Honorare
Verfasst: Do 10. Jun 2021, 18:08
Vielen Dank für die spannende Folge, ihr Beiden! Ich liebe ja auch eure Sammelfolgen und bewundere es, dass ihr über den normalen Podcast es schafft, noch zusätzliche Bücher zu lesen.
Zu dem Thema der Buchbranchenförderung möchte ich noch ein paar Gedanken mit euch teilen. Zunächst einmal ist mir die Studie auch sauer aufgestoßen, zumal die Branche bereits schon sehr gepampert wird mit diversen Preisen, die über das Jahr hinweg vergeben werden. Ein Beispiel ist hier der Verlagspreis, bei dem dieses Jahr ganze 63 Verlage im Gießkannensystem eine Förderung erhalten haben - ironischerweise gab es dann auch noch kritische Kommentare im Börsenblatt, dass einige der Verlage bereits im letzten Jahr den Preis erhalten haben und dies ungerecht sei.
Allerdings finde ich, dass ihr die wirtschaftliche Perspektive bei eurer Kritik gegenüber Autorenhonoraren und der Buchkalkulation im Generellen ein wenig zu sehr außer Acht lasst. Verlage sind in erster Linie Wirtschaftsunternehmen und der gesellschaftliche Auftrag, das Kulturgut Buch voranzutreiben, muss bei kalkulatorischen Gedanken immer hintenan stehen. Wenn man sich einmal eine Buchkalkulation im Detail anschaut, dann kann man erkennen, dass ein Autorenhonorar von etwa 10% Sinn ergibt. Hier eine Kalkulation eines mittelständischen Verlages:
Ladenpreis 11,90€
- Mehrwertsteuer (7%) 0,78€
= Netto-LP 11,12€
- Buchhandelsrabatt (40%) 4,45€
= Netto-Verlagserlös 6,67€
- Vertriebskosten (15% vom Netto-Verlagserlös) 1,00€
- Honorar (10% vom LP) 1,20€
- variable Herstellungskosten (24%) 1,60€
- auflagenfixe Kosten 0,6€
= Deckungsbeitrag des Verlages 2,27€
Wenn man dann den E-Book-Preis auseinandernimmt, dann sieht die Kalkulation meist so oder so ähnlich aus:
Ladenpreis 11,90€
-Mehrwertsteuer (7%) 0,78€
= Netto-LP 11,12€
-Buchhandelsrabatt 4,00€
= Netto-Verlagserlös 7,12€
- Digitale Distribution 0,85€
- Honorar (20% vom Netto-Verlagserlös) 1,42€
- Auflagenfixe Kosten (Konvertierung etc.) 1,15€
- E-Book spezifische Infrastruktur 0,60
= Deckungsbeitrag 3,10€
Beim Deckungsbeitrag sind übrigens noch nicht die Verlagsgemeinkosten wie Personal etc. eingerechnet, hier handelt es sich also nicht um den reinen Gewinn für den Verlag. So habe ich die Verlagskalkulation gelernt, ich weiß, dass in der Praxis viele Verlage gar nicht eine solche Rechnung aufstellen, um ihre Preise und Honorare zu kalkulieren, sondern "nach Gefühl" gehen (dies ist aber ein anderes Thema). Vielleicht wäre es einmal spannend zu sehen, Falco, wie die Kalkulation bei den Verlagen aussieht (sollten sie eine solche haben), bei denen du verlegt wirst.
Bei der Ebookrechnung kann man auch schön sehen, dass die Bereitstellung, Distribution und Wartung von Ebooks eben nicht, wie Falco sagt, vernachlässigbar gering sind. Dies ist eine gefährliche Annahme, die es leider auch immer wieder von Verlagsmenschen gibt. Das führt dazu, dass dann für den Ebookvertrieb und dessen Wartung niemand eingestellt wird, sondern dies alles nebenher laufen muss, von häufig überfordertem Personal. So etwas erfordert Informatikkenntnisse, die nur sehr wenige Verlagsmenschen haben, und dann kann das ja auch alles nichts werden. Wenn die Digitalisierung vorangetrieben werden soll, und da bin ich ganz bei dir, Falco, dann muss man auch bereits bei solch trivial erscheinenden Dingen wie der Aufgabenverteilung und dem Know How der Verlagsangestellten beginnen und damit enden, dass man das Bewusstsein in der Branche und beim Endverbraucher schärft, dass Ebooks nun mal in der Herstellung ähnlich teuer wie Printbücher sind.
Zu dem Thema der Buchbranchenförderung möchte ich noch ein paar Gedanken mit euch teilen. Zunächst einmal ist mir die Studie auch sauer aufgestoßen, zumal die Branche bereits schon sehr gepampert wird mit diversen Preisen, die über das Jahr hinweg vergeben werden. Ein Beispiel ist hier der Verlagspreis, bei dem dieses Jahr ganze 63 Verlage im Gießkannensystem eine Förderung erhalten haben - ironischerweise gab es dann auch noch kritische Kommentare im Börsenblatt, dass einige der Verlage bereits im letzten Jahr den Preis erhalten haben und dies ungerecht sei.
Allerdings finde ich, dass ihr die wirtschaftliche Perspektive bei eurer Kritik gegenüber Autorenhonoraren und der Buchkalkulation im Generellen ein wenig zu sehr außer Acht lasst. Verlage sind in erster Linie Wirtschaftsunternehmen und der gesellschaftliche Auftrag, das Kulturgut Buch voranzutreiben, muss bei kalkulatorischen Gedanken immer hintenan stehen. Wenn man sich einmal eine Buchkalkulation im Detail anschaut, dann kann man erkennen, dass ein Autorenhonorar von etwa 10% Sinn ergibt. Hier eine Kalkulation eines mittelständischen Verlages:
Ladenpreis 11,90€
- Mehrwertsteuer (7%) 0,78€
= Netto-LP 11,12€
- Buchhandelsrabatt (40%) 4,45€
= Netto-Verlagserlös 6,67€
- Vertriebskosten (15% vom Netto-Verlagserlös) 1,00€
- Honorar (10% vom LP) 1,20€
- variable Herstellungskosten (24%) 1,60€
- auflagenfixe Kosten 0,6€
= Deckungsbeitrag des Verlages 2,27€
Wenn man dann den E-Book-Preis auseinandernimmt, dann sieht die Kalkulation meist so oder so ähnlich aus:
Ladenpreis 11,90€
-Mehrwertsteuer (7%) 0,78€
= Netto-LP 11,12€
-Buchhandelsrabatt 4,00€
= Netto-Verlagserlös 7,12€
- Digitale Distribution 0,85€
- Honorar (20% vom Netto-Verlagserlös) 1,42€
- Auflagenfixe Kosten (Konvertierung etc.) 1,15€
- E-Book spezifische Infrastruktur 0,60
= Deckungsbeitrag 3,10€
Beim Deckungsbeitrag sind übrigens noch nicht die Verlagsgemeinkosten wie Personal etc. eingerechnet, hier handelt es sich also nicht um den reinen Gewinn für den Verlag. So habe ich die Verlagskalkulation gelernt, ich weiß, dass in der Praxis viele Verlage gar nicht eine solche Rechnung aufstellen, um ihre Preise und Honorare zu kalkulieren, sondern "nach Gefühl" gehen (dies ist aber ein anderes Thema). Vielleicht wäre es einmal spannend zu sehen, Falco, wie die Kalkulation bei den Verlagen aussieht (sollten sie eine solche haben), bei denen du verlegt wirst.
Bei der Ebookrechnung kann man auch schön sehen, dass die Bereitstellung, Distribution und Wartung von Ebooks eben nicht, wie Falco sagt, vernachlässigbar gering sind. Dies ist eine gefährliche Annahme, die es leider auch immer wieder von Verlagsmenschen gibt. Das führt dazu, dass dann für den Ebookvertrieb und dessen Wartung niemand eingestellt wird, sondern dies alles nebenher laufen muss, von häufig überfordertem Personal. So etwas erfordert Informatikkenntnisse, die nur sehr wenige Verlagsmenschen haben, und dann kann das ja auch alles nichts werden. Wenn die Digitalisierung vorangetrieben werden soll, und da bin ich ganz bei dir, Falco, dann muss man auch bereits bei solch trivial erscheinenden Dingen wie der Aufgabenverteilung und dem Know How der Verlagsangestellten beginnen und damit enden, dass man das Bewusstsein in der Branche und beim Endverbraucher schärft, dass Ebooks nun mal in der Herstellung ähnlich teuer wie Printbücher sind.