Ein Online-Shop für nicht (mehr) gelistete Verlage und Bücher

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Aratirion
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Ein Online-Shop für nicht (mehr) gelistete Verlage und Bücher

Beitrag von Aratirion »

Wer programmiert mir einen Online-Shop (oder Katalog oder App), in dem es darum gehen soll, nur jene Buchverlage mit ihrem Programm zu repräsentieren, die jetzt komplett durch den Rost fallen, weil sie die verbliebenen, wenigen Großhändler entweder gar nicht mehr listen (sprich ausliefern) oder nur auf irgendwelchen Backlists, die eh kein Schwein interessiert? Vielleicht mit dem netten Zusatzfeature, dass sich lokale Buchhändler daran beteiligen und als Auslieferungsort fungieren, wobei man dann Rabatt bekommt oder sich zumindest die Versandkosten spart, aber die auch mit am Leben erhält (sprich, die lokalen Händler zahlen die Versandkosten, die ich zahlen würde, wenn ich direkt bei den Kleinverlagen bestelle, dafür kaufen die dort zu ihrem Vorteilspreis und ich bezahle zum Normalpreis; die Marge geht an die Buchhändler). Letzteres gibt es ja schon in ähnlicher Form, aber halt für die üblichen Sortimente.

Mir fehlen leider die skills, die connections und das kaufmännische Talent (trotz extensiven DKT-Spielens^^). Hat die zufällig irgendwer? :D

Würde so einen Shop, gerade als Alternative zu Amazon, wo die kleinen Verlage nur ausgeblutet werden, wenn sie überhaupt aufscheinen, nur begrüßen.

~~~
Aber mal im Ernst. Wer würde so etwas begrüßen bzw. was würde aus pragmatischen Gründen gegen so ein Projekt sprechen? Mir ist bewusst, dass davon niemand der nächste Jeff Bezos werden kann, aber es gibt doch sicherlich genug Idealisten da draußen, die sich so einer Sache annehmen würden, sodass sie zumindest in einer Nische lebensfähig wäre. Ein cleveres Marketing vorausgesetzt. Oder gibt's sowas ähnliches vielleicht sogar schon?
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falko
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Re: Ein Online-Shop für nicht (mehr) gelistete Verlage und Bücher

Beitrag von falko »

Ist dir das hier bewusst? https://www.genialokal.de/ Da werden lokale Buchhändler beteiligt.

Du scheinst da eher von der technischen Seite ranzugehen. Erklär mir doch mal, welche kleinen Verlage ausgewählt werden, die auf dem begrenzten Platz einer Startseite gefeatured werden? Es gibt viele hunderte kleine Verlage ...

Und ist dir klar, dass die kleinen Verlage aktuell das Problem haben, dass sie von Grossisten ausgelistet werden? https://www.boersenblatt.net/2019-08-15 ... 07455.html

Rate mal, wo diese Bücher alle bestellt werden können. Amazon. Tja.
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Aratirion
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Re: Ein Online-Shop für nicht (mehr) gelistete Verlage und Bücher

Beitrag von Aratirion »

Erstmal danke für die Antwort!

Und sorry für die lange Verzögerung, hatte im Corona-Wahnsinn voll darauf vergessen, dass ich hier ja mal was gepostet habe.

Die Seite und auch der Artikel vom Börsenblatt waren mir damals schon bekannt, um ehrlich zu sein kam mir die Idee in Reaktion auf einen von euch (ich glaub noch auf Facebook) geteilten Beitrag, mit demselben Inhalt.

Deine Frage zur Startseite verstehe ich nicht so ganz. Selbstverständlich müsste das dann abwechseln, aber es soll ja kein Einseiter werden, sondern eben eine Alternative zum lokalen Buchhandel (der die oft eben nicht mehr im Programm hat, aus den bekannten Gründen) einerseits - wobei der eben in dem Modell auf eine neue Weise wieder Kooperationspartner werden könnte - und zu Amazon andererseits. Es mag zwar löblich sein, dass es die kleineren Verlage dort reinschaffen, aber erstens gehen die in der Konkurrenz auch oft unter (außer man sucht gezielt danach), und zweitens werden die dort finanziell auch nicht unbedingt fair behandelt (zumindest war das mein Kenntnisstand mit einem kleinen Verleger aus Österreich).

Die Idee wäre eben gerade, dass dort nur Verlage aufgenommen werden, die an anderer Stelle kaum Gehör finden. Die geniallokal.de Seite finde ich genial, allerdings hilft das ja primär dem lokalen Buchhandel (was natürlich unterstützenswert ist), und nicht den kleineren Verlagen.

Da mir eben das betriebswirtschaftliche Risikogespür und noch mehr die programmier- und designtechnischen Skills fehlen, würde ich mich nicht an sowas wagen, aber über die Idee an sich diskutieren, könnte man doch, hätte ich gedacht. Also v.a. darüber was dafür oder dagegen sprechen könnte, aus idealistischen wie realistischen, pragmatischen Gründen.
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falko
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Re: Ein Online-Shop für nicht (mehr) gelistete Verlage und Bücher

Beitrag von falko »

Aratirion hat geschrieben: Mi 23. Sep 2020, 13:40Deine Frage zur Startseite verstehe ich nicht so ganz.
Es ist lange her, ich bin mir auch nicht mehr so sicher. :D

Aber mein Grundgefühl ist/war:
- Bücher verkaufen sich primär durch Sichtbarkeit. Es gibt eine riesige Schwemme an Neuerscheinungen, die im realen Leben wie virtuell sich um Aufmerksamkeit drängeln. Ein Kleinverlag würde in so einem Shop genauso untergehen wie bei amazon - nur die Startseite oder Mailings würden dafür sorgen, dass Bücher Aufmerksamkeit erhalten.
- Irgendwer müsste diesen Shop aufbauen, pflegen und bezahlen. Selbstverständlich würden diejenigen dann auch erwarten, dass ihre Titel dort prominenter auftauchen.

Will sagen: idealistisches, schönes Gedankenspiel, aber ich fürchte, so ein Store würde exakt die gleichen Probleme haben wie alle, die es schon gibt ...

Und originellere Ansätze sind bislang immer schiefgegangen, z.B. Sobooks, das Social Media einbinden wollte: https://sobooks.de/
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Aratirion
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Re: Ein Online-Shop für nicht (mehr) gelistete Verlage und Bücher

Beitrag von Aratirion »

Hmm, der Punkt mit der "Schwemme" an Büchern wäre auch aus meiner Sicht das größte Hindernis. Die Finanzierung und Pflege wäre mit Sicherheit auch kein Selbstläufer, aber da es letztlich ja "nur" auf einen Online-Shop rausläuft, der den Versand auf die Verlage auslagert (die dann die Endkunden oder lokalen Buchhändler direkt beliefern, wie sonst auch), würde sich zumindest das ohne allzu große Logistik lösen lassen, würde ich meinen.

Als langdienender Realist tendiere ich aber auch eher dazu, das Projekt abzuschreiben, aber das hält mich nicht davon ab, doch noch nach Gründen und Möglichkeiten zu suchen, das Gedankenspiel weiter zu spielen. :D

Der Vorteil wäre, dass man letztlich "nur" eine ständig anwachsende Datenbank pflegen müsste. Man könnte sich zunächst auch auf den deutschsprachigen Raum beschränken (was ja auch die Interaktion mit den lokalen Händlern nahelegt). Die Startseite featured dann halt Neuerscheinungen und punktuell zB je nach wöchentlicher oder monatlicher Thematik, zusätzlich ausgewählte Bücher nach einem gewissen Algorithmus (der zB auch sicherstellt, dass die Verlage dabei rotieren; Klicks mitberücksichtigt, aber in umgekehrter Hinsicht, also je weniger, desto eher, etc.). Zusätzlich könnte man ja auch mit diversen BloggerInnen (oder Podcastern ;) ) zusammenarbeiten, die sich in der Kooperation explizit darauf verständigen, zu diesen regelmäßigen Themenblocks Buchvorstellungen zu machen, die sich eben nur auf die in der Datenbank verzeichneten Bücher beziehen. Und die beteiligten Buchhändler müssten halt sowas wie Lesungen, einen eigenen Büchertisch nur mit den Kleinverlagen, etc. etablieren.

So würden zwar immer noch viele Bücher und AutorInnen untergehen, aber zumindest die Verlage an sich hätten etwas mehr Präsenz, was einerseits ihr Überleben sichert, andererseits den weiterführenden Pfad zu den weniger präsenten Büchern in deren Programm wiederum erleichtert - und indirekt somit auch wieder deren Leben erleichtert.

Ich denke, um ehrlich zu sein, dass es letztlich eine Glücks- und timing-Frage ist. Wenn es gerade in ein bestimmtes Medien- und Gesellschaftsklima passt, gut aufgezogen ist, das richtige PR- und Marketing an der richtigen Stelle hat, könnte es trotz aller Bedenken funktionieren. Wenn diese Latte an Faktoren, die zusammenspielen müssen, nicht zusammenkommt, wirds nix werden, unabhängig davon, wie wir in der Theorie die "Geschäftsidee" beurteilen....
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