Was lest ihr gerade?

Gepflegte Diskussionen über (gute) Bücher und alles, was damit zu tun hat.
Shenmi
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Re: Was lest ihr gerade?

Beitrag von Shenmi »

Ich lese gerade "Klara und die Sonne" von Kazuo Ishiguro, der sich immer mehr zu einem meiner Lieblingsautoren mausert.
Es geht um die KI Klara, die als menschliche Begleiterin entwickelt wurde. Sie liefert einen spannenden Blick auf das Menschsein, in all seinen Facetten. Ishiguro ist ein wunderbarer Beobachter, der mich verzaubert und gleichermaßen zum weinen bringt. Auch wenn er meistens ein wenig schmeichelhaftes Bild der Menschheit zeichnet, ist er doch gefühlvoll und nicht nur pessimistisch.
Ich bin eitel, hochmütig, tyrannisch, blasphemisch, stolz, undankbar, herablassend-bewahre aber das Aussehen einer Rose" - Pita Amor
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derFuchsi
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Re: Was lest ihr gerade?

Beitrag von derFuchsi »

Gerade die ersten zwei Hörbücher zur Trisolaris gehört. Schon ein interessantes Thema aber irgendwie sehr langatmig erzählt. Hörbuch hat ja den Vorteil dass man es beim Autofahren oder irgendwas anspruchsloses (Cities Skylines / ETS2 oder so) daddeln hören kann. Ich weiß nicht ob ich es in Buchform durchgehalten hätte. Könnte schon etwas straffer sein die Handlung, die 2 Bücher bisher hätte man auch fast in eins packen können. Der Anfang mit der Kulturrevolution und all das ist schon harter Tobak und man versteht warum die Protagonistin denkt wie sie denkt. Beim Abschnitt mit dem "Tropfen" im zweiten Buch ist es endlich wieder richtig spannend und ein paar krasse Szenen wie am Anfang gibts endlich auch wieder. Dazwischen plätscherte es aber irgendwie nur so dahin bisher.
Ich habs nicht so mit Namen merken und Chinesisch hilft da erst recht nicht weiter. Ich kann die ganzen Yang Dung und Mei Lings immerhin am Kontext unterscheiden :). Ich habe mir bei der Folge damals den Spoiler angehört weil ich nicht wusste ob ich mir das antue und kenne schon die Auflösung. Evtl wärs ohne Spoiler noch etwas spannender für mich. Aber die Idee mit den Wandschauern, die Reaktion und Entwicklung der Menschheit in all der Zeit bis zum Showdown etc. ist durchaus interessant genug geschildert um es fertig zu hören aber ich finde es insgesamt schon etwas schwafelig.
Jetzt steht noch der dritte Band an.
Devilj
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Re: Was lest ihr gerade?

Beitrag von Devilj »

Ich habe gestern die "Meisterin"-Reihe von Markus Heitz beendet. Ein schönes Buch abends mit ein bisschen Hintergrundwissen zu Scharfrichtern in Europa.
Hat Spaß gemacht!
Ironic Maiden
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Re: Was lest ihr gerade?

Beitrag von Ironic Maiden »

Ich lese gerade zum ersten Mal seit meiner Teenagerzeit wieder Neuromancer von William Gibson, also einen der Romane, die das Cyberpunk-Genre erfunden haben. Ich bin sehr begeistert.

Ich hatte das Buch von meiner ersten Begegnung damals, Ende der 90er, als sehr sperrig und schwer verständlich in Erinnerung und das ist es auch immer noch. Es wird nichts erklärt, sondern die Leser*innen werden einfach in eine Welt voller technischer und sozialer Konzepte geworfen und müssen selbst ihren Weg durch diesen Dschungel finden. Das ist heute natürlich viel einfacher, da Erscheinungen wie KIs, digital gespeicherte Erinnerungen, Enklaven der Oberschicht in der Erdumlaufbahn usw. uns heute aus zig neueren Büchern, Filmen und Spielen vertraut sind. Als das Buch 1984 erschienen ist, kann ich mir vorstellen, dass sehr viele Leser folgende Reaktion hatten: "Äh. :? :?: " Und das Buch dann weggelegt haben.

Aus heutiger Sicht ist es ein Text, der wahnsinnig schnell erzählt wird, es gibt eigentlich kaum einleitende oder einführende Passagen, sondern man wird in vielen kurzen Abschnitten immer mitten in die nächste Szene geworfen. Der Plot ist spannend, eigentlich ein klassischer Heist, und die Dialoge sind teilweise erstaunlich witzig.

Natürlich gibt es auch einzelne Aspekte, die sehr deutlich machen, dass es ein Text über die Zukunft aus Sicht der 80er ist. Handys gibt es nicht, die Welt des Cyberspace ist seltsam abgekoppelt von der Wirklichkeit, anstatt wie heute immer mehr in sie einzubluten und die Grenzen zu verwischen. Die Geschlechterrollen sind teilweise etwas zum Augenrollen, allerdings erheblich weniger als ich erwartet hatte und längst nicht so dumm und schmerzhaft sexistisch wie in vielen moderneren Varianten des Genres. (Ja, ich meine zum Beispiel dich, "Bladerunner 2049", du Arsch...) Außerdem darf man in der Zukunft überall rauchen.

Insgesamt kann ich allen, die das Buch vielleicht mal angefangen und weggelegt oder es noch nie gelesen haben, empfehlen, sich den Text mal anzuschauen. Ich freue mich, ein Buch gefunden zu haben, das nicht nur schlau ist, sondern auch mich als Leser*in für intelligent hält.
Maxileen
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Re: Was lest ihr gerade?

Beitrag von Maxileen »

Ich lese gerade tatsächlich "Über Menschen" von Juli Zeh (bzw. bin gerade durch mit dem Buch, die 400 Seiten lesen sich auch flott). Das ist glaube ich das erste Mal, dass ich ein im Podcast besprochenes bzw. zu besprechendes Buch gelesen habe, bevor die Folge dazu erschienen ist. Und ich bin schon sehr gespannt drauf, was die Podcaster dazu zu sagen haben - vor allem, weil die Hündin (!) der Protagonistin Jochen heißt. :lol:

Ich fand den Roman insgesamt recht gut, auch wenn ich mich des Gefühls nicht erwehren konnte, dass die Autorin sich sagte: "Unterleuten war so erfolgreich, dann verwende ich die Formel Großstadtmensch zieht in die Brandenburger Pampa, einfach noch mal." Im Gegensatz zu "Unterleuten" setzt der Roman den Fokus jedoch auf eine einzige Protagonistin namens Dora, was ihm gut tut, denn deren Charakterisierung finde ich wirklich schlüssig und fast rundum gelungen. Man erfährt einiges aus Doras Vergangenheit, vom jüngst verlassenen Klimaaktivistenfreund bis hin zum Verhältnis zu den Eltern in Kindertagen und kann ihr Verhalten und ihre Zweifel und Sorgen im Bezug auf ihre neue Umgebung (und vor allem ihren Nazinachbarn) dadurch besser nachvollziehen.

Was mir weniger gut gefallen hat ist, dass alle - und zwar ausnahmslos alle - Nebenfiguren spleenig und fast wie Karikaturen ihrer selbst wirken. Natürlich kann dies daran liegen, dass die gesamte Geschichte aus Doras Perspektive (wenn auch in der dritten Person) erzählt wird und die Beschreibungen der Dorfbewohner allein aus ihrer (natürlich stark wertenden) Sicht erfolgen, aber fast alles, was die Leute in Doras Umgebung tun und sagen, wirkt überzeichnet und schräg. Wobhei ich einfach mal vermute, dass das Absicht ist, so konsequent, wie das durchgezogen wird.

Dennoch, insgesamt hat mich der Roman sehr gut unterhalten und ich habe den Kauf nicht bereut.
Ironic Maiden
Beiträge: 153
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Re: Was lest ihr gerade?

Beitrag von Ironic Maiden »

Ich lese gerade The Blade Between von Sam J. Miller. Ich bin erst 15 Prozent weit, aber es werden schon seeehr viele Themenkomplexe aufgemacht.

Die Geschichte wird bisher abwechselnd aus zwei verschiedenen Perspektiven erzählt. Der eine Protagonist ist Ronan, ein Fotograph aus New York, der nach zwanzig Jahren in seine Heimatstadt Hudson zurückkehrt. Die Gründe dafür sind ihm selbst nicht ganz klar, aber da er sich auf seinen Meth-Entzug konzentrieren muss und sein Vater schwer krank ist, scheint die Rückkehr zunächst keine ganz dumme Idee zu sein. Der andere Protagonist ist Dom, Ronans Exfreund, der in Hudson geblieben ist und Polizist wurde. Hudson, der Schauplatz, ist ein runtergekommenes Nest mit einer glorreichen Vergangenheit als Ort, an dem Wale verarbeitet wurden und Hafenbecken und Umland sind angeblich immer noch voll mit den weggeworfenen Knochen der getöteten Wale. Heute ist die Stadt geprägt von Armut und Drogenproblemen, während gleichzeitig Massen von New Yorker Hipstern zuströmen, die durch die niedrigen Preise angelockt werden und nun nach und nach die Einheimischen verdrängen.

Im Moment finde ich das Buch sehr faszinierend, da in den beiden verschiedenen Erzählsträngen ständig Diskrepanzen auftreten. So hören Ronan und Dom jeweils zeitgleich die gleiche Sendung im Radio, aber in beiden Erzählungen werden unterschiedliche Songs gespielt. Ronan sieht immer wieder einen Bekannten, über den wir durch Doms Berichte wissen, dass er tot ist, usw. Das Resultat dieser Erzählweise erinnert ein wenig an ein leicht verstörendes "Finde-den-Fehler"-Suchbild.

Ich mache mir einige Sorgen, dass das Buch etwas zu viel will, denn es gibt wahnsinnig viele Themen, z.B. Gentrifizierung, die Opioidkrise, die Geister der getöteten Wale, persönliche Beziehungen und Gewalt und Hass gegen Homosexuelle. Ob das Ganze dann am Ende zu einem guten Gesamtbild wird, bezweifele ich momentan noch, aber gerade jetzt macht das Lesen noch Spaß.

Überhaupt merke ich an diesem Buch, wie gerne ich im Moment queeren (mangels eines besseren Wortes) Horror lese. Vor "The Blade Between" hatte ich "Plain Bad Heroines"von Emily M. Danforth gelesen, dessen Protagonistinnen lesbisch bzw. bisexuell sind, und im letzten Jahr hatte ich mit den Horrorromanen von Sarah Waters viel Freude. Ich finde es einfach so angenehm, eine Abwechslung zu den vielen Romanen aus der Perspektive von männlichen cis-hetero Autoren zu haben. Nicht, weil diese Autoren allesamt so eine Macho-Schreibe draufhätten, überhaupt nicht, aber es gibt zumindest aus meiner Perspektive schon Unterschiede in den Darstellungen.
Shenmi
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Re: Was lest ihr gerade?

Beitrag von Shenmi »

Ich hatte mich kürzlich dazu hinreißen lassen, mit "Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert" mal wieder einen Mainstream Seller zu lesen.
Grundgütiger, dass Buch hat es mühelos geschafft, sich auf meine Hassliste ganz nach oben zu katapultieren. Dabei war ich, nach den ersten Kapiteln, noch guter Dinge und glaubte, es hier mit einem nicht ganz ernstgemeinten, ein wenig selbst - ironischen Roman zu tun zu haben. Die ersten Kapitel lesen sich sehr schwungvoll, was wohl auch der Grund war, weshalb ich mich blenden ließ.
Leider entpuppte sich dieses Machwerk sehr schnell als eines der dümmsten Bücher, die ich bisher gelesen habe.
Dieser Effekt setzte sofort ein als der Autor den Fuß vom Gaspedal nahm. Ab diesem Zeitpunkt fällt dann auch der dünne Unterbau auf, den der Autor noch zusätzlich mit lustvoller Redundanz torpediert.
Ab diesem Zeitpunkt findet man dann auch die Muße, sich über die klischeehafte Darstellung von Frauen zu ärgern - als hätten die letzten 50 Jahre nicht existiert.
Ich bin wirklich alles andere als empfindlich, aber dieses Machwerk würde ich nicht nur als dumm einstufen, sondern auch als regelrecht Frauenfeindlich.
Denn ausnahmslos alle weiblichen Figuren sind intrigante, gierige Furien, die nur auf`s Heiraten aus sind, weil sie sich anders nicht behelfen können.
Sowie sie dann einen Mann am Haken haben, nehmen sie ihn aus, dominieren ihn und stürzen ihn ins Unglück.
Was anfangs noch als überzeichneter Joke durchgeht - über den ich sogar lachen konnte - wird sehr schnell ärgerlich. Vor allem im Kontext der Männer, die die Romanwelt als gebildete Macher bevölkern und schlimmstenfalls Opfer kleiner Intrigantinnen sind, gegen die sie zusammenhalten müssen.

Tatsächlich habe ich mich so aufgeregt, dass ich Herrn Dicker eine Mail zukommen ließ. Die natürlich unbeantwortet blieb.
Rätselhaft bleibt natürlich, wie dieses grauenhafte Werk sich so gut verkaufen konnte. Da stellt man sich zwangsläufig die Frage, ob die Leute wirklich lesen oder sich lediglich berieseln lassen. Vielleicht schlägt hier aber auch bereits die Bildungsmisere durch, anders kann ich es mir nicht erklären.
Ich kann jedem Leser und besonders jeder Leserin nur von diesem Schund abraten und ärgere mich, ein solches Weltbild unterstützt zu haben. Entweder ist Dicker ein Frauenfeind oder nicht die hellste Kerze auf der Torte. So stelle ich mir das Frauenbild der AfD u.ä. Typen vor - einfach widerlich.
Ich bin eitel, hochmütig, tyrannisch, blasphemisch, stolz, undankbar, herablassend-bewahre aber das Aussehen einer Rose" - Pita Amor
Insanity
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Registriert: Mo 3. Dez 2018, 22:06

Re: Was lest ihr gerade?

Beitrag von Insanity »

Shenmi hat geschrieben: So 27. Jun 2021, 12:52 Ich hatte mich kürzlich dazu hinreißen lassen, mit "Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert" mal wieder einen Mainstream Seller zu lesen.
Grundgütiger, dass Buch hat es mühelos geschafft, sich auf meine Hassliste ganz nach oben zu katapultieren. Dabei war ich, nach den ersten Kapiteln, noch guter Dinge und glaubte, es hier mit einem nicht ganz ernstgemeinten, ein wenig selbst - ironischen Roman zu tun zu haben. Die ersten Kapitel lesen sich sehr schwungvoll, was wohl auch der Grund war, weshalb ich mich blenden ließ.
Leider entpuppte sich dieses Machwerk sehr schnell als eines der dümmsten Bücher, die ich bisher gelesen habe.
Dieser Effekt setzte sofort ein als der Autor den Fuß vom Gaspedal nahm. Ab diesem Zeitpunkt fällt dann auch der dünne Unterbau auf, den der Autor noch zusätzlich mit lustvoller Redundanz torpediert.
Ab diesem Zeitpunkt findet man dann auch die Muße, sich über die klischeehafte Darstellung von Frauen zu ärgern - als hätten die letzten 50 Jahre nicht existiert.
Ich bin wirklich alles andere als empfindlich, aber dieses Machwerk würde ich nicht nur als dumm einstufen, sondern auch als regelrecht Frauenfeindlich.
Denn ausnahmslos alle weiblichen Figuren sind intrigante, gierige Furien, die nur auf`s Heiraten aus sind, weil sie sich anders nicht behelfen können.
Sowie sie dann einen Mann am Haken haben, nehmen sie ihn aus, dominieren ihn und stürzen ihn ins Unglück.
Was anfangs noch als überzeichneter Joke durchgeht - über den ich sogar lachen konnte - wird sehr schnell ärgerlich. Vor allem im Kontext der Männer, die die Romanwelt als gebildete Macher bevölkern und schlimmstenfalls Opfer kleiner Intrigantinnen sind, gegen die sie zusammenhalten müssen.

Tatsächlich habe ich mich so aufgeregt, dass ich Herrn Dicker eine Mail zukommen ließ. Die natürlich unbeantwortet blieb.
Rätselhaft bleibt natürlich, wie dieses grauenhafte Werk sich so gut verkaufen konnte. Da stellt man sich zwangsläufig die Frage, ob die Leute wirklich lesen oder sich lediglich berieseln lassen. Vielleicht schlägt hier aber auch bereits die Bildungsmisere durch, anders kann ich es mir nicht erklären.
Ich kann jedem Leser und besonders jeder Leserin nur von diesem Schund abraten und ärgere mich, ein solches Weltbild unterstützt zu haben. Entweder ist Dicker ein Frauenfeind oder nicht die hellste Kerze auf der Torte. So stelle ich mir das Frauenbild der AfD u.ä. Typen vor - einfach widerlich.
Ich traue es mich ja gar nicht zu schreiben, aber mir hatte das Buch damals gut gefallen. Ich hatte es zum Erscheinen als Hard Cover geschenkt bekommen und kann mich nicht mehr an alle Details erinnern, aber ich habe den Roman als genussvolle Reminiszenz ans Krimigenre per se abgespeichert. An einen frauenverachtenden Unterton hingegen kann ich mich überhaupt nicht erinnern, aber wie gesagt, wann erschien das Buch, vor zehn Jahren? Ist lange her. Krass, wie sehr du dich darüber ärgerst. Ich glaube, das muss ich nochmal lesen. :)
Shenmi
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Re: Was lest ihr gerade?

Beitrag von Shenmi »

Insanity hat geschrieben: So 27. Jun 2021, 20:00
Ich traue es mich ja gar nicht zu schreiben, aber mir hatte das Buch damals gut gefallen.
Das ist ja nicht schlimm oder verboten. Vielleicht habe ich da auch etwas empfindlich reagiert, dass mag ich nicht ausschließen.
Obwohl ich eigentlich von mir glaube, nicht sonderlich zart besaitet zu sein. Als Lesbe ist man leider einiges gewohnt, besonders was Sexismus angeht.
Wenn ich für jedes "Kann ich mal zuschauen" oder ähnlich dumme Sprüche je einen Euro bekommen hätte, könnte ich wohl auf der eigenen Insel residieren.
Krass, wie sehr du dich darüber ärgerst. Ich glaube, das muss ich nochmal lesen. :)
Ich habe mich richtig geärgert, weil es nicht auf die dumme und prollige Art ist, sondern eher subtil rüber kommt.
Beim ersten Mal als der Protagonist mit seiner Mom telefoniert, fand ich es noch witzig, wie sie ihn zum Heiraten animieren wollte und jammerte, weil er ja nie ein Mädchen mitbringt. Das kenne ich sogar selbst, wenn auch eher in Form von "Ich werde wohl nie Oma werden" etc.
Aber schon beim zweiten Mal war ich unangenehm berührt und dann habe ich natürlich angefangen, auf die anderen Frauen zu achten.
Das versetzte mich dann irgendwann in Rage. Ich habe es jetzt mal einer Freundin aufgedrängelt, ohne irgendwas zu sagen. Ich bin mal gespannt, was die dazu meint. :D

Ich wünsche allen einen schönen Abend und eine angenehme Nacht.
Ich bin eitel, hochmütig, tyrannisch, blasphemisch, stolz, undankbar, herablassend-bewahre aber das Aussehen einer Rose" - Pita Amor
Shenmi
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Re: Was lest ihr gerade?

Beitrag von Shenmi »

In Vorbereitung auf den Podcast hatte ich zuletzt John Grisham`s "Der Polizist" gelesen.
Die alten Werke "Die Jury" etc. standen bei den Eltern herum, deshalb kam ich sehr früh mit ihnen Kontakt. Das waren, neben King, meine ersten Erfahrungen mit Erwachsenen Literatur und ich hatte viel Spaß damit.
Zuletzt fand ich Grisham leider nicht mehr so besonders, dass letzte Buch hatte ich abgebrochen. Da ging es irgendwie um ein Casino, in einem Indianer Reservat...sehr langweilig.
"Der Polizist" ist wieder mehr vom alten Grisham, mit all seinen Stärken und Schwächen. Ich finde, er ist immer dann richtig gut, wenn es um Gerichtsverhandlungen geht, die Wirren und Absurditäten des Justizsystem etc. Wo er schwächelt, sind die Charaktere und die Peripherie seiner Fälle.
Eines von Grishams Lieblingsworten - schon damals - ist "Button Down Hemd" und ich musste laut auflachen, als ich es auch hier wieder las.
Vor allem weil diese Beschreibung überhaupt nichts zur Szene beigetragen hat. Dort heißt es, sinngemäß, "Er trug ein Button Down Hemd und keine Socken" - was soll ich mit dieser Information anfangen? :lol:
Sein ganzer Schreibstil wirkt mittlerweile wie aus der Zeit gefallen und etwas altbacken. Teilweise mag ich das, es lässt mich aber auch aufstöhnen.
Ich bin schon sehr gespannt, auf das Fazit im Podcast. Meines lautet: 150 Seiten weniger Peripherie und das Buch wäre besser geworden.
Das beherrscht Grisham einfach nicht so, es wirkt immer wie eine Pflichtübung und etwas ungelenk. Mir kommt es vor, als fühlte er sich dabei auch unwohl, denn sowie es ins Gericht geht, ist das ein vollkommen anderer Flow. Mir hat das Buch trotzdem gefallen.

Dann habe ich mal eine weitere Empfehlung des Herrn Stange nachgeholt und Band Eins von The Expanse gelesen, "Leviathan wakes".
Ich fand es schon mal besser als die Serie, die ich trotz mehrerer Anläufe einfach nicht mag. Das Buch ist durchaus spannend, es beleuchtet zwei kleine Existenzen, die an Vorfällen beteiligt sind - diese teilweise auslösen - die große Wirkung auf die Geschichte haben. Das hat mich ziemlich lange gefesselt, obwohl ich sagen muss, später fand ich es ein wenig trivial. Gerade weil es versucht so einen riesigen Konflikt aufzubauen. Ich überlege gerade, ob ich wenigstens den zweiten Band noch lese. Anders als bei Robin Hobb hatte ich nämlich nicht das Bedürfnis, sofort wieder einzusteigen.
Aber das ging mir bei der Takeshi Kovac Trilogie (Altered Carbon) auch so. Irgendwann sicher, wenn ich in der Stimmung bin.

Aktuell lese ich "Wölfe" - die Tudor Saga von Hillary Mantel. Sehr ungewöhnlich geschrieben, aber wirklich gut!
Ich bin eitel, hochmütig, tyrannisch, blasphemisch, stolz, undankbar, herablassend-bewahre aber das Aussehen einer Rose" - Pita Amor
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