Patrick Rothfuss Kingkiller Chronicles

Gepflegte Diskussionen über (gute) Bücher und alles, was damit zu tun hat.
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BlackyStar
Beiträge: 1
Registriert: Fr 22. Feb 2019, 22:24

Patrick Rothfuss Kingkiller Chronicles

Beitrag von BlackyStar »

Ich muss hier einfach mal eine Lanze für diese Reihe brechen.
Ich finde es mehr als Schade wenn sie im Podcast mit den Worten.
Der Hauptcharacter sei zu Perfect etc. abgetan wird.
Die Reihe ist Sprachlich sowie Inhaltlich so unglaublich vielschichtig das sie nicht umsonst als das neue Große Fantasy
Epos beschrieben wird.
Und wenn man sich damit mehr auseinander setzt und auch einmal Genauer hinsieht sieht man sehr sehr schnell das der
Hauptcharacter, wenn dieser auch auf den Ersten blick sehr "Perfect" wirkt immernoch
eine Geschichte über sich selbst erzählt und ebenso Sätze einstreut wie :" Mann mus ein guter Lügner sein um eine
Gute Geschichte zu erzählen."
Ebenso wird im Kingkiller Reddit wie auch in anderen Fan Foren bereits weiter in Theorien etc. Spekuliert ob es mit eben jenem
Aspekt nicht mehr auf sich haben könnte. Beginnt der benannte Hauptcharacter seine Erzählung nicht umsonst mit den Worten.
"Nehmen wir an ich stehe im mittelpunkt der Schöpfung"

Es ist eigentlich ein Typischer fall von einer Schwäche, ja vielleicht sogar von Narzismuss beim Protagonisten, was sich auch im verlauf der
Story auswirkt und auch Negative auswirkungen hat.
Die Reihe ist letztendlich sicher einen Zweiten und auch Tieferen Blick wert.
Patrick Rothfuss hat alleine am Ersten Band gut 30 Jahre gesessen und ist und bleibt ein Meisterhafter Erzähler.
Sicher kann man ihm vorwerfen er würde gerade für den Abschluss der Reihe sehr lange brauchen etc. Jedoch ist der Inhalt der Bücher
auf oberstem Level und schlägt z.B Einen Markus Heitz. um Längen.


Gruß. Blacky
DexterKane
Beiträge: 20
Registriert: Mi 20. Feb 2019, 12:16

Re: Patrick Rothfuss Kingkiller Chronicles

Beitrag von DexterKane »

Und in den 30 Jahren ist er nicht dazu gekommen, sich ein verständliches Währungssystem auszudenken, oder zumindest eine Tabelle ins Glossar zu packen?
Sorry, aber wenn über HUNDERTE Seiten dein A-Plot ist: „Gary Stu hat Angst, nicht genug Geld fürs nächste Semester an der Uni zusammenzubekommen.“, dann musst du auch eine Einordnung bringen, wie nah er seinem Ziel an der jeweiligen Stelle ungefähr ist. Stattdessen schmeißt einem Rothfuss 10+ verschiedene Münzeinheiten an den Kopf und lässt die völlig ohne Kontext stehen. Mir ist schon klar, dass solche Exposition im Text immer scheiße ist, aber dann mach halt ne Fußnote, oder pack, wie gesagt, eine Einordnung ins Glossar.
Ansonsten kannst du auch jedes Mal „Glurp-Glorp“ schreiben, wenn die Sprache aufs Geld kommt, das hat für mich denselben Informationsgehalt.

Und er ist zu perfekt. Gary hier ist ohne formale Bildung aufgewachsen, schafft es aber trotzdem ohne Probleme an die Elite-Uni. Nicht nur das, er spielt als Teenager sämtliche gestandenen Musiker an die Wand UND sämtliche Frauen, mit denen er zu tun hat, verlieben sich in ihn. Bis auf die eine die er will, die hat natürlich kein Interesse.

Vielleicht bin ich hier überkritisch, aber das Buch wurde im Vorfeld bei mir so gehypt, dass ich beim Lesen die ganze Zeit da saß und dachte: „DAS soll das neue Meisterwerk sein? Ist ganz nett, aber nicht ansatzweise so gut, wie ihr das macht!“

VG
Dexter
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Philharmonikolas
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Registriert: Do 6. Dez 2018, 01:04

Re: Patrick Rothfuss Kingkiller Chronicles

Beitrag von Philharmonikolas »

Ja, das "technische" writing ist sehr gut. Patrick Rothfuss versteht Sprache und kann damit schön zu lesende Sätze bilden.
Aber that's it.
Wenn das Pacing noch langsamer wäre, würde die Story sich rückwärts erzählen. Ständig gibt es kapitellange Ausflüge zu irgendwelchen, für die Geschichte irrelevanten, Nebenschauplätzen in denen wieder mal gezeigt wird, was Kvothe für ein toller Typ ist.
80% des zweiten Buches könnte man bedenkenlos streichen und die Story und "Charaktere" wären am selben Punkt wie jetzt.
Charaktere in Anführungszeichen weil eigentlich nur Kvothe sowas wie den Hauch von Tiefe erhält. Die anderen Charaktere, insbesondere die Frauen(Ausnahme vielleicht Auri), definieren sich über eine Charaktereigenschaft, teilweise sogar nur über zwei(Fela, lol).
Dazu kommt noch, dass Kvothe eine Mary Sue ist, was ihn für mich einfach total unrelatable macht. Außerdem können Mary Sues grundsätzlich nie gute Charaktere sein, vor allem wenn sie kein Vehikel für die Story sind, sondern diese wie im Fall von KC fast ausschließlich alleine tragen müssen. Aber selbst wenn man davon ausgeht, dass er keine Mary Sue ist, ist er immer noch ein weirder Stalker. Ich persönlich muss nicht unbedingt 3000 Seiten "Abentuer des perfekten Creeps" lesen. Man kann die Reihe trotzdem mögen, der Stil ist fantastisch und das Worldbuilding ist solide bis gut, aber was mich betrifft wars das auch.
Dicker
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Re: Patrick Rothfuss Kingkiller Chronicles

Beitrag von Dicker »

Ich werde das Buch bei Zeiten noch mal lesen müssen. Mir hat es beim ersten mal so gut gefallen, dass mir der ganze Mary Sue Kram ziemlich egal war. Die Kritiker haben in den meisten Punkten recht und trotzdem mag ich das Buch, das will doch was heißen.
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Philharmonikolas
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Re: Patrick Rothfuss Kingkiller Chronicles

Beitrag von Philharmonikolas »

Dicker hat geschrieben:Ich werde das Buch bei Zeiten noch mal lesen müssen. Mir hat es beim ersten mal so gut gefallen, dass mir der ganze Mary Sue Kram ziemlich egal war. Die Kritiker haben in den meisten Punkten recht und trotzdem mag ich das Buch, das will doch was heißen.
Ernst gemeinte Frage: was genau will das denn heißen?
Dicker
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Registriert: Mo 4. Feb 2019, 20:46

Re: Patrick Rothfuss Kingkiller Chronicles

Beitrag von Dicker »

Ich meine damit, dass ich über die vorhandenen Fehler wohlwollend hinwegsehen kann, da mich das Buch so abholt. Für mich persönlich fand ich die Welt und das Worldbuilding super, hab Kwothe als Charakter gemocht, obwohl er so perfekt war.
Vielleicht bedeutet es aber auch einfach nur, dass ich einen schlechten Geschmack habe.
Ironic Maiden
Beiträge: 153
Registriert: Di 4. Dez 2018, 13:58

Re: Patrick Rothfuss Kingkiller Chronicles

Beitrag von Ironic Maiden »

Hm, also ich hab die Bücher vor einigen Jahren mal angefangen, da so viele Leute davon geschwärmt haben, und dann recht schnell abgebrochen. Auf mich wirkte das Ganze fast wie eine Satire auf die typische Vorgeschichte eines LARP- oder P&P-Charakters, mit dessen Spieler man am liebsten nix zu tun haben möchte: "Ich bin in einer Schmiede aufgewachsen. Deswegen habe ich Ahnung von Schwertern. Dann wurde meine ganze Familie von Orks umgebracht. Deswegen habe ich einen schlimmen Hass auf Orks. Dann wurde ich von Elfen aufgenommen, deswegen kann ich Zaubern und ein bischen Elbisch. Ach so, und zufällig waren diese Elfen auch noch Hüter eines magischen Schatzes, darum hab ich jetzt supertollen Gegenstand XY. Ja, und dann musste ich aus Gründen bei den Elfen weg, und bin mit einer Söldnertruppe herumgezogen. Darum habe ich diese tolle exotische Kampffertigkeit. Usw."

Das ist jetzt natürlich nicht die Handlung von dem Roman, an die kann ich mich wirklich nicht erinnern, aber seine Struktur, zumindest soweit ich damals gekommen bin: Also eine Kette von unglaubwürdigen Begebenheiten und Zufällen, die nur dazu dienen, die Figur mit weiteren Fähigkeiten anzureichern.
Mag sein, dass es im weiteren Verlauf besser wird, aber ich hatte wirklich schnell keine Lust mehr auf sowas. Dafür gibt es einfach genug bessere Bücher.
A_Forest
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Registriert: Mi 26. Jun 2019, 18:14

Re: Patrick Rothfuss Kingkiller Chronicles

Beitrag von A_Forest »

Beim ersten Mal fand ich es ebenfalls sehr unterhaltsam, beim zweiten Mal allerdings wurden die Schwächen dann leider ein bisschen zu offensichtlich.

Auch ich kritisiere hier das Pacing. Die Prämisse der Rahmenhandlung, daß der große Held nun mehr nur ein Schatten seiner selbst ist ist ja ganz nett, aber es sollte ja eigentlich eine Trilogie sein. Nach drei Bänden (hier wurde bereits ordentlich geschummelt) ist der Protagonist aber immer noch in Ausbildung und weit davon entfernt eine Legende zu werden. Und selbst wenn er in dem geplanten Abschlussband diese Entwicklung erzählt, so wirkt sie doch sehr gehetzt.

Irgendwie habe ich den Eindruck, daß Rothfuss, der selbst ein Berufsstudent ist/war, unsicher ist, wie er für seinen Studenten-Helden eine nicht-akademischen Welt beschreiben soll - die Rothfuss selbst kaum kennt.

Auch die Frauen sind leider sehr zweidimensional, wie hier schon erwähnt. Das hat doch sehr viel von japanischen Animes, wo wirklich jedes Mädchen hinter dem Protagonisten her ist. Auch wenn das des Autors Frauenbild ist, wäre es für die Bücher besser gewesen, er hätte bei Begegnungen mit seinen Mitstudentinnen vielleicht etwas besser aufgepasst.

Trotz all der Schwächen: die Serie bildet eine erfrischende Ausnahme von herkömmlicher Fantasyliteratur - von der sich so gut wie alle anderen Autoren eine dicke Scheibe abschneiden könnten!
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