Folge 28: Jenseits der Zeit

Hier wird über die aktuelle Folge diskutiert. Und über alle anderen natürlich auch.
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falko
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Folge 28: Jenseits der Zeit

Beitrag von falko »

In in unserer zweiten Folge haben wir „Die drei Sonnen“ von Cixin Liu besprochen, dazu ein paar Worte zum Nachfolger „Der dunkle Wald“ gesagt. Fast genau ein Jahr später widmen wir uns dem Abschluss der SF-Trilogie aus China, die mit außergewöhnlichen Ideen auftrumpft, aber manchmal gehen Liu auch die Aliens durch und dann hat er Mühe, sie wieder einzufangen.

Haben die knapp 1.000 Seiten des Abschlussbandes uns weiter begeistert oder sind wir einfach nur froh, die Saga zuklappen zu können? Warnung: zwangsläufig müssen wir den Inhalt der ersten beiden Bände ausführlich spoilern.

Viel Spaß mit der neuen Folge!

Folge 28: Jenseits der Zeit
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Shenmi
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Re: Folge 28: Jenseits der Zeit

Beitrag von Shenmi »

Schade das ich noch mitten im zweiten Band stecke und deshalb noch auf den Podcast warten muss.
Ich habe mal einen Thread zu ersten Folge angelegt, finde es schade das es keinen Podcast gab und hoffe ich habe nicht meine Kompetenzen überschritten.
Allen die schon mit allen Bänden fertig sind und hier diskutieren, wünsche ich viel Freude dabei.
Ich bin eitel, hochmütig, tyrannisch, blasphemisch, stolz, undankbar, herablassend-bewahre aber das Aussehen einer Rose" - Pita Amor
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falko
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Re: Folge 28: Jenseits der Zeit

Beitrag von falko »

Shenmi hat geschrieben: Mo 9. Sep 2019, 20:53Ich habe mal einen Thread zu ersten Folge angelegt, finde es schade das es keinen Podcast gab und hoffe ich habe nicht meine Kompetenzen überschritten.
Ganz im Gegenteil. :) Wir hatten letztes Jahr übergangsweise ein anderes Forum, aber das mussten wir dann löschen. Natürlich dürfen hier gern Threads zu älteren Folgen eröffnet werden.

Vielen Dank für deinen langen Beitrag! Deine Perspektive ist für mich sehr hilfreich und erhellend.
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ABMGW
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Re: Folge 28: Jenseits der Zeit

Beitrag von ABMGW »

Morgen, nur eine kleine Anmerkung:

Liu wird zwar in Deutschland als "Hard SF" vermarktet, aber: ist es hat eben einfach nicht. Ich bin über die Bezeichung "Ultra-Unrealism" gestolpert, was ich für sehr viel angemessener finde. Er wird in dem Zusammenhang vergleichen mit dem "Magischen Realismus" aus Südamerika, der ein ähnliches politisches Umfeld hatte. Ich würde auch den Begriff "Retro-SF" druchgehen lassen, weil es einfach sehr viele Ähnlichkeiten zu den Frühwerken (1950-1960) von Athur C Clarke gibt.

...aber nicht nur das letzt Buch, ALLE drei Bücher sind einfach völlig jenseits von gut uns böse was den Hintergrund angeht, ich sage nur "Infraschallatombomben im Weltraum".

Und was die Sophonen angeht: die sind einfach nur märchenhaft herbeiphantasiert. Und Märchen ist genau das richtige Stichwort, ich muss hier auf die Entstehung der Sophonen hinweisen: Das ist nichts anders als ein Märchen. Das erste Photon wird auf drei Dimensionen aufgeblasen, das zweie auf eine Dimension, und das dritte dann auf zwei (genau richtig!). Wenn das nicht märchenhaft ist, dann weiß ich auch nicht. Da finde ich es unfair wenn man Liu das im ersten Buch durchgehen lässt und sich im dritten drüber aufregt.
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falko
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Re: Folge 28: Jenseits der Zeit

Beitrag von falko »

Wie gesagt, mir fehlt das Fachwissen, um zu unterscheiden, wo der aktuelle Stand der Wissenschaft aufhört und wo die Fantasie beginnt. Für mich als Leser ist es schon Hard-SF, wenn ein Autor sich augenscheinlich bemüht, seine Technologie zu erklären, statt sie einfach magisch als gegeben zu erklären. Wenn sich ein Großteil als Mumpitz rausstellt, ist es dann eben Pseudo-Hard-SF. :D

Vor allem wird es halt so im Handel platziert, damit sich nicht ein Star-Wars-Fan in das Buch verwirrt und dann weint.
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Jochen
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Re: Folge 28: Jenseits der Zeit

Beitrag von Jochen »

ABMGW hat geschrieben: Di 10. Sep 2019, 05:57a finde ich es unfair wenn man Liu das im ersten Buch durchgehen lässt und sich im dritten drüber aufregt.
Ja, das wäre in der Tat unfair. Glücklicherweise haben aber zumindest wir das gar nicht getan (sofern das auf unsere Analyse bezogen war) ;)

Ich sage an einer Stelle sogar sehr explizit, dass ich gar keine Ahnung habe, inwiefern diese ganzen fantastischen, hanebüchenen Ideen in der Wissenschaftlichkeot geerdet sind - und dass das ohnehin keine große Rolle spielt. Entscheidend ist nämlich, ob sie im Kontext der Erzählung glaubwürdig sind. Und während ich Liu die Sophonen im Kontext seiner Erzählung ebenso problemlos abgekauft habe wie Tolkien seine Hobbits, kaufe ich ihm die meisten seiner Ideen in diesem dritten Band nicht mehr ab. Das hat wenig mit Wissenschaftlichkeit zu tun. Auch die wissenschaftlichste Hard-SF muss erzählerisch glaubhaft sein. Wenn sie daran scheitert, scheitert der Roman.
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fiorell
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Re: Folge 28: Jenseits der Zeit

Beitrag von fiorell »

Also bei dieser Folge bin ich ja mal ganz und gar anderer Meinung - ich habe auch den dritten Teil der Reihe sehr gerne gemocht! Und das liegt auch, bzw sogar allem voran, an den absurden und übersteigerten Ideen. Die fand ich wieder so toll, dass ich gerne bereit war, den Suspension of Disbelief zu erbringen, weil ich einfach jederzeit wissen wollte, was als nächstes wohl kommen mag.

Einzig an der Stelle mit den Märchen bin ich doch etwas zusammen gezückt, denn wie im Podcast erwähnt: Der Typ verwendet die zur Verfügung stehende Zeit einzig darauf, drei offensichtlich deutlich bedeutungsschwangere Märchen zu erzählen (tolle Märchen übrigens, sie hätten für mich noch länger und zahlreicher sein dürfen!), und die Menschheit zuckt mit den Schultern und sagt ganz enttäuscht: "Oh, da ist er wohl verrückt geworden. Mist." Das war schon hart.

Alles andere aber passte für mich super und insgesamt war es ein sehr unterhaltsamer Abschluss einer tollen Buchreihe, deren zweiten Teil ich unterm Strich knapp am liebsten mochte.
Bin schwarz, aus Holz und stets verschlossen
Seitdem mit Stein sie mich beschossen
In mir ruh'n tausend trübe Linsen
Seitdem mein Haupt ging in die Binsen
Dagegen helfen keine Pillen:
Ich bin ein Schrank voll ungeputzter Brillen
-Walter Moers
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falko
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Re: Folge 28: Jenseits der Zeit

Beitrag von falko »

fiorell hat geschrieben: Di 10. Sep 2019, 11:10Also bei dieser Folge bin ich ja mal ganz und gar anderer Meinung
Das ist auch erlaubt! :D
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Jochen
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Re: Folge 28: Jenseits der Zeit

Beitrag von Jochen »

*lädt die Schrotflinte durch*
falko hat geschrieben: Di 10. Sep 2019, 11:52Das ist auch erlaubt!
Ach? Ist es?

*packt die Schrotflinte verstohlen wieder weg*

Natürlich!
blaight
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Re: Folge 28: Jenseits der Zeit

Beitrag von blaight »

Ich habe den dritten Teil nach etwa 15% abgebrochen.
Mein Bruch war nämlich bei den Trisolariern selbst gekommen. Ich fand die kulturellen Einflüsse auf die Menschheit, total klasse. Was macht das mit der Psyche einer Kultur, davon ausgehen zu müssen in ein paar hundert Jahren ausgelöscht zu werden - das war spannend. Aber die Trisolarier haben mich von Anfang an nicht überzeugt. Wird doch bereits im 1. Teil beschrieben, dass auf Trisolarischer Seite ein Individuum versucht die Menschheit zu warnen, die Position nicht preiszugeben etc. Die Begründung dafür ist, dass das Individuum die eigene Kultur, geprägt vom immer wieder vorkommenden Scheitern und Zerstören der eigenen Welt, als unerträglich empfindet. Es gäbe keine Kunst etc


...der beschwert sich darüber, dass es keine Kunst gibt. Wenn man nicht weiß was Kunst ist, und welchen Wert das hat, wie soll man das Argument dann glauben. Die komplette Trisolarische Gesellschaft konnte ich nicht glauben.

Und beim dunklen Wald: Wenn noch höher enwickelte Spezies alles andere immer auslöschen würden, dann könnten die in jedes Sonnensystem Sophonen schicken und beim Ansatz von intelligentem Leben alles plätten.

da sind schon große Plottlöcher.
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