Erst mal vielen Dank für die ausführliche Antwort, @KingSirius! Ich versuche, die Punkte anzusprechen, zu denen ich was sagen kann. Falls ich was unterschlage oder vergesse - gern noch mal ansprechen hier.
Was die Preisgestaltung für Importbücher angeht: Verstehe ich natürlich völlig, dass der Handel dann noch was draufschlagen muss, um überhaupt Gewinn zu machen. Aber ich will doch nur das Buch haben! Wenn ich meiner lokalen Buchhandlung vor Ort (bei mir relativ: die nächste ist 20 KM entfernt) einen Gefallen tun will, kaufe ich natürlich dort, aber wenn ich kaufmännisch denke, dann nehme ich die Mittelsleute aus der Rechnung und hole mir das Buch auf dem kürzesten und günstigsten Weg.
(Wie ich schon öfter erwähnt habe: Das ist bei mir persönlich nur eine müßige Diskussion, weil ich schon seit 10 Jahren primär digital lese. Da sehe ich die deutsche Verlagslandschaft, die versucht, ihre klassische Preisgestaltung in die digitale Welt zu transferieren, was einfach nicht klappen kann (in der neuen Sammelfolge sage ich ein paar Takte dazu).)
Ich will keinen Hehl daraus machen, dass ich bei diesem Thema mit mir selbst hadere. Buchhandel möchte ich unbedingt behalten, aus alter Verbundenheit und Liebe, von mir aus mit kleinen, liebenswerten Geschäften an jeder Straßenecke - nur bin ich kein Kunde mehr! Ich tue aktiv nichts mehr für diese Strukturen, sondern genieße die Bequemlichkeit und vor allem Flexibilität des digitalen Lesens. Gleichzeitig mag ich es natürlich nicht, wenn das monopolisiert wird, aber ich möchte auch keine digitale Zersplitterung und z.B. direkt bei Verlagen über DEREN Digitalshops einkaufen müssen ...
Was du schilderst über den Umgang der Ketten mit den Verlagen, den Gefahren beim Wegfall der Buchpreisbindung und zu deinen Quellenlinks:
- Der Artikel über den GB-Markt erwähnt einen wichtigen Aspekt, nämlich die Zuspitzung auf Bestseller. Hatte ich auch schon mal in einer Folge angesprochen, glaube ich, dass in den letzten Jahrzehnten die Tendenz von Verlagen UND Handel ist, sich auf Bestseller einzuschießen. Läuft's gut, erhält es extra Marketing. Läuft's schlecht, wird's retourniert, schneller als sein Schatten.
- Dass ein Wegfall der Preisbindung automatisch zu niedrigeren Verbraucherpreisen führt, würde ich gar nicht vermuten, weil ja die Wertschöpfungskette weiter funktionieren muss. Allerdings wird in Deutschland immerzu das Sterben der Buchhandlungen lamentiert, OBWOHL wir noch eine Preisbindung haben. Offenbar funktioniert sie also nicht so einfach.
Wo ich nicht zustimmen kann, ist die Preisstabilität von Büchern. Ich glaube, ich müsste nicht lange suchen, um Taschenbücher in meinem Regal zu finden, die ca 2000 erschienen sind und damals 10 DM gekostet haben (die großformatigen Paperbacks von Terry Pratchett waren dann aber schon bei 15 DM). Ein paar Jahre später nach der Euro-Einführung lagen Taschenbücher aber auch schon bei 8 - 10 Euro, was nicht ganz eine Verdoppelung, aber ein steiler Anstieg war. Immerhin hat es sich einigermaßen auf diesem Niveau gehalten, aber generell scheinen mir Verlage in den letzten Jahren zu versuchen, Bücher wertiger herzustellen (größeres Format, Klappbroschur, Glanzcover etc), um dann einen Preis von 15 Euro rechtzufertigen. Allerdings kosten solche Bücher in der Herstellung bei hoher Auflage faktisch nur wenig mehr im Vergleich zu einem popeligen Durchschnittstaschenbuch. (An dieser Stelle verweise ich auf die Argumentation der Verlage, E-Books könnten nicht billiger werden, weil Druckkosten ja nur einen geringen Teil der Gesamtkalkulation an einem Buch ausmachen.)
Was das Thema angeht, wie viel die Autor*innen verdienen: Es ist kein Geheimnis, dass die Regel ungefähr ist: Man bekommt 5 bis 10 Prozent vom Netto-Ladenverkaufspreis eines Printbuchs (natürlich gibt's Ausreißer nach oben und unten, und Hardcover und E-Books werden anders angesetzt). Beispiel: Buch kostet im Laden 9,99 Euro = netto 9,34 Euro. Autor*in erhält als Tantiemen: 0,47 Euro bis 0,93 Euro.
- In aller Regel erhält man einen Vorschuss, der dann mit diesen Umsätzen verrechnet wird. Und wenn man keinen Bestseller schreibt, bleibt's bei diesem Vorschuss.
- Oft sind diese Tantiemen gestaffelt, also dass es ab sagen wir 100.000 Verkäufen ein oder zwei Prozent mehr gibt.
- Leider wird von einigen Verlagen gern getrickst, dass die Tantiemen vom "Verlagsabgabepreis" berechnet werden. Wie du sagtest: Manche Händler wollen mehr Prozent vom Verkaufspreis haben, und das drückt dann auch die faktischen Einnahmen für die Kreativen. Übrigens für mich als Autor auch ein Argument GEGEN die Buchpreisbindung: In der Realität wird mit diesen Rabatten sowieso schon hin und her geschoben, wie man lustig ist, da ändert ein fixer Verkaufspreis auch nicht viel.
(An dieser Stelle der Hinweis: unbedingt sogenannte Druckkostenzuschussverlage meiden.
https://neinzudruckkostenzuschussverlag ... ge_53.html )