Folge 15: Kleine Stadt der großen Träume

Hier wird über die aktuelle Folge diskutiert. Und über alle anderen natürlich auch.
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falko
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Folge 15: Kleine Stadt der großen Träume

Beitrag von falko »

Das Schicksal von Björnstadt, einem kleinen Ort irgendwo in der Provinz von Schweden, hängt davon, ob die Jugendmannschaft im Eishockey die Meisterschaft holt. Wenn es ihr gelingt, wird die Kleinstadt aufblühen, wenn nicht, wird sie weiter abgehängt. Fredrik Backman jongliert in seinem Roman viele Figuren und Handlungsstränge, und Jochen und Falko waren davon begeistert, obwohl sie Eishockey nur aus der Ferne kennen.

Viel Spaß mit der neuen Folge!
Folge 15: Kleine Stadt der großen Träume
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Nimlod
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Re: Folge 15: Kleine Stadt der großen Träume

Beitrag von Nimlod »

Danke für die neue Folge! Und ich freu mich ebenfalls schon auf Good Omens :mrgreen:


Zum Spoiler-Teil (kann man keine aufklappbaren Spoiler einstellen? Ging bei mir nicht)

Also wenn man es so erzählt bekommt, hört es sich schon recht kitschig an. Die niederen Schichten, die sich als moralisch überlegen herausstellen, die schrullige, aber liebevolle Pubbesitzerin, und vor allem das Zukunftsende. Das Opfer ist auf einmal Rockstar? Das ist schon ein bisschen hart. :D
Abgesehen davon klang die Hauptgeschichte rund um die Vergewaltigung fast 1 zu 1 identisch mit der von Bryce aus 13 Reasons Why. Allein deswegen war der Spoilerteil etwas weniger beeindruckend (weil mir schon bekannt) als gehofft. Der Rattenfänger-Trick aus dem Startkapitel war auch nicht so.
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falko
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Re: Folge 15: Kleine Stadt der großen Träume

Beitrag von falko »

Oh, Spoiler haben wir tatsächlich noch keine. Rüsten wir bald nach, und dann editiere ich deinen Beitrag, dass alles ausgeblendet ist.

Ich kann mir vorstellen, dass es in der Schilderung kitschig klingt, aber beim Lesen: nein. :)
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Ironic Maiden
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Re: Folge 15: Kleine Stadt der großen Träume

Beitrag von Ironic Maiden »

Danke für die Folge!
Ohne Spoiler möchte ich nicht so viel schreiben, aber was mir an dem Buch sehr gut gefallen hat war, dass es mir neue Sichtweisen auf Menschen, die für eine Sache leben, eröffnet hat. An einer Stelle heißt es über Peter, den Sportdirektor, dass er Politik und Eishockey trennen möchte, und dass Menschen, die den Sport lieben, ihn sozusagen "rein" von externen Einflüssen halten möchten. Als jemand, für den die politische Dimension eigentlich alles interessanter macht, habe ich nie verstanden, warum z.B. links orientierte, metalhörende Freunde von mir sich konsequent jeglicher Diskussion über die eher problematischen Aspekte von Black Metal verweigern bzw. alle Kritik daran automatisch relativieren. Aber in diesem Roman ist mir etwas besser deutlich geworden, warum Leute so denken. Ich finde es immer noch seltsam, aber ich kann es besser nachvollziehen.

Der deutsche Titel ist allerdings eine Zumutung. Ich kann ja verstehen, dass man das Buch nicht "Björnstadt" nennen wollte, aber der deutsche Titel hört sich an als ginge es um eine Frau, die einen Cupcakeladen eröffnet. Ich habe das Buch auf Englisch gelesen, weil ich es unter dem englischen Titel in der Buchhandlung gefunden hatte, die deutsche Ausgabe hätte ich nicht angerührt.
DexterKane
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Re: Folge 15: Kleine Stadt der großen Träume

Beitrag von DexterKane »

Ironic Maiden hat geschrieben: Di 5. Mär 2019, 15:40 Ich kann ja verstehen, dass man das Buch nicht "Björnstadt" nennen wollte, aber der deutsche Titel hört sich an als ginge es um eine Frau, die einen Cupcakeladen eröffnet.
:D
Ja, eine ähnliche Assoziation hatte ich bei dem Titel auch. Entweder das, oder so'n grauenhafter Paulo Coehlo Eso-Schmarn.
Glücklicherweise überzeugt der Podcast einen ja vom Gegenteil, werde mir das erwähnte Ebookschnäppchen wohl mal zulegen.

Insofern wieder eine schöne Folge und danke für den Tipp! :)
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Oliver Naujoks
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Re: Folge 15: Kleine Stadt der großen Träume

Beitrag von Oliver Naujoks »

Besten Dank für diese Folge. Inzwischen taugt mir Kapitel Eins insbesondere auch und gerade als Empfehlungs-Podcast. Da ich ähnlich 'breit' lese wie Ihr finde ich es wunderbar, wie Ihr von Genre zu Genre springt und nicht, beim Computerspiele-Hintergrund naheliegend, Euch nur auf SF&F konzentriert.

Bei dem Buch war ich sehr gespalten, einerseits habe ich eine ähnlich seltsame Skandinaviengehmirweg-Haltung wie Jochen, andererseits rennt Eishockey bei mir offene Türen ein, ich verfolge die großen Ligen weltweit (vor allem jetzt, wo viele in die Playoffs gehen (DEL startet heute) oder schon sind wie die KHL) und schaue auch häufiger mal Zusammenfassungen der Schwedischen Hockey Liga, einer der besten der Welt, auf https://www.shl.se/ (nein, ich kann auch kein Schwedisch, zu den Video-Highlights (werden täglich sehr zügig abends online gestellt) durcklicken, das schaffe ich aber) . Wenn ich das aber richtig verstehe, sind Stadt und Hockey Club in diesem Buch fiktiv - oder?

Nachdem ich Euren Podcast gehört hatte (beim Spoiler-Teil habe ich abgeschaltet) wusste ich: Das Buch muss ich auch lesen. Vielen Dank dafür!! Auch Jochens Empfehlung "Friday Night Lights" (Film und TV Serie kannte ich vom Hörensagen her, das Buch nicht) landete gleich auf meiner Kindle-Wunschliste.

Bitte weiter so machen! Danke nochmal!

P.s.: Computerspiele sind böse und machen süchtig - so eine Studie diese Woche, die von vielen traditionellen Medien gerne geteilt wird. Passt auf Euch auf! :lol: :roll:
Hoffentlich macht The Pod dazu ein Feature. Würde ich mir wünschen.
Liest: "Dämmerung", Michael Kleeberg // "Blue Giant Supreme 1-11", Shinichi Ishizuka
Spielt: Robocop: Rogue City, Alan Wake, Ape Out (mal wieder, großartig!), Cyberpunk 2077: Phantom Liberty
Jochen
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Re: Folge 15: Kleine Stadt der großen Träume

Beitrag von Jochen »

Oliver Naujoks hat geschrieben: Mi 6. Mär 2019, 14:15P.s.: Computerspiele sind böse und machen süchtig - so eine Studie diese Woche, die von vielen traditionellen Medien gerne geteilt wird. Passt auf Euch auf! :lol: :roll:
Hoffentlich macht The Pod dazu ein Feature. Würde ich mir wünschen.
Haben wir doch schon längst - als diese Sau auf Basis der von vielen Wissenschaftlern vehement abgelehnten "Internet Gaming Disorder" zum letzten Mal durchs Dorf getrieben wurde. Oder war's beim vorletzten Mal? Die DAK veröffentlicht den Krempel ja jedes Jahr im März und tut so, als sei sie einer großen Sache auf der Spur :mrgreen:
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Oliver Naujoks
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Re: Folge 15: Kleine Stadt der großen Träume

Beitrag von Oliver Naujoks »

Jochen hat geschrieben: Mi 6. Mär 2019, 17:00 Haben wir doch schon längst - als diese Sau auf Basis der von vielen Wissenschaftlern vehement abgelehnten "Internet Gaming Disorder" zum letzten Mal durchs Dorf getrieben wurde. Oder war's beim vorletzten Mal? Die DAK veröffentlicht den Krempel ja jedes Jahr im März und tut so, als sei sie einer großen Sache auf der Spur :mrgreen:
Du meinst u.a. dieses Interview mit den Psychologen? Ja, ich erinnere mich. Gefühlt wurde diese Sau aber diesmal besonders groß aufgeblasen, auf mehreren Websites heute und unserer Lokalzeitung waren die Artikel erstaunlich GROß aufgemacht.

Schnell noch zurück zum Buch, habt Ihr eigentlich Heinrich Lenhardt einen Hint zu dem Buch gedroppt? Beim Thema Eishockey muss ich immer an ihn denken, das wäre garantiert auch was für ihn.
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fiorell
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Re: Folge 15: Kleine Stadt der großen Träume

Beitrag von fiorell »

Puh, das ist mal ein Buch, dass ich aufgrund von Cover und Titel niemals gelesen hätte. Eines der vielen Bücher, die ich in der Buchhandlung als blinden Fleck wahrnehme während ich zu den Fantasy/SF/Horror/Krimi Abteilungen latsche. Quasi die perfekte Umsetzung des Archetyps "Uninteressantes Buch". Der Klappentext bestärkt dieses Gefühl und bereichert es um ein weiteres Element, das mich nicht interessiert: Eishockey.

Was soll ich sagen - ich fand es nahezu brillant. Trotz - oder vielleicht auch wegen? - Eishockey.

Dazu möchte ich hier mal eine Frage in den Raum stellen: Wäre die Geschichte mit einer anderen Sportart genauso gut möglich gewesen? Es geht ja hier beim Eishockey hauptsächlich um homogene Gruppen männlicher Jugendlicher und die Dynamik die in ihnen entsteht. Mit allem was dazu gehört - Teamgeist, aber auch Ausgrenzung, Mannwerdungsrituale, Hierarchien, Loyalität (oder das, was dafür gehalten wird), Umgang mit Druck und Aufmerksamkeit... Deswegen dachte ich im ersten Moment, dass jede andere Sportart ebenso geeignet gewesen wäre, die Geschichte zu erzählen. Aber je mehr Abstand ich jetzt vom Buch habe, desto mehr ist meine These, dass doch besonders Eishockey eine ausgezeichnete Wahl ist. Irgendwie bereichert es diese ganzen Themen um eine zusätzliche Ebene, wenn die Sportart hart ist. Fußball würde in meinen Augen zum Beispiel nicht so gut funktionieren, eben weil es dort weniger hart zur Sache geht. Jochen erwähnt im Podcast ja American Football - da ist aber eine Mannschaft zu groß, als dass sich bei mir dieses Gefühl einstellen könnte, den Großteil der Mannschaft zu kennen und zu verstehen (Außerdem könnte die Geschichte dann natürlich nicht gut in Schweden spielen). Handball vielleicht noch am ehesten?

Schade, dass ihr kaum über Benji gesprochen habt - das war mein Lieblingscharakter. Ich möchte an dieser Stelle einen kurzen Abschnitt zitieren, der mir über Benji und über Kevins Eltern gleichermaßen alles sagt, was ich brauche um zu wissen, wieso ich den einen wahnsinnig sympathisch und die anderen vage stressig und unangenehm finde. Es geht hier um das Haus von Kevins Eltern und Kevins besten Freund Benji, der dort zu Besuch ist:
Ihr Haus ist weiß angestrichen und rechtwinklig wie aus einem Werbeprospekt für Wasserwaagen. Als es gerade keiner sieht, verschiebt Benji lautlos das Schuhregal um einen Zentimeter, berührt unauffällig zwei Fotos an den Wänden, so dass sie minimal schief hängen, und setzt seinen Fuß so auf den Teppich, dass er mit seinem großen Zeh rasch ein paar Fransen in Unordnung bringt. Als er die Terrassentür erreicht, erblickt er das Spiegelbild von Kevins Mutter im Fensterglas, die hinter ihm hergleitet und mechanisch alles wieder geraderichtet, ohne dabei auch nur ein Wort ihres Telefonats zu verpassen.


Weitere Zitate, dich ich mag (ohne großen Zusammenhang):



(Mira und ihre Kollegin haben einen gemeinsamen Kollegen in der Anwaltskanzlei, in der sie arbeiten, den sie aufgrund seines Äußeres "den Dachs" nennen:)
Ihre Kollegin hasst den Dachs zwar nicht als Menschen, aber als Konzept. Er ist Partner geworden, obwohl alle genau wissen, dass Mira an der Reihe gewesen wäre.
Bin da sehr drüber gestolpert - im positiven Sinne. Wie viel langweiliger und auch etwas weniger zutreffend wäre es, stünde dort "Ihre Kollegin hasst den Dachs aus Prinzip."



(In der dörflichen Autowerkstatt:)
Peter folgt ihm und stellt sich fröstelnd und mit einem Gefühl der Bedeutungslosigkeit neben ihn, wie es nur ein Mann empfinden kann, der einem anderen Mann aus derselben Generation dabei zuschaut, wie er das kaputte Auto seiner Ehefrau inspiziert.
Eine hübsch treffende Beschreibung dessen, wie ich mich fühle wenn ich verlegen Schnittchen schmiere während meine Partnerin zusammen mit meinen Freunden in meiner Wohnung Heimwerkertätigkeiten ausführt, weil ich das einfach nicht kann. Dabei ist diese Männlichkeitskomponente weniger wichtig als der Hinweis auf die Generation. Wenn mein Vater für mich heimwerkert (nicht, dass der das wirklich besser könnte als ich - Apfel und Stamm...) ist dieses Gefühl deutlich weniger ausgeprägt.



Es gäbe noch einige mehr, dabei möchte ich es aber belassen. Ein wirklich tolles Buch, und dabei habe ich über den Wendepunkt und die dadurch entstehende Dynamikänderung noch gar nicht gesprochen. Insgesamt ist mir ganz besonders aufgefallen, wie sehr mich das Buch begleitet. Ich denke ständig darüber nach - auch nachdem ich es durch gelesen habe.
Bin schwarz, aus Holz und stets verschlossen
Seitdem mit Stein sie mich beschossen
In mir ruh'n tausend trübe Linsen
Seitdem mein Haupt ging in die Binsen
Dagegen helfen keine Pillen:
Ich bin ein Schrank voll ungeputzter Brillen
-Walter Moers
Jochen
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Re: Folge 15: Kleine Stadt der großen Träume

Beitrag von Jochen »

Über Benji hätte ich auch gerne viel mehr gesprochen (ich erwähnte ja, glaube ich, dass es auch mein Lieblingscharakter ist), aber es ist verflixt schwierig, über die Figur zu sprechen, ohne zwangsläufig viel - wenn nicht zu viel - zu spoilern. Wie hinter der vermeintlich eindimensionalen Fassade laufend neue Schichten entstehen (Benji ist wie Oger) macht die Figur ja gerade aus.

@Oliver: Gefühlt war die Diskussion schon März Herbst genau so groß. Hängt wahrscheinlich vom individuellen Eindruck und der eigenen Filterblase ab. Ich weiß auch gar nicht, was die DAK damit eigentlich bezwecken will. Die veröffentlichen einmal im Jahr mehr oder minder dieselbe Studie, es gibt einen Tag ein halbes Buhei und dann wiederholt sich das Spiel ein Jahr später. Was hat denn eine Krankenkasse davon? Ist jetzt zwar gewaltig off-topic, aber es verwirrt mich.
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