Folge 40: Chronik eines angekündigten Todes

Hier wird über die aktuelle Folge diskutiert. Und über alle anderen natürlich auch.
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falko
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Folge 40: Chronik eines angekündigten Todes

Beitrag von falko »

Wir haben noch lange nicht alle Kontintente und literarischen Ecken der Welt besucht. Schon deswegen wird es Zeit für einen Abstecher nach Südamerika. Wenn wir uns dorthin begeben, widmen wir uns direkt auch einem Leuchtturm, nämlich dem Literaturnobelpreisträger Gabriel García Márquez, zu dem wir beide bislang als Leser keinen Bezug hatten.

Die „Chronik eines angekündigten Todes“ ist … nun, genau das. Wir tauchen in den Trubel einer Kleinstadt an der kolumbianischen Karibikküste ein, wo ein Mord geschieht. Doch die große Frage ist nicht, wer es war, auch nicht, warum es geschehen ist. Nein, Márquez geht es nur um das „wie“ der Tat.

Viel Spaß mit der neuen Folge!

Folge 40: Chronik eines angekündigten Todes
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Oliver Naujoks
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Re: Folge 40: Chronik eines angekündigten Todes

Beitrag von Oliver Naujoks »

Schöne Folge, dir mir Lust gemacht hat, den Kurzroman noch mal wieder zu lesen, von dem ich praktisch nichts mehr weiß. Ähnlich geht es mir mit "Die Liebe in den Zeiten der Cholera", den ich in den 80ern gelesen hatte und ganz, ganz toll fand, obwohl ich gefühlt damals eigentlich noch zu jung dafür war. Ich weiß nur noch was von einem Papagei, der suizidal in einen Kochtopf springt, dieses Bild ist bei mir hängen geblieben.
Insbesondere an Jochen, der ja deutlich begeisterter war als Falko, dem kann ich die "Liebe in den Zeiten.." wärmstens mal ans Herz legen. Euren Podcast sprengt das wohl (ziemlich fetter Wälzer), aber wenn mal Zeit ist, so nebenbei..

Auch schön Eure Ehrlichkeit, dass für Euch Südamerika literatisch ein blinder Fleck ist. Ist bei mir, bis auf die o.g. Romane und einige wenige Ausnahmen (Allende & co.) auch so. Da muss ich zu meiner Schande gestehen, da kenne ich mich im südamerikanischen Fußball deutlich besser aus...sollte man ggf. mal ändern.
Liest: "Dämmerung", Michael Kleeberg // "Blue Giant Supreme 1-11", Shinichi Ishizuka
Spielt: Robocop: Rogue City, Alan Wake, Ape Out (mal wieder, großartig!), Cyberpunk 2077: Phantom Liberty
Ironic Maiden
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Re: Folge 40: Chronik eines angekündigten Todes

Beitrag von Ironic Maiden »

Danke für die Folge. Die Novelle habe ich nicht gelesen und auch sonst zu meiner Schande so gut wie nichts aus Mittel- und Südamerika. (Außer mal den ersten 50 Seiten von "Die Liebe in den Zeiten der Cholera".)

Ganz spannend finde ich die gängigen Definitionen von "magischer Realismus". Im Grunde ist das dann sowas wie die seriöse Cousine von Urban Fantasy. Bei beiden treffen alltägliche/ reale Settings auf magische Elemente, nur die Gewichtung ist jeweils unterschiedlich. Das sieht man ja auch daran, dass das Hauptwort bei dem einen "Realismus" und beim anderen "Fantasy" ist, aber im Endeffekt haben beide Genres gewaltige Gemeinsamkeiten.
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falko
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Re: Folge 40: Chronik eines angekündigten Todes

Beitrag von falko »

These: "Magischer Realismus" ist ein Begriff, den das Feuilleton erfunden hat, um sich nicht mit dem Begriff "Fantasy" beschmutzen zu müssen. :D
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Ironic Maiden
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Re: Folge 40: Chronik eines angekündigten Todes

Beitrag von Ironic Maiden »

falko hat geschrieben: So 29. Mär 2020, 13:08 These: "Magischer Realismus" ist ein Begriff, den das Feuilleton erfunden hat, um sich nicht mit dem Begriff "Fantasy" beschmutzen zu müssen. :D
Oder "Urban Fantasy" ist ein Begriff, den die Verlage erfunden haben, weil die Leute bei "Realismus" an Fontane und Effie Briest denken. :D
Dachs von Ghissi
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Re: Folge 40: Chronik eines angekündigten Todes

Beitrag von Dachs von Ghissi »

Danke für den Lesetipp. Auch ich musste mich in diese fremde, intensive, derbe, friebrig-schillernde Welt erst hineinlesen, aber recht schnell entwickelte der Roman zumindest bei mir einen unwiderstehlichen Sog. Probleme hatte ich manchmal mit den vielen Namen. Das äußerst visuell geschilderte Finale habe ich sofort auf der inneren Kinoleinwand gesehen - aber als Thrillerfinale. Auf den letzten Seiten ist mir vor allem folgender Halbsatz aufgefallen, den ich unglaublich stark finde: "... und schwammen dabei in dem trügerischen Stausee, den sie jenseits der Angst fanden". Allein dieser Satz übt eine Sog aus... :o

Thema Flüche... Bei mir in der Übersetzung von Meyer-Clason heißt es übrigens wörtlich "Hoden des Herrgotts". Was mich sofort an den Ausruf "Hood's balls! " aus Steven Eriksons Malazan-Saga erinnerte.

Google listet übrigens als einen der ersten Treffer zum Buch eine universitäre Arbeit über einige Werke von Marquez auf. Ich fand sie ganz interessant für die Nachbetrachtung. Dort wird auch eine konkrete Lösung für die Frage, wer der eigentliche Verursacher der Tragödie ist, angeboten. Dieser Idee muss man nicht zustimmen, aber als Gedankenspiel ist es bereichernd. Und zeigt noch mehr die Untiefen der im Roman geschilderten Gesellschaft.

Ich habe mal "Tante Julia und der Kunstschreiber" (neu: "Tante Julia und der Schreibkünstler") des peruanischen Autors Mario Vargas Llosa verschlungen und würde das als Dankeschön - Tipp bezüglich südamerikanischener Literatur gerne zurückgeben. Es geht ums Geschichtenerzählen und ums langsam verrückt werden.
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derFuchsi
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Re: Folge 40: Chronik eines angekündigten Todes

Beitrag von derFuchsi »

Also so langweilig könnte mir selbst in monatelanger Quarantäne nicht werden dass ich anfange Bücher zu lesen über die Gesellschaft einer Kolumbianischen Kleinstadt in den 50ern, aber ok jeder wie er mag :lol:
Immerhin habe ich was über magischen Realismus gelernt. ;)
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falko
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Re: Folge 40: Chronik eines angekündigten Todes

Beitrag von falko »

derFuchsi hat geschrieben: Mo 20. Apr 2020, 07:30 Also so langweilig könnte mir selbst in monatelanger Quarantäne nicht werden dass ich anfange Bücher zu lesen über die Gesellschaft einer Kolumbianischen Kleinstadt in den 50ern, aber ok jeder wie er mag :lol:
Reden wir im November noch mal. :D
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Flo
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Re: Folge 40: Chronik eines angekündigten Todes

Beitrag von Flo »

Inspiriert durch euch bin ich gerade dabei dieses Buch zu lesen.
Anfangs haben mich die spanischen Namen und die vielen Figuren noch etwas verwirrt, doch das legt sich. Diese traurig-absurde Komik der Geschichte ist klasse. Und auch sprachlich kann das Buch was.
Mit 120 Seiten auch recht kurz - kann man als "Snack" zwischendurch getrost empfehlen.
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