falko hat geschrieben: ↑Do 2. Feb 2023, 06:21
KLS hat geschrieben: ↑Mi 1. Feb 2023, 22:23Und genau das ist Teddy, ein Kind dem von außen vorgegeben wird, dass sein Geschlecht nicht zu ihm passt, zu seinem expliziten Schaden. Sie muss aus den Fängen der schlechten Menschen gerettet und zum leiblichen Vater gebracht werden.
Das innere Bedürfnis einem anderen Gender anzugehören ist faktisch der wichtigste Punkt um transgender zu sein, da hast du völlig Recht.
Aber dieser notwendige Punkt wird von transphoben negiert und als von außen eingegeben, als Gehirnwäsche dargestellt.
Damit ist Teddy genau das, wie die Momentane reaktionäre Diskussion über Transgeschlechtliche diese denken.
Ich sehe, was du meinst, aber genau dieser Punkt ist nicht der Fall in diesem Story-Konstrukt. Da geht es nicht um innere Bedürfnisse oder falsche Zuweisungen aufgrund biologischer Merkmale, sondern ganz banal um die Verschleierung eines Verbrechens, und auch, dass die Eltern gegenüber Mallory ihr Kind offensiv als transgender bezeichnen, ist Teil dieser absurden Tarnung. Wie gesagt im Cast, ich habe das Buch sehr gern gelesen, und mit der Schlussszene hat es mich auch versöhnt zurückgelassen. Vielleicht passt der Begriff "Exploitation" hier ...
-SPOILERS-
Genau das. Im Buch wird das Geschlecht des Kindes durch die "Bösen" umgedreht, weil sie das Mädchen als Jungen tarnen müssen. Und dann treiben sie es mit dieser Tarnung zu weit, wie mit allem anderen auch. Und dann wird am Ende beschrieben, wie die Ärzte dem Kind im Zuge der anschliessenden Therapie die freie Entscheidung lassen, mit welchem gender es sich identifiziert, da sie selbst nicht wissen können, oder gar normativ vorgeben wollen, wie die Ereignisse hier einen Effekt auf die subjektive Geschlechtsidentität des Kindes hatten. Und das, dieser Entscheidungsspielraum, ist doch, wenn wir das überhaupt anlegen müssen, eine implizite positiv-konstruktivistische Anerkennung der Tatsache, dass da Spielraum
besteht und
gut ist. (Und dann entscheidet sich das Kind eben zu "Mädchen", sehe aber keinen Grund, warum diese Entscheidung jetzt unplausibel sein sollte, gerade vor dem Hintergrund des Traumas mit dem die "Jungen"-Phase abgeschlossen wurde)
Ich verstehe nicht wie man aufgrund dieser Dinge am Schluss jetzt eine Tangente zu Transgender-Problematiken oder sogar -phobie aufseiten des Autors ziehen kann. Es ist doch nur eine fiktive Geschichte. Dann könnte man ja auch behaupten, der Autor befördere den Aberglauben an Geister durch dieses Buch. Ich meine, vielleicht tut er das ja auch, also an Geister glauben und so, aber diese Tangente ist doch eher abenteuerlich und unsinnig, und für das Werk an sich vollkommen egal und es finden sich keine Belege für einen festen Glauben an Geister aufseiten des Autors, weil sie eben immer auch nur Vehikel in seiner fiktiven Geschichte sind. Genau dasselbe kann man imo über die Geschlechtsfrage bei Teddy sagen, die ja letztlich primär als
Twist drin ist, also als ein Stück mit Funktion in der Geschichte und ihrer Dramaturgie.
--
Habe den Podcast noch nicht gehört, kommt aber bald dran, und kann nur sagen: der Stil des Romans und die Fluffigkeit mit welcher der Autor schreibt haben mir persönlich sehr gefallen, wie schon woanders geschrieben - ein page turner. Meine Kritik wäre in erster Linie, dass das hier in keinster Weise unter Horror fällt, imo, obwohl das vom Verlag so beworben wird. Das ist Etikettenschwindel, mag ich nicht. Gerade die Ebene mit den Bildern die (super eingefügt) im Text erscheinen - anfangs noch toll und creepy, also die Kinderzeichnungen, und nachher nur noch straightforward Kitsch, genauso wie die Story in Kitsch-Bereiche driftet ab ungefähr der Hälfte, meines Erachtens. Und sehr viele MacGuffins und faule tropes drin, boy. Also das mit der Unfall-Vorgeschichte als Grund für Schuldgefühle und Drogen (zigmal in Serien und Büchern schon so gesehen), Adrian als white knight und plot device (irgendwer muss ihr ja glauben), moralisch verdorbene weiße Vorstädter inklusive übergriffigem Ehemann (Lynch oder Breaking Bad oder Desparate Housewives und zig andere lassen grüßen), der Showdown im Wald... Alles sehr einfallslos bzw. wahrscheinlich bewusst im Bereich des Bekannten und Erwartbaren gehalten.
Wenn ich dem Autor was vorwerfen würde, dann eben genau das, dass er gezielt auf Mainstream gegangen ist, indem es weder richtig weird wird (also hinsichtlich Grusel oder Gewalt), noch das wirklich neue Storypfade gegangen werden. Zeigt sich imo auch in der Art wie er die Beziehung und angedeutete Sexszene der Protagonistin mit ihrem Love-interest schreibt, nämlich gar nicht, was für einen Roman schon recht prüde ist. #stephenkingwouldnever
Insofern, bereue es nicht es gelesen zu haben aber weiterempfehlen würde ich es auch keinesfalls, zumindest nicht für Horrorfans. Bin nun gespannt auf eure Meinung im Cast!