Buchpreisbindung

Gepflegte Diskussionen über (gute) Bücher und alles, was damit zu tun hat.
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Haplo
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Buchpreisbindung

Beitrag von Haplo »

Weil ich gerade darüber gestolpert bin: Ist das jetzt der neue Weg die Buchpreisbindung ein bisschen zu unterlaufen?
"Anthony Ryan - Draconis Memoria 1-3: Die gesamte Saga: GOLDEDITION – Limitierte Sonderausgabe" für 15 statt 30 Euro alle drei eBooks zusammen - allerdings als limitierte Sonderausgabe. Limitiert? eBook?! Nee, ist klar ...
Klassischer Fall von 'having the cake and eating it too' oder wie?
Stehe ich halt vor der Frage: als Geburtstagsgeschenk jetzt kaufen (für den halben Preis aber damit schon verraten) oder 4 Wochen warten und ggfls. das Doppelte zahlen - ja vielen Dank auch, Klett-Cotta ...
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falko
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Re: Buchpreisbindung

Beitrag von falko »

Das hat mit der Buchpreisbindung nichts zu tun - die schreibt vor, dass ein Buch in allen Kanälen den gleichen Preis haben muss. Als Verlag kann man natürlich unterschiedliche Ausgaben machen - das Hardcover existiert ja auch neben dem Taschenbuch weiter, dann gibt es auch noch eigene Ausgaben in Buchclubs etc.

Ein E-Book zeitlich zu limitieren ist aber tatsächlich ... originell. Kann mich nicht erinnern, dass mir so was schon mal untergekommen wäre, insofern danke für den Hinweis.
"I must say I find television very educational. The minute somebody turns it on, I go to the library and read a good book." - Groucho Marx
Flo
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Re: Buchpreisbindung

Beitrag von Flo »

Bei einer "Sonderausgabe" vom Herr der Ringe vor ein, zwei Jahren und der Luxussonderausgabe von Der Name des Windes hat die Hobbitpresse übrigens auch schon einige Zeit lang einen "Einführungspreis" gehabt und das Ding ein paar Monate (ein Jahr?) billiger verkauft.

Allerdings gedruckt, nicht als eBook. Eine limitierte digitale Ausgabe ist ein Witz in sich. Immerhin kreativ, das muss man ihnen lassen :lol:
Haplo
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Re: Buchpreisbindung

Beitrag von Haplo »

Von Klett-Cotta gibt es noch ein paar Goldeditionen, vermutlich gilt für die das Gleiche ...
Als physisches Buch verstehe ich unterschiedliche Ausgaben mit unterschiedlichen Preisen schon, als eBook ist's irgendwie zwar möglich aber erscheint reichlich widersinnig. Ob jetzt alle drei in einem sind oder jedes einzeln macht nun echt keinen Unterschied. Wohingegen ich über 2.000 Seiten in einem physischen Buch eher ungern lesen würde (im Allgemeinen ist ein niedriger Preis als Anreiz da schon sinnvoll ...).
JayDasBuch
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Re: Buchpreisbindung

Beitrag von JayDasBuch »

Ich hatte immer so negative Sachen von der Buchpreisbindung gehört und gelesen.

Nun las ich heute einen Artikel, welcher ein ganz anderes Bild zeichnet.
Es wird die Entwicklung im UK gezeigt und wie die Zahlen sich tatsächlich negativ verändert haben, seitdem die Buchpreisbindung in den 90er Jahren abgeschafft wurde.

Wer Interesse hat:
https://katapult-magazin.de/de/artikel/ ... ueberlebt/
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falko
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Re: Buchpreisbindung

Beitrag von falko »

Danke für den Link. Muss ich mir alles noch mal in Ruhe durchlesen und darüber nachdenken, bzw. recherchieren, aber drei kurze Gedanken aus der Hüfte:

Ich bezweifle instinktiv, dass die Existenz von Buchläden die Lesebereitschaft anregt. Das Buch als Medium verliert an Relevanz und Wahrnehmung wegen des Chors anderer Medien. "Es liest ja keiner mehr, WEIL es immer weniger Buchhandlungen gibt" - würde ich genau umgekehrt sehen, aber da muss ich die Quellen in dem Text genauer anschauen, bzw. die zitierte Studie. Öffentliche Bibliotheken würde ich eher in der Rolle des Anregers sehen.

Müsste beim Thema E-Books genauere Zahlen recherchieren, aber mir scheint zB in UK pro Kopf mehr mit digitalen Büchern umgesetzt zu werden als in Deutschland - wobei dieses Marktsegment dort auch stagniert, sogar rückgängig ist.

Die Kurve, derzufolge der Buchpreis seit 1996 in UK um 90% gestiegen ist und in DE "nur" um 40% ... da ist die Frage, von welchen Zahlen man ausgeht. Vom Listenpreis der Bücher? Dann vermutlich ja. Nur heißt ja der Wegfall der Buchpreisbindung, dass rabattiert werden kann. Dann bekommt eben ein aktuelles Hardcover auch für 11 Britische Pfund, was 12,77 Euro entspricht. Oder ein Taschenbuch für 5 Pfund. Klar - genau diese Rabattierung ist das Problem für die unabhängigen Buchhandlungen, aber da ist dann schon eine Schere zwischen objektiver Teuerung und faktischem Kaufpreis ...

Bonusgedanke: Zweifelsohne führt so etwas zu der im Artikel erwähnten Zuspitzung auf populäre Titel und für Midlist-Autor*innen zu Problemen, überhaupt wahrgenommen werden. Allerdings - und da spreche ich aus eigener Erfahrung und das bekomme ich aus dem Bekanntenkreis immer wieder bestätigt - ist das hierzulande auch bei den vergleichsweise vielen Buchhandlungen und der Buchpreisbindung der Fall. Der Umsatz wird mit den großen Titeln gemacht, darauf wird sich konzentriert, und in der Midlist fällt man heutzutage schneller hinten runter, als es früher der Fall war. Gleichzeitig eröffnet die Digitalisierung wieder ganz neue Vertriebs - und Marketingwege ...
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Flo
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Re: Buchpreisbindung

Beitrag von Flo »

Alleine aufgrund der Sprache könnte ich mir vorstellen, dass der UK-Buchmarkt sowieso ganz anders funktioniert.
Denn auch mit Buchpreisbindung hättest du dort einen sehr einfachen Import aus anderen englischsprachigen Ländern, die eine solche nicht haben. Besonders seit eben den 90ern und dem Internet. Was würde mir eine Buchpreisbindung in England helfen, wenn es in den USA keine gibt?


Ich bin öfter mal in den Hugendubel-Filialen, die in Reichweite eines Spaziergangs sind. Dort liegen ja quasi nur noch die Spiegel-Liste und riesige Stapel mit Schnulzen. Fantasy und Klassiker sind als halbleere Regale irgendwo in der Ecke. Dafür steht eine ganze Palette (nein, das ist keine Metapher) mit dem überteurten Obama-Buch da. Vielfalt? Dass ich nicht lache. Die brauchen sich nicht wundern, wenn ich dort nichts kaufe.
stevemcqueen
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Registriert: Fr 21. Aug 2020, 11:00

Re: Buchpreisbindung

Beitrag von stevemcqueen »

Zitat "Flo":

Ich bin öfter mal in den Hugendubel-Filialen, die in Reichweite eines Spaziergangs sind. Dort liegen ja quasi nur noch die Spiegel-Liste und riesige Stapel mit Schnulzen. Fantasy und Klassiker sind als halbleere Regale irgendwo in der Ecke. Dafür steht eine ganze Palette (nein, das ist keine Metapher) mit dem überteurten Obama-Buch da. Vielfalt? Dass ich nicht lache. Die brauchen sich nicht wundern, wenn ich dort nichts kaufe.

Zitat Ende.

Das ist ein klassisches "Huhn oder Ei"-Problem.

Leidet die Vielfalt an Titeln darunter, dass die Leser sie nicht kaufen, oder kaufen die Leser sie nicht, weil sie im Laden nicht verfügbar sind?

Ich kann jedenfalls das Dilemma der Buchhändler verstehen, die es sich bei endlichem Regalplatz im wahrsten Sinne des Wortes nicht leisten können, sich zuviel Fläche mit weder remittier- noch rabattierbaren Titeln, die sich nicht verkaufen zu blockieren.

Zum Stöbern gehe ich mittlerweile auch nicht mehr in Buchhandlungen, weil dort bei vielen in Stapeln vorhandenen Titeln die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass der Klappentext das interessanteste am Buch ist.

Stattdessen stöbere ich im Internet, wenn ich dort etwas ansprechendes finde, das regulär lieferbar zu sein scheint bestelle ich es aber nicht im Online-Handel, sondern schreibe eine kurze Email an den Buchladen meiner Wahl und bestelle es dort, eben weil ich es dort zum gleichen Preis wie im Netz bekomme und eventuell sogar noch schneller, als wenn ich es mir vom Webshop nach Hause liefern lasse.

Gleichzeitig kann ich beim Abholen des Buches dann nochmal eine kurze Runde durch den Laden drehen, vielleicht findet sich ja doch etwas interessantes...
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