Peter hat geschrieben: So 2. Feb 2020, 20:36 Da unterscheiden wir uns dann wohl sehr. Ich bin kein Vielleser, d.h. ich lese zwar gerne, aber nie lange am Stück.
Ja, es sieht so aus.
Ich bin eher so der Typ wie Jochen und kann nicht aufhören, wenn mich ein Buch richtig fesselt. Letztens habe ich endlich mal Enders Game gelesen und das hat mich dermaßen gepackt, dass ich es nicht weglegen konnte.
Irgendwann nachmittags habe ich angefangen und war dann nachts um 4.30 Uhr durch.
Allerdings habe ich auch manchmal Phasen wo ich mal einen Monat nichts lese, weil andere Sachen mich beschäftigen.
Aber es gibt auch die anderen Zeiten, wo ein Buch das andere gibt. Meine Frau nennt es immer "manisches Lesen". Das ist teilweise so schlimm das ich überall den Reader vorkrame, wo ich mal 5 Minuten warten muss. Bei Murakami habe ich irgendwie Schwierigkeiten damit.

Übrigens ging es mir bei der Zerrissenen Erde ganz ähnlich. Wie Falko schon festgestellt hat, ist das kein Buch für zwischendurch, sondern man muss sich etwas Zeit nehmen. Zwischen zwei Straßenbahn Haltestellen funktioniert es nicht wirklich.
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dennis1505
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Re: Folge 36: Zerrissene Erde

Beitrag von dennis1505 »

Ich bin jetzt auch sehr spät dran, ich weiß.

Nachdem ich mir die Folge angehört hatte, wollte ich unbedingt das Buch lesen, weil es mich irgenwie gepackt hat (im Original, versteht sich). Jetzt sitze ich da, warte darauf, dass das Buch ankommt und werde während der Klausurzeit einfach anfangen, das Buch zu lesen. Man muss ja in irgendeiner Weise Prioritäten setzen. Bei der Leseprobe habe ich gemerkt, dass mir allein schon die erste Seite gefällt, keine Ahnung, warum. Bin echt gespannt, wie es wird, aber ich denke (hoffe) nicht, dass ich enttäuscht sein werde.

In letzter Zeit hatte ich nicht wirklich viel gelesen, aber seit einer Woche habe ich meine Leselust wiedergefunden. Das freut mich... In dieser Woche habe ich Animal Farm von George Orwell und Die Verwandlung von Franz Kafka gelesen. Kann ich beides sehr empfehlen für die Leute, die es noch gar nicht gelesen haben. Und jetzt kommt diese Trilogie, bin gespannt...
Dachs von Ghissi
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Re: Folge 36: Zerrissene Erde

Beitrag von Dachs von Ghissi »

Ich bin ja so gespannt, wie Euch der zweite Band der Serie gefallen wird. Ich habe ihn gleich nachgeschoben, nachdem ich mit dem ersten Band durch war, frisch auf deutsch übersetzt. Das war auch gut so, denn "Brennender Fels" setzt inhaltlich wirklich unmittelbar am Ende von "Zerrissene Erde" ein.

Leider habe ich mich deutlich weniger gut unterhalten gefühlt. In der Haupthandlungsebene wird man zwar mit viel Hintergrundwissen versorgt, aber es passiert ansonsten kaum etwas. Dieses Wissen ist auch noch unvollständig und darüber hinaus - zumindest für mich - zum Teil widersprüchlich (zB was die verschiedenen Interessengruppen betrifft). Man hat beim Lesen Angst, die ganzen noch offenen Fäden vergessen zu haben, bevor im Juli der Abschluss der Reihe auf deutsch veröffentlicht wird.

Weiterhin beeindruckt bin ich jedoch davon, eine solche Geschichte aus weiblicher Sicht (sowohl Figur, als auch - vor allem - Autorin) erzählt zu bekommen. Themen wie Kontrolle, Ausgrenzung, Missbrauch, das Hinterfragen von überkommenen Machtstrukturen und vieles mehr gewinnen dadurch neue Facetten oder besser sogar Dimensionen, zumindest für mich als Mann, der kaum Fantasy oder SF von Frauen kennt. Allein deshalb sind die Bücher es wert, gelesen zu werden, finde ich.

Und wenn Band drei wieder spannend ist und die offenen Fragen ausreichend beantwortet werden, bin ich glücklich.
Akill0816
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Re: Folge 36: Zerrissene Erde

Beitrag von Akill0816 »

Ich habe Teil 1 mittlerweile auch gelesen und bin grade bei Teil 2 und bin wirklich positiv überrascht. Ich habe mir lange überlegt, ob ich das Buch lesen möchte, weil mir die Autorin in ihren Twitterschlachten nicht sympathisch rüberkommt und ich mit der amerikanischen Identitätslinken wenig anfangen kann. Der Roman ist aber jedenfalls in Teil 1 kein reines politisches Traktat sondern ein wirklich gut geschriebener Fantasyroman mit einer interessanten erzählerischen Kniff.
Selbst der Verwendung der 2. Person als Erzählperspektive konnte ich entgegen meiner Erwartungen einiges abgewinnen. Sprachlich bewegt sich Jemisin auf sehr gutem Niveau und gehört in diesem Bereich zur Spitzenklasse der Fantasy.
Der Weltenbau überzeugt mich bisher noch nicht. Die Kombination aus Apocalypse, fast mittelalterlichen Techniken und Einsprengseln der Moderne (z.B. Existenz von Antibiotika) wirkt für mich in ihrer Gesamtheit nicht sehr glaubwürdig und durch den recht engen Fokus des Buchs ist das Bild des Lesers von der Welt recht eingeschränkt.
Die komplette Abwesenheit von Religionen ist im dargestellten Setting meiner Meinung nach nicht glaubwürdig.

Was ich dagegen sehr erfrischend fand, war die Tatsache, dass das Buch ohne große Kampf und Kriegsszenen ausgeht. Dieser Fakt lässt dem Roman stark hervorstehen in der modernen Fantasy.

Mal sehen wie sich Buch 2 und 3 entwickeln, denn die Qualität der Trilogie steht und fällt mit ihrer Auflösung.
Bisher bin ich wirklich positiv überrascht!
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